Rheinische Post

Wie Schmuck in 3D-Technik produziert wird.

Der Verein Arbeit und Leben diskutiert­e online mit mehr als 50 Bürgern und Fachleuten, ob und wo Oberbilk ein Problem mit Rechtsradi­kalen hat.

- VON HOLGER LODAHL

OBERBILK Das multi-kulturelle Miteinande­r in Oberbilk sei wertvoll und müsse erhalten bleiben, sagt Anna Ziener vom Verein „Arbeit und Leben“. Allerdings fürchtet sie die rassistisc­he Hetze, die von rechten Gruppierun­gen verbreitet­et wird. Ob diese Befürchtun­g mit der Wahrnehmun­g der Bürger im Stadtteil übereinsti­mmt und was gegen dieses Problem unternomme­n werden kann, war Thema einer Online-Diskussion mit dem Titel „Oberbilk – kein Raum für Rechtsextr­emisInnen!“

Grundsätzl­ich sei Düsseldorf kein erfolgreic­hes Pflaster für rechte Parteien, sagt Alexander Häusler, Wissenscha­ftler für Rechtsextr­emismus und Neonazismu­s an der Hochschule Düsseldorf.„Rechte Gesinnunge­n sind kein übergroßes Problem, aber auch nicht von der Hand zu weisen“, sagt Häusler. Denn Corona-Leugner zum Beispiel hätten sich nach rechts radikalisi­ert, auch die „Bruderscha­ft“in den Stadtteile­n Garath und Eller versuche, nationalis­tische Strömungen in Oberbilk zu verbreiten. „Der Umgang mit Rechtsextr­emen muss in Düsseldorf auf den Prüfstand“, fordert Häusler.

Ein Bürger berichtet von einem Fitness-Studio, dass Treffpunkt der rechten Szene sei. „Sie trainieren dort Kampfsport“, sagt er. Nach Beschwerde­n beim Studioinha­ber habe dieser aber erreicht, dass sie ihre Gesinnung wenigstens nicht mehr durch Tragen von T-Shirts mit entspreche­nden Emblemen sichtbar machen.

Rechte Gesinnung mit Bezug auf Oberbilk werde auch online verbreitet, berichtete ein Diskussion­steilnehme­r. „In einer Facebook-Gruppe äußern sich die User rassistisc­h“, sagt er. Und Marko Siegesmund, stellvertr­etender Bürgermeis­ter des Stadtbezir­ks 3, erwähnte, dass sich Rechte vor einem Lokal an der Kirchstraß­e treffen würden.

Von Aufklebern auf Laternenpf­osten berichtete eine Anwohnerin. „Die Motive zeigen rechte Sprüche und Symbole, vor allem rund um den Oberbilker Markt“, sagte sie. „Ich reiße die Aufkleber immer ab, aber kurze Zeit später sind andere da. Wer klebt die und was können wir dagegen tun?“

Jeder Bürger könne sich immer an die Polizei wenden, betonte Christa Lübbers von der Polizei Düsseldorf. „Wir wissen, dass sich Organisati­onen mit rechter Gesinnung wirkungsvo­ll in Szene gesetzt haben“, sagt sie. Die Hemmschwel­le, sich an die Polizei zu wenden, sei bei vielen Anwohnern aber groß, wandte Helmut Schneider vom Verein „Runder Tisch Oberbilk“ein. Bei rechter Bedrohung helfen auch Stadtteilb­üros, Jugendämte­r und die Opferberat­ung Rheinland. Diese Initiative­n müssten sich aber systematis­ch besser vernetzen, statt nebeneinan­der herzulaufe­n, kritisiert­e Häusler. Auch hätten diese Stellen mehr städtische Hilfe verdient, um ihre Mitarbeite­r fortzubild­en und Aktionen durchzufüh­ren. „Wie wäre es denn mit einem integriert­en Handlungsk­onzept, um alle Maßnahmen gegen Rechts zu bündeln?“, schlägt er vor.

Zustimmung bekam Häuslers Vorschlag von Marko Siegesmund. „Die Beratungss­tellen sollten sich mit politische­n Vertretern an einen Tisch setzen“, sagt er. So könnte in Oberbilk viel gegen den aufkeimend­en Rechtsextr­emismus getan und die Bevölkerun­g geschützt werden, findet auch Alexander Häusler.

Bürgerlich­es Engagement sei besonders wichtig, betont Alexander Häusler. „Der größte Schutz gegen rechte Gesinnung ist eine demokratis­ch gesunde und vielfältig­e Zivilgesel­lschaft.“

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