Langes Warten auf Dezemberhilfe
Der Ausgleich vom Bund für ausgefallene Umsätze ist zum Teil immer noch nicht vollständig bei den Unternehmen angekommen. Für Altstadt-Gastronom Walid El Sheikh bringt das eine Reihe von Problemen mit sich.
Der Ausgleich vom Bund für ausgefallene Umsätze ist zum Teil immer noch nicht vollständig bei den Unternehmen angekommen.
DÜSSELDORF Sogar Ende April warten Gastronomen in Düsseldorf immer noch auf die Dezemberhilfe. Einer von ihnen ist Walid El Sheikh. Auch wenn er sich mit Vorwürfen zurückhält, die Folgen sind enorm.
El Sheikh ist Inhaber mehrerer Lokale in der Altstadt – Oh Baby Anna, Elephant Bar, Boston Bar und Sir Walter. Für jeden Betrieb hat er eine eigene Gesellschaft gegründet. Ausgerechnet für das größte Unternehmen, das Sir Walter, ist das Geld noch nicht da, wie El Sheikh ausführt. Bislang sei nur die Abschlagszahlung von 50.000 Euro geflossen. „Ich müsste aber weit mehr als 300.000 Euro bekommen.“
November- und Dezemberhilfe werden vom Bund als „außerordentliche Wirtschaftshilfe“bezeichnet. Das Besondere: Den in hohem Maße vom Lockdown betroffenen Unternehmen werden nicht nur Fixkosten, sondern Umsatzausfälle erstattet, in der Regel rund 75 Prozent. NachVorschusszahlungen durch die Bundeskasse sind die Länder für Prüfung und restliche Auszahlungen zuständig. FürVerzögerungen sorgten Softwareprobleme beim Start.
Bund und Land hatten zuletzt eine Art Schwarzer-Peter-Spiel betrieben, wenn es um die Verantwortung für die Verspätung ging. Der Bund verwies auf die Zuständigkeit des Landes, das Land wiederum auf die späte Übergabe der Software für die Bearbeitung der Anträge in den Bezirksregierungen Ende Januar.
„Dafür können sich die Unternehmen nichts kaufen“, sagt Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Hotelund Gaststättenverbandes Nordrhein. Für ihn ist es „ein unhaltbarer Zustand“, dass elf Prozent der Anträge auf Dezemberhilfe nicht ausgezahlt sind, wie das Wirtschaftsministerium auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt. Kolaric erklärt, welche besondere Bedeutung sie im Gegensatz zur Überbrückungshilfe habe. So könnten Gastronomen mit ihr zum Beispiel auch private Kosten von Miete über Einkaufen bis hin zur Tilgung eines Kredits leichter bewältigen. Hinzu kommt:„November und Dezember sind die umsatzstärksten Monate für die Gastronomie.“
Doch das Warten geht weiter. Mit Primo Lopez hatte kürzlich ein weiterer Altstadt-Gastronom unserer Redaktion berichtet, dass er auf die Zahlungen warte. El Sheikh ist sich sicher, dass die größeren Unternehmen mit hohen Umsätzen später bearbeitet werden. Die Novemberhilfe sei für das Sir Walter auch erst Ende März gekommen.„Ich verstehe diesen Mechanismus nicht. Es sollten alle gleich behandelt werden. Wir haben alle die gleichen Probleme, ob groß oder klein.“Zumal in den großen Betrieben mehr Mitarbeiter beschäftigt würden, im Sir Walter seien es 100, zumeist in Vollzeit. Das heißt auch, dass volkswirtschaftliche Risiken größer sind, wenn große Unternehmen in Schieflage geraten.„Wir müssen alles geben, damit das nicht passiert.“
El Sheikh muss nun zwischenfinanzieren. Was ihn besonders ärgert: Die Laufzeit für den Kredit ist sicherheitshalber wohl länger als nötig, weil nicht kommuniziert werde, wie lange er auf die Hilfszahlung warten müsse. Auf E-Mail-Anfragen bekomme er nur automatische Antworten. „Ich wünsche mir die Zuverlässigkeit eines ehrbaren Kaufmanns.“Auch wenn er natürlich froh und dankbar sei, dass es die Entschädigung überhaupt gibt.
Das Zurückgreifen auf einen Kredit hat lautWalid El Sheikh auch andere Folgen für ihn. Die Bonität leidet, und damit auch die Chancen für mögliche künftige Projekte, bei der Bewerbung auf große Flächen zum Beispiel.
Vor einem Liquiditätsengpass, der aktuell so vielen Gastronomen zu schaffen macht, bewahrt El Sheikh übrigens ein Kredit der KFW-Bank über 2,2 Millionen Euro, den er zu Beginn der Krise aufgenommen hat und bislang nicht anrühren musste. „Er war für ein Worst-Case-Szenario gedacht. Aber es ist noch viel schlimmer gekommen als gedacht.“Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es aus seiner Sicht besser gewesen, die Läden dicht zu machen und später neu zu starten. „Das hätte jedoch das Vertrauen in meine Person vor allem bei meinen Mitarbeitern erschüttert.“
El Sheikh hofft nun auf baldige Auszahlung der Dezemberhilfe und auf Öffnungen. „Sonst wird es im Juni oder Juli eng.“