Schulöffnungen zurücknehmen
Als Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer vor knapp zwei Wochen die weitere Öffnung der Schulen im Land ankündigte, war die Welt noch eine andere. Grundschullehrer hatten gute Aussichten, geimpft zu werden. Die Corona-Inzidenzwerte stagnierten und lagen bis auf wenige Ausnahmen in allen nordrhein-westfälischen Kommunen deutlich unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche. Ein Selbsttest pro Schüler und Woche war angekündigt. Jedoch: Keine dieser Voraussetzungen ist heute mehr gegeben.
Die Schulen für die Klassen fünf bis zehn zu öffnen, war ohnehin schon vor zwei Wochen ein großes Wagnis. Die Landesregierung rechtfertigte dies so kurz vor den Ferien damit, dass sonst zu viele Kinder verloren gingen. Tatsächlich zeigen Berichte von Ärzten, dass Kinder zunehmend psychisch auffällig werden. Aber: Raum- und Personalnot in den Schulen führen dazu, dass viele Schülerinnen und Schüler im Wechselmodell bis zu den Osterferien insgesamt nur an zwei Schultagen in der Schule sind. Der emotionale Nutzen für die Kinder dürfte überschaubar sein.
Hinzu kommt, dass die neue Fülle in den Schulen die Abschlüsse gefährdet. Bisher ist es trotz Pandemie immerhin gelungen, den Schulabgängern einen qualifizierten Abschluss zu ermöglichen. Infektionsketten und Quarantänefälle in den Schulen könnten dies in diesem Jahr deutlich erschweren.
Wenn es aber um den Gesundheitsschutz in den Schulen noch schlechter bestellt ist als angekündigt und die Öffnungen nicht einmal wie erwartet umgesetzt werden können, dann haben sie in der aktuellen Situation keinen Sinn mehr. Dann sollten zumindest die jüngsten Schulöffnungen bis zu den Osterferien wieder zurückgenommen werden.