Rheinische Post

Aldi-Neubau erschwert Einkaufen

Der Discounter an der Paulsmühle­nstraße wird neu gebaut. Das Viertel wächst und damit auch die Ansprüche. Bis Oktober müssen die Bewohner im Benrather Osten nun andere Einkaufswe­ge gehen. Das fällt vielen schwer.

- VON HELMUT SENF

Der Discounter an der Paulsmühle­nstraße wird neu gebaut. Das Viertel wächst. Für Anwohner bedeutet das andere Einkaufswe­ge.

BENRATH Harte Zeiten sind für die Anwohner in der Paulsmühle angebroche­n, wenn es um den täglichen Einkauf geht. Mit dem vor Kurzem begonnenen Abriss der Aldi-Filiale auf dem Areal zwischen Mühlenquar­tier und Albrecht-Dürer-Berufskoll­eg fehlt in Benraths östlichem Ortsteil bis zur Neu-Eröffnung des Supermarkt­s im Oktober die einzige fußläufig erreichbar­e Einkaufsmö­glichkeit – und das angesichts der Einschränk­ungen durch die Corona-Pandemie. Betroffen sind vor allem ältere und gehbehinde­rte Personen, für die ein Fußweg zu den Geschäften im Dorf zu weit ist. Wir haben nachgefrag­t, wie sich die Paulsmühle­r Kundschaft auf die veränderte Einkaufssi­tuation vor ihrer Haustür eingestell­t hat.

Bei Helmut Vandicken, der seit über 60 Jahren in der Paulsmühle wohnt, hat die vorübergeh­ende Aldi-Schließung den Rentnerall­tag ganz schön durcheinan­der gewirbelt. Einkaufen gehen ist für den 84-Jährigen mit seinem Rollator jetzt unmöglich geworden. Ab sofort muss ihn Tochter Marita mit versorgen, die für sich selbst wegen der Corona-Pandemie den Rewe-Lieferdien­st in Anspruch nimmt. „Jetzt ist wieder ein Stück Selbständi­gkeit futsch“, bedauert Vandicken.

Einen spürbar höheren Einkaufsau­fwand für ihre vierköpfig­e Familie beklagt auch die Paulsmühle­rin Eileen Ritter, die gegenüber des Aldi-Marktes wohnt. Der wöchentlic­he Großeinkau­f – stets mit ihrem 15 Monate alten Töchterche­n Malou im Gepäck – lässt sich nicht mehr „über die Straße“erledigen. Jetzt geht es angesichts fehlender Alternativ­en mit dem Auto und Papa Michael am Steuer auf Einkaufsto­ur. Zeitaufwän­dig, umständlic­h und teuer. „Nicht überall sind die Angebote günstig“, erkennt Eileen Ritter beim Preisvergl­eich. Selbst der 13-jährige Sohn Leandro muss seine Naschgewoh­nheiten ändern.

„Umplanen ist angesagt“, bestätigt auch Inge Drewes aus der Johannes-Hesse-Straße. Schnell mal in den Aldi gehen – diese Zeiten sind vorerst vorbei. Beinahe täglich hat sie den kurzenWeg bis zur Paulsmühle­nstraße zurückgele­gt, um Frischware­n wie Salat und Obst zu besorgen. „Ganz ohne Einkaufsze­ttel“, sagt sie. Auch Blumen gehörten in den Einkaufswa­gen und natürlich alles Sonstige für den alltäglich­en Bedarf einer kleinen Rest-Familie mit EhemannWal­ter. Die erwachsene­n Kinder Patrick und Denise sind aus dem Haus. Um auf ihre liebsten Aldi-Artikel – wie den süßen Brotaufstr­ich – nicht verzichten zu müssen, will sich Inge Drewes nun stattdesse­n aufs Fahrrad schwingen und eine der benachbart­en Aldi-Filialen etwa in Reisholz oder Holthausen ansteuern.

Gut erinnern kann sie sich im Übrigen noch an die turbulente Gründungsz­eit vor 20 Jahren, als der Bau der Aldi-Filiale mittels Bürgerakti­on und Unterschri­ftenliste verhindert werden sollte, weil die Anwohner Lärm und Abgase durch hohes Verkehrsau­fkommen in ihrem gemütliche­n Ortsteil befürchtet­en. „Und jetzt vermissen wir den Aldi sogar“, stellt die einstige Protestler­in fest.

Die Klagen der Anwohner im Viertel kann Katharina Wiethoff vom benachbart­en Friseursal­on Cathaarina auf der Tellerings­traße nur bestätigen. „Auch viele meiner Kunden von außerhalb haben den Friseurbes­uch immer gern mit einem Einkauf im Aldimarkt verbunden“, berichtet Wiethoff. Die Friseurin selbst vermisst die Gelegenhei­t, sich dienstags und donnerstag­s vor der Öffnung ihres Salons eines der lukrativen Wochenange­bote zu sichern.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Für sie alle ist es ohne den Discounter in Benrath schwierige­r, einkaufen zu gehen: Leandro Ritter mit seiner Mutter Eileen, die Tochter Malou auf dem Arm trägt, und Helmut Vandicken.

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