Altenheime testen vermehrt vor dem Fest
Dank Schnelltests sehen sich viele Heime in der Region gut auf die Feiertage und erhöhtes Besucheraufkommen vorbereitet. Doch für die Bewohner wird es nur ein kleines Weihnachten geben.
DÜSSELDORF Für Markus Lowis hat die Pandemie durch die Antigen-Schnelltests ein wenig von ihrem Schrecken verloren. „Wir haben das bei uns im Haus mit wöchentlichen Tests ganz gut im Griff“, sagt der Geschäftsführer des Evangelischen Altenzentrums Hückelhoven. Bisher gab es weder unter Bewohnern noch unter Mitarbeitern Corona-Fälle zu verzeichnen. Das sei einerseits zwar Glückssache, andererseits Ergebnis eines konsequenten Hygiene-Managements. Lowis ist optimistisch, dass auch die bevorstehenden Feiertage mit einem möglicherweise erhöhten Besucheraufkommen daran nichts ändern werden.„Wir werden aber nach Weihnachten Personal und Mitarbeiter einmal komplett durchtesten“, sagt er.
DasVirus aus den Heimen herauszuhalten, um die sogenannten vulnerablen, also besonders verletzlichen Gruppen zu schützen, ist eine der obersten Direktiven in der Corona-Pandemie. Ist die Sterberate bei den über 80-Jährigen doch extrem hoch. Für alle Alten- und Pflegeheime bedeutet dies eine enorme Kraftanstrengung, die sich durch die Festtage am Jahresende potenziert. Deshalb bereiten sich die Heime schon jetzt darauf vor, den Ansturm zu organisieren. Nicht nur wegen der Schnelltests sehen sich alle gut vorbereitet. Im HeinrichGrüber-Haus der Diakonie NeussSüd wurden alle Angehörigen angeschrieben, bis 1. Dezember lief die Anmeldung für Heiligabend. „Weil es voller wird als üblich, testen wir an diesem Tag jeden Besucher“, sagt Geschäftsführerin Karen Rothenbusch. Ihre Devise: So viel Normalität ermöglichen, wie machbar ist.
Auch Christiane Lage-Rothkirch, zuständig für das Seniorenpflegeheim Haus Rothkirch in Isselburg im Kreis Borken, möchte vor allem, dass die Bewohner vor sozialer Isolation bewahrt werden.„Das ist eine extreme Herausforderung“, sagt sie, auch weil es in ihrem Haus vor einem Monat einige Corona-Fälle gab und sich dies nicht wiederholen soll. Nun werden wöchentlich Mitarbeiter, Bewohner und Stammgäste getestet. „Hätten wir diese Schnelltests schon früher gehabt, hätten wir die Infektionen vielleicht verhindern können“, sagt Lage-Rothkirch. Alle Angehörigen werden vorab angerufen. Jeder muss sich am Montag vor Heiligabend testen lassen, darf dann kommen und sich im Haus frei bewegen.
Grundsätzlich erlaubt laut Allgemeinverfügung sind in allen Heimen zwei Besuche pro Bewohner pro Tag, dabei dürfen jeweils zwei Personen dabei sein. Am Eingang müssen sich die Besucher einem sogenannten Screening unterziehen, so wird unter anderem nach Erkältungssymptomen und Kontakten gefragt sowie Fieber gemessen. Nur wer in den letzten 48 Stunden Beschwerden hatte, wird getestet. Manche weigern sich aber auch. Lowis war bei einem renitenten Fall schon einmal kurz davor, die Polizei zu rufen. Zum Glück sei das die Ausnahme. Rothenbusch und Lage-Rothkirch hatten in ihren Häusern kei
Christiane Lage-Rothkirch Pflegeheim Haus Rothkirch in Isselburg
nerlei Probleme mit Besuchern, alle hätten sich bislang einsichtig und kooperativ verhalten. „Bei uns lassen sich sogar erstaunlich viele freiwillig testen“, sagt Rothenbusch.
Wollen Angehörige unangemeldet an Weihnachten ihre Verwandten besuchen, werden sie nicht abgewiesen, müssen sich aber etwa in Neuss und Isselburg testen lassen. Wer Symptome zeige und sich dem Schnelltest verweigere, dem dürfe man auch den Zugang zum Heim verwehren, sagt Lage-Rothkirch. Um all das gewährleisten zu können, müssen die Häuser an diesen Tagen zusätzliches Personal vorhalten. In Hückelhoven etwa werden alle Besucher bis zum Zimmer begleitet, um Kontakte mit anderen Heimbewohnern und damit Ansteckungsrisiken zu vermeiden. Überall dürfen die Senioren zudem von ihren Angehörigen für sechs Stunden nach Hause geholt werden. Ein Punkt, den Lage-Rothkirch etwas skeptisch beurteilt: „Wir wissen ja nicht, wie viele Kontakte das bedeutet.“Unter anderem deshalb will beispielsweise Markus Lowis nach den Feiertagen sein Haus durchtesten lassen, um Gewissheit zu haben.
Auch in den Heimen des Caritasverbands Region Mönchengladbach – Rheydt, Neuwerk, Giesenkirchen und Holt – werden einmal wöchentlich Bewohner und Mitarbeiter getestet. In Holt hatte es zuletzt einen größeren Corona-Ausbruch mit 20 infizierten Bewohnern und zehn infizierten Mitarbeitern gegeben, mittlerweile hat sich die Lage gebessert. „Die Schnelltests geben jetzt mehr Sicherheit“, sagt Verbandssprecher Georg Maria Balsen. Für Weihnachten gilt bei der Besuchsregelung die Allgemeinverfügung, Anmeldungen sind nicht notwendig, auch eigens getestet werde nicht. „Die Häuser stehen aber in Kontakt mit den Familien“, sagt Balsen, und die große Mehrheit der Angehörigen gehe verantwortungsvoll mit der Situation um. Es werde alles versucht, den Bewohnern unter den derzeit schwierigen Bedingungen ein schönes Fest zu ermöglichen. Aber natürlich hat die Pandemie Folgen für die Feierlichkeiten in den Heimen. „Das findet alles auf Sparflamme statt“, sagt Lowis. Wohnbereiche dürften nicht gemischt werden und die Gruppen nicht zu groß sein. Dennoch wolle man weihnachtliche Atmosphäre bieten, habe etwa den Garten illuminiert. Kleine Feiern wird es geben, aber ohne Gesang. „Das dürfen wir leider nicht zulassen“, sagt Lowis.
Auch Rothenbusch will den Bewohnern trotz der widrigen Umstände ein schönes Fest bieten.„Das ist mir wichtig“, betont sie. So gibt es einen Weihnachtsgottesdienst in diesem Jahr nur mit Bewohnern. Im Caritasverband Mönchengladbach wurden gemeinsame Angebote für Bewohner und Besucher, wie etwa das Adventcafé, gestrichen. Auch in Isselburg fallen die Feiern kleiner aus. Aber ganz darauf verzichten will Lage-Rothkirch nicht. „Dieses Jahr“, sagt sie, „zelebrieren wir eben Weihnachten light.“
„Dieses Jahr zelebrieren wir Weihnachten light“