Mehr Ehrlichkeit beim Impfen
Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei, der nächste Lockdown in Sicht. Und das alles, weil Deutschland beim Impfen so quälend langsam vorankommt. Daran kann auch der Impfgipfel nichts ändern. Denn auf die gute Nachricht, dass der Impfstoff von Astrazeneca wieder gegeben werden kann, folgte die ernüchternde: Aus der Offensive der niedergelassenen Ärzte wird vorerst nichts. Impfungen in den Praxen werden mit homöopathischen Dosen starten. Das liegt nicht an den Ärzten. Das Grundübel bleibt der Mangel an Impfstoff. Die Fehler, die Deutschland bei der Bestellung gemacht hat, sind hinreichend debattiert. Nun kommt es darauf an, dass die Politik das Beste daraus macht. Das heißt auch: keine Erwartungen wecken, die sie nicht erfüllen können. Effekthascherisch vor Weihnachten eingeweihte Impfzentren, die wochenlang mangels Impfstoffs ungenutzt blieben, waren das Sinnbild für leere Versprechungen in NRW.
Ehrlichkeit ist auch bei den neuen Kandidaten gefragt: Die Ost-Ministerpräsidenten sehnen den russischen Stoff Sputnik V herbei. Tatsächlich kann man den Bund nur warnen, Außenpolitik per Impfstoff zu betreiben. Doch der unverdächtige Karl Lauterbach sagt klar, dass Sputnik zwar wirksam ist, die Russen aber unrealistisch niedrige Nebenwirkungen melden. Sputnik muss die gleiche strenge Zulassung durchlaufen wie andere. Das Drama um Astrazeneca zeigt, was passiert, wenn ein Vakzin ein Imageproblem hat. Sollten nun viele Lehrer, Erzieher und Polizisten Astrazeneca ablehnen, muss der Gesundheitsminister die Impfverordnung lockern und das Vakzin Bürgern auch jenseits der Priorisierungsgruppen anbieten. Wir können es uns nicht leisten, Impfstoff im Kühlschrank zu stapeln. Denn die Pandemie wird erst enden, wenn fast alle Menschen infiziert oder geimpft sind. BERICHT PRAXEN STARTEN MIT 20 DOSEN, TITELSEITE