Schrotträder stören Anwohner in Bilk
Im Stadtteil gibt es viele kaputte, herrenlose Fahrräder. Die Stadt nimmt Hinweise entgegen, bis zur Entsorgung kann es aber dauern.
BILK In den Straßen rund um den Bilker Bahnhof, den Karolingerplatz und am Ufer der Düssel stehen hunderte Fahrräder in Ständern, an Laternenmasten und Geländern. Einige von ihnen sind moderne Modelle, gut gepflegt, viele haben bereits hier und da Rost angesetzt und einige sind nicht mehr als fahrtüchtig zu bezeichnen, mit fehlenden Reifen, zerfetzten Sätteln und Kabeln, die aus Dynamo und Lampen hängen.
Viele Anwohner ärgern sich über diesen unschönen Anblick, zumal die Schrotträder häufig über Monate und Jahre am selben Ort stehen. Immer wieder wird von der Stadt gefordert, etwas gegen einzelne Schrotträder oder Ansammlungen zu unternehmen. „Die kaputten Fahrräder tragen nicht zu einem Erscheinungsbild bei, welches zum Selbstverständnis der Landeshauptstadt passen“, schreibt beispielsweise ein Bilker Bürger in einem Brief an Ordnungsamt und Oberbürgermeister. In diesem fordert er, etwas gegen die hohe Zahl der Fahrradleichen zu unternehmen.
Bei der Stadt gibt es durchaus Verständnis für das Anliegen der Bürger. Aber bei der Beseitigung der Schrotträder sind die Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes auf die Mitarbeit der Bürger angewiesen. Unter https://www. duesseldorf.de/formulare/schrottraeder-melden.html oder per Mail an schrottrad@duesseldorf.de können gezielt Hinweise gegeben werden. Viele Menschen tun das und beobachten dann, dass über Wochen oder gar Monate nichts mit dem Objekt des Anstoßes geschieht.
Wenn ein Fahrrad tatsächlich Schrott ist, kann das Ordnungsamt das Schloss aufbrechen und das Rad einsammeln und verschrotten. Aber die Einschätzung, ob ein Fahrrad tatsächlich in diese Kategorie fällt, ist nicht so einfach. Denn es gibt keine Regelung, wie lange ein Fahrrad im öffentlichen Raum unbewegt stehen darf, und auch nicht, wieweit das eigene Rad instandzuhalten ist. Das bedeutet, dass fehlende Reifen, Sättel oder kaputte Elektronik nicht ausreichend beweisen, dass ein Fahrrad tatsächlich herrenlos ist und entfernt werden kann. Denn verschrottet darf ein Rad nur dann werden, wenn davon auszugehen ist, dass der – in der Regel nicht bekannte – Besitzer seine Eigentumsansprüche aufgegeben hat. Die Faustregel, nach der das Ordungsamt vorgehen muss, lässt viel Spielraum: Wenn ein Fahrrad nicht mit angemessenem Aufwand wieder fahrtüchtig gemacht werden kann, kann es als Schrott behandelt werden.
Wie vage dieses Vorgehen ist, zeigt sich bei einem Spaziergang am Bilker Düsselufer. Das Geländer ist von Fahrrädern aller Form und Größe gesäumt. Viele davon sind beschädigt, manche kaputt, einige gar vollständig auseinandergefallen. An einigen Lenkern klebt eine weiße Banderole des Ordnungsamtes, die den Besitzer auffordert, das Fahrzeug binnen vier Wochen zu entfernen, da es sonst eingesammelt wird. Für den Laien ist jedoch nicht erkennbar, nach welchen Kriterien dieseWarnungen verteilt werden, da einige markierte Räder besser aussehen als ihre Nachbarn.
Da die Stadt für die Entsorgung der Fahrradleichen aufkommen muss – Ansprüche an den Besitzer lassen sich sehr selten stellen – ist die Entfernung der Schrotträder sehr ökonomisch organisiert. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes ist für dieses Thema zuständig, das Einsammeln übernimmt das Amt für Verkehrsmanagement. Das Markieren und Entsorgen der Räder läuft gebündelt nach Stadtteilen. „Die sich daraus ergebenden Standzeiten für Schrotträder nach der Meldung stehen nach hiesiger Einschätzung mit in der Regel vier bis sechsWochen noch in einem angemessenen Verhältnis zu den Gesamt-Standzeiten solcher Räder“, sagt ein Stadtsprecher auf Anfrage unserer Redaktion.
Forderungen aus der Bürgerschaft, Geld in die Hand zu nehmen und einen externen Dienstleister zu beauftragen, lehnt die Stadt ab. „Zum einen sind die meisten Schrotträder abgeschlossen, so dass - im Unterschied zu üblichen Kleinabfällen - nicht ohne weiteres von einer Eigentumsaufgabe ausgegangen werden kann. Zum anderen wäre für Dritte danach kaum erkennbar, ob ein Fahrrad gerade gestohlen oder auf behördliche Anordnung hin entsorgt wird“, so der Stadtsprecher.
Vor einiger Zeit gab es auch die Möglichkeit, schrottreife Fahrräder über die Stadtsauberkeitsapp zu melden. Dieses Feature wurde jedoch entfernt. Weil den Besitzern der Räder imVorfeld Zeit eingeräumt werden muss, sich selbst um ihre Eigentum zu kümmern, könne die Schrottradbeseitigung nicht mit dem Anspruch der App, Gemeldetes innerhalb von 24 Stunden zu entsorgen, mithalten. Nichtsdestotrotz ermutigt die Stadt ihre Bürger, Fahrradleichen in der Nachbarschaft an die entsprechenden Stellen zu melden. Auch wenn der Prozess länger dauert, könne so die öffentliche Sauberkeit verbessert werden.