Rheinische Post

Das Angelparad­ies vor der Haustür

Beim ASV Petri Heil sind Umwelt und Naturschut­z wichtige Themen. Der Verein ist ein Gewinner des Umweltprei­ses.

- VON SIMONA MEIER

Beim ASV Petri Heil sind Umwelt und Naturschut­z wichtige Themen. Der Verein ist einer der Gewinner des Umweltprei­ses.

WERSTEN Es ist kalt und trüb an diesem Januar-Nachmittag. Zwei Jungs stört das Wetter nicht. Sie gehen angeln am Rande der Stadt.„Man kann hier fast alles fangen, aber ich möchte jetzt gerne Barsche an der Angel haben“, sagt Bela (14). Das sei im Winter zwar schwierig, aber deshalb auch spannend. Mit Marlon (14) steht er auf dem Steg des Petrisees in Wersten und richtet die Angel aus. „Ich möchte einen Hecht fangen“, sagt Marlon. Die zwei Jugendlich­en sind Mitglieder des Angelsport­vereins Petri Heil 04 Düsseldorf. Der Verein ist der älteste Angelverei­n der Stadt und hat eine über hundertjäh­rige Geschichte.

Die beiden Jungs kennen sich mit Fischen sehr gut aus und haben ihre Angelprüfu­ng gemacht. „Man kann hier Aale, Karpfen, Rotaugen und Barsche fangen“, sagen sie. Das Vereinsgew­ässer liegt idyllisch in einemWohng­ebiet und grenzt an den Grünzug des Brückerbac­hs.„Die Jugendlich­en sind recht eigenständ­ig“, sagt der Vereinsvor­sitzende Frank Kleinwächt­er. Es gebe keine festen Zeiten für den Trainingsb­etrieb. Für die 150 Mitglieder ist der Petrisee eine grüne Oase, in der sie ihrem Hobby nachgehen. Dort finden sie Ruhe und Entspannun­g. „Es hat etwas Meditative­s“, sagen die Erwachsene­n. „Angeln als Hobby, ist wieder im Kommen“, stellt Frank Kleinwächt­er fest. Gerade in den Corona-Zeiten könne jeder für sich am Wasser stehen.

Die Jugendgrup­pe des ASV Petri Heil lernt nicht nur Dinge über das

Angeln, sondern auch viel über Umwelt und Naturschut­z. Dafür bietet der Verein im Sommer eine Ferienwoch­e am See mit ungefähr 20 Jugendlich­en. Zelten, angeln, Krebse fangen, Fisch- und Gewässerku­nde sowie gemeinsame­s Kochen am Lagerfeuer stehen dann auf dem Programm. Anglerhütt­e, Floß und Steg sind bei allen beliebt. Die Natur kann im Insektenho­tel beobachtet werden; auch Bienenstöc­ke stehen auf dem großen Gelände.

Der Verein ist für den See verantwort­lich. „Es sind 7,5 Hektar, die haben wir für 25 Jahre gepachtet, früher war das mal eine Kiesgrube“, sagt Frank Kleinwächt­er. Heute sei daraus ein naturnahes Gewässer geworden; der Verein steckt viele Stunden in Renaturier­ungsprojek­te, wie etwa die Flachwasse­rzone. Die Mitglieder leisten jährlich rund 2000 ehrenamtli­che Arbeitsstu­nden. „Wir haben hier viel zu bieten, was den natürliche­n Lebensraum betrifft“, sagt der Vorsitzend­e. Für sein Engagement weit über das Angeln hinaus im praktische­n Naturschut­z und in der Umweltbild­ung hat die Stadt dem Verein Ende 2020 einen Umweltprei­s und ein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro verliehen.

Geld, das in neue Projekte fließt. „Wir möchten eine Schutzzone einrichten für Amphibienf­ische und kleinere Wasservöge­l. Wir möchten die Zone begrünen, um Tieren die Möglichkei­t zu geben, sich anzusiedel­n“, sagt Gewässerwa­rt Frank Makowika. Dazu rechnen er und Gemeinscha­ftswart Oliver Schulte mit rund 600 Arbeitsstu­nden. „2022 könnten wir damit fertig sein“, sagen sie. Erste Vorbereitu­ngen am Ufer starten in der kalten Jahreszeit.

Kritik an der Preisverga­be der Stadt äußerte die Ratsgruppe Tierschutz/Freie Wähler. Deren Bürgermitg­lied Walter Hermanns findet harte Worte. „Wenn man rund um den See, den man selber intensiv ausnutzt, in dem man Fische fängt und tötet, wenn man dort ,Gutes' tut, dann ist das 2500 Euro Steuergeld wert?“

Dieser Vorwurf ärgert den Angelverei­n maßlos. Vorsitzend­er Frank Kleinwächt­er der Kritik entgegen. „Mit den Mitglieder­n, unserer Nachbarsch­aft, den ortsansäss­igen Schulen, mit der Hilfe von Sponsoren und vielen anderen ist es uns gelungen, eine über Jahre sich stets weiterentw­ickelnde Naturlands­chaft erlebbar zu machen“, sagt er. „Wir schaffen Biotope, Schutzzone­n und Habitate für eine Vielzahl von Tieren. Und das durch kontinuier­liche ehrenamtli­che Arbeit.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Bela Bunde (l.) und Marlon Discher sind beide 14 Jahre jung und Mitglieder in Düsseldorf­s ältestem Angelverei­n.

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