Düsseldorfer nimmt Tochter aus Schule
Christian Schaefer will, dass sein Kind nur zu Hause lernt. Seine Klage wurde abgewiesen. Trotzdem wird er seine Tochter nicht in die Schule schicken. Vor allem ausbleibende Schnelltests sorgen zudem für Verunsicherung.
Christian Schäfer will, dass sein Kind zu Hause lernt. Das Gericht wies die Klage ab. Nun wird er seine Tochter nicht in die Schule schicken.
DÜSSELDORF Der Streit um den Präsenzbetrieb in Schulen spitzt sich auch in der Landeshauptstadt weiter zu. So will der Düsseldorfer Christian Schaefer trotz einer in dieser Woche verlorenen Normenkontroll-Klage beim Oberverwaltungsgericht in Münster seine Tochter in der Woche vor den Osterferien aus der Schule nehmen. Damit riskiert er Bußgelder und einen Konflikt mit den Behörden. Parallel steigt an vielen Schulen die Unzufriedenheit mit weiterhin ausbleibenden Schnelltests.„Die Nerven liegen hier teilweise blank“, sagt Kristina Mandalka, Leiterin der Georg-Schulhoff-Realschule in Vennhausen.
Mit seiner Klage wollte Schaefer erreichen, dass seine Tochter an den Präsenztagen ihrer Grundschule in Flehe nicht teilnehmen muss. „Wir wollten niemandem etwas verbieten, aber für uns die Möglichkeit schaffen, selbst zu entscheiden, ob wir amWechselmodell teilnehmen“, sagt er. Doch das Gericht lehnte das ab. Auch deshalb, weil Schaefer und seine Anwälte unter anderem mit einer Ungleichbehandlung zwischen Grundschülern und den Kindern, die weiterführende Schulen besuchen, argumentiert hatten. Letztere waren zum Zeitpunkt, als der Eilantrag gestellt worden war, noch nicht wieder vollständig in die Teil-Präsenz zurückgekehrt. Das ist inzwischen anders. An der Haltung des IT-Fachmanns ändert der Richterspruch nichts. „Das Recht auf Leben und Gesundheit ist mir so wichtig, dass ich unsere Tochter aus der Schule lassen werde“, sagt Schaefer.
Dass diese Entscheidung Konsequenzen hat, weiß er. Denn in NRW ist aktuell die Anwesenheit an den Präsenztagen Pflicht. Ausnahmen, über die die Schulleitung entscheidet, beschränken sich vor allem auf vorerkrankte Kinder und deren Angehörige. Und das trifft auf die Familie nicht zu. Dass die Leiterin der Grundschule seinemVorgehen deshalb nicht zustimmen wird, ist dem Vater klar. „Als Familie vertreten wir das aber, weil es unser Recht ist, uns vor dem lebensbedrohlichen Coronavirus zu schützen“, sagt Schaefer.
Tatsächlich könnte gegen ihn ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden, wie die Bezirksregierung am Donnerstag auf Anfrage mitteilte. Die in der Landesverfassung verankerte Schulpflicht sei ein hohes Gut, sagte eine Sprecherin, ein Wahlrecht der Eltern über den Schulbesuch ihrer Kinder sei damit nicht zu vereinbaren. Nun drohen Schaefer im ersten Schritt womöglich 100 Euro Bußgeld für einen versäumten Schultag. „Wenn so etwas länger geht, kann sich das auf 1000 Euro erhöhen“, sagt der Düsseldorfer. Doch so weit werde es wohl nicht kommen, hofft er.„Die Pandemie ist so dynamisch, dass die Schulen nach Ostern ohnehin geschlossen bleiben.“
Ein Instrument, das den Infektionsschutz in den Schulen verbessern soll, lässt indes weiter auf sich warten: Die Schnelltests, die ab Dienstag im Einsatz sein sollten, sind in vielen Schulen immer noch nicht eingetroffen. „Das ist sehr frustrierend“, sagt Kristina Mandalka. „So sind alle, Schüler wie Lehrer, einem hohen Risiko ausgesetzt“, so die Pädagogin. Zudem sei bislang nur vorgesehen, die Schüler alle zweiWochen zu testen – zu wenig, findet sie. Das zuständige NRW-Bildungsministerium teilt auf Anfrage mit, dass die Versendung von 1,8 Millionen Tests „bereits in diesen Tagen“begonnen habe, der Versand laufe planmäßig. 600 Schulen bekämen derzeit pro Tag insgesamt 300.000 Selbsttests, weitere Tests würden zeitnah beschafft.
Die Doppelbelastung der Lehrer im Wechselmodell sei erheblich, sagt Kerstin Abs, die das Marie-Curie-Gymnasium in Gerresheim leitet. Dennoch hält sie es aktuell für die beste Variante. „Die Schüler freuen sich sehr, wieder hier zu sein“, sagt Abs. Zwei Mal die Woche komme eine Ärztin und teste das gesamte Kollegium durch. Dass noch vor den Ferien Schnelltests eintreffen, hofft Michael Biallas, stellvertretender Leiter der Dieter-Forte-Gesamtschule in Eller. „Bis auf die Ankündigung habe ich nichts dazu gehört, aber es wäre sehr wünschenswert“, sagt er. Damit dabei auch alles klappt, habe die Schule Experten aus dem Kollegium bestimmt, die in den Klassen umhergehen und behilflich sein können.