Rhein-Taxi baut Luftfilter in alle Autos
Der Geschäftsführer Michael Mühlin verspricht eine Luft „wie im Operationssaal“in den Taxis. So soll die Ansteckungsgefahr in den Fahrzeugen minimiert werden – und sich das Geschäft erholen können.
DÜSSELDORF Rhein-Taxi geht neue Wege, um das Risiko einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus in den Fahrzeugen so gering wie möglich zu halten. Zurzeit läuft der Einbau für alle 156 Autos der angeschlossenen Unternehmer. 20 Taxis sind schon bestückt, Ende der Woche sollen es mehr als 100 und in der nächsten Woche alle sein, sagt Geschäftsführer Michael Mühlin auf Nachfrage unserer Redaktion.
„Die Luft wird damit so sauber wie in einem Operationssaal“, sagt Mühlin. Dafür würden Filtersysteme innerhalb des Geräts sorgen, vom Hepa-Filter bis zu einer Kupferbeschichtung, dieViren und Bakterien abtöte. Mehr als neun Mal pro Stunde werde die Luft im Taxi ausgetauscht. Modell und Hersteller will Mühlin nicht öffentlich machen, da er es aus Konkurrenzgründen gewerblichen Nachahmern nicht so leicht machen wolle. „Wer sich privat dafür interessiert, kann die Information gerne von uns bekommen.“Mehr als anderthalb Monate habe Mühlin mit der Recherche verbracht, sich über knapp 20 Geräte näher informiert und sich unter anderem auf Grundlage einer Studie für das verwendete Modell entschieden. Für dieses spreche zudem, dass kein Ozon bei der Nutzung entstehe, was in kleinen Räumen kritisch zu sehen sei.
Das äußerlich an einen W-Lan-Router erinnernde Gerät im DIN-A5-Format wird vom Düsseldorfer Betrieb „Woitzik Elektronik“
in der Mitte der Hutablage montiert. Etwas kritisch hätten die Unternehmer es laut Mühlin gesehen, dass dafür ein Loch gebohrt werden muss. Am Ende hätten jedoch alle die Vorteile erkannt, sagt Mühlin, die auch über die Pandemie hinaus bestehen bleiben sollen. „Auch die Ansteckungsgefahr mit anderen Viren und Bakterien wird ja minimiert, auch Allergikern kommt die Luftreinigung sehr entgegen.“Zusätzlicher Aufwand: Der Hepa-Filter wird laut Mühlin alle drei Monate ausgetauscht, obwohl der Hersteller sechs Monate empfiehlt.
Zum Einbau gehört eine Verkabelung, sodass das Gerät automatisch mit Betätigung der Zündung in den Betriebsmodus wechselt, wie bei einem kurzen Test unserer Redaktion nachzuvollziehen ist. Signalisiert wird das von einem Piepton, ein Lichterkranz geht rund um das Gerät an, danach ist ein Ventilatorgeräusch vernehmbar. Bei 35 Dezibel liegt Mühlin zufolge der Schallpegel maximal.
Eine hohe fünfstellige Summe habe Rhein-Taxi für Anschaffung und Einbau der Luftfilter investiert, sagt Mühlin. Auch Marketingmaßnahmen wie der Druck von Flyern, Werbung auf den Fahrzeugen sowie Erklärschilder hinter den Kopfstützen der Vordersitze mussten finanziert werden. Der neue Geschäftsführer von Rhein-Taxi hofft, dass sich die Ausgaben nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen lohnen. „Wir hoffen auf mehr Bestellungen“, sagt er. Um 60 Prozent sei das Geschäft durch Corona eingebrochen. Zurzeit habe man sich auf 50 Prozent verbessert.
Die Luftfilter ergänzen das bestehende Hygienekonzept übrigens nur, sie ersetzen es nicht. Das heißt, die Fahrzeuge sollen weiterhin regelmäßig desinfiziert werden, die Fahrer Maske tragen und die Trennscheiben in den Fahrzeugen bleiben, was auch nach der Pandemie so bleiben soll. „Sie bieten dem Fahrer einen Schutz vor Übergriffen“, sagt Mühlin.
Wer ein Taxi mit Luftfilter buchen möchte, muss die Zentrale zurzeit noch darauf hinweisen. In zweiWochen sollen dann alle Fahrzeuge von Rhein-Taxi mit dem neuen System ausgestattet sein.
Bei der Taxigenossenschaft mit den meisten Fahrzeugen in Düsseldorf ist noch kein Einbau von Luftfiltern geplant. „Wir werden diese Möglichkeit prüfen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dennis Klusmeier.