Auch Sputnik muss eine Option sein
Es läuft nicht. Wieder kommt Deutschland beim Impfen nicht richtig voran. Erst fehlt Impfstoff, dann gibt es Ärger darüber, wann die Hausärzte das Vakzin erhalten, damit die Impfkampagne endlich Tempo aufnimmt. Und jetzt haben die Behörden in Deutschland vorerst – bis zur weiteren Klärung – das Impfen mit dem Wirkstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca gestoppt. Eine Vorsichtsmaßnahme.
Die Impfkampagne wird zur Gratwanderung. Wieder warten Menschen auf Impfstoff, wieder steht ein Land in der Warteschleife. Wie war das noch mal? Bis September – bezeichnenderweise bis knapp vor der Bundestagswahl – sollen alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot haben, die geimpft werden möchten, hatte die Kanzlerin versprochen. Davon sind Bund und Länder Stand heute weit entfernt.
Wer die Pandemie als weltweiten Angriff eines Virus auf uns alle begreift, der kommt an der Erkenntnis nicht vorbei, dass alle Möglichkeiten zu Schutz und Abwehr ergriffen werden müssen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mehrfach mit Russlands PräsidentWladimir Putin über Perspektiven einer gemeinsamen Impfstoffproduktion telefoniert. Politisch wäre der Einsatz des russischen Wirkstoffs Sputnik V heikel, außerdem ist Sputnik nicht gemeinsam produziert. Ein Einsatz könnte zudem die Schenkelklopfer im Kreml beflügeln, dass es die reiche Europäische Union für ihre Bürger nicht auf die Reihe kriegt. Trotzdem sollte in dieser Lage, in der es auf Tempo ankommt und zig Millionen Impfdosen allein in Deutschland fehlen, zumindest geprüft werden, wie sicher der Sputnik-Impfstoff ist und ob er zugelassen werden kann. DasVirus fragt nicht, ob die Steine für die Schutzmauer aus Deutschland, Großbritannien, den USA oder Russland kommen. Es greift an, wo es kann.