Antwort von Prof. Dr. Boerne
Wir hatten den Schauspieler für sein Video in Form eines Briefes an seine Fernsehfigur getadelt. Jetzt hat Jan Josef Liefers geantwortet – und zwar ebenfalls in seiner Rolle des „Tatort“-Rechtsmediziners.
„Lieber Herr Goertz,
ich bedanke mich für Ihre Zeilen, die mich bei der Morgengymnastik erreichen. Als Institutsleiter kommt man zu wenig an die frische Luft, und das viele Sitzen verkürzt den lliopsoas. Ich habe natürlich meine eigenen Übungen entwickelt, die anderen taugen ja alle nichts. Wenn Sie möchten, teile ich sie gerne mit Ihnen, Sie sitzen ja auch viel.
Diesen Liefers sehe ich nur zweimal im Jahr. Unter uns, ich halte ihn für überschätzt. Der Rummel um seine Person erschließt sich mir nicht ganz, angesichts des wesentlich wichtigeren Umstandes, dass ich doch in sämtlichen Lebensfragen über die deutlich größere Expertise verfüge, wie Sie erfreulicherweise ganz richtig zu bemerken beliebten.
Verglichen mit mir ist er vielleicht nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen, aber er liebt die Menschen und möchte auch zurückgeliebt werden. Ersteres ist mir völlig fremd, letzteres trifft wohl auf uns alle zu. Nun werden einige große Geschütze gegen ihn aufgefahren, und man darf gespannt sein. Unsere nächsteVerabredung jedenfalls steht in meinem Kalender für Ende Mai.
Was den Applaus von der falschen Seite angeht, ist das wohl ein Problem. Ich teile Ihre Ansicht über manche klatschenden Hände, die er nicht drücken würde… so hatten Sie es wohl formuliert. Andererseits, wenn man diesen Aspekt immer sicher ausschalten wollte, was könnte man dann überhaupt noch kritisieren? Welche Meinung äußern? Welche Rede halten? Welchen Film drehen?
Sicher stimmen Sie mir aber zu, wenn ich seine erklärte Abgrenzung als eindeutig und unmissverständlich bewerte. Das sollte man zur Kenntnis nehmen und akzeptieren.
Da ich Liefers ein basales medizinisches Verständnis zugutehalte, würde ich ausnahmsweise meine Hand dafür ins Feuer legen, dass er sowohl um die Problematik der Ansteckung als auch die Gefahr der schweren Erkrankung weiß.
Den Rest hat er sich natürlich selbst zuzuschreiben, da muss er jetzt durch. Wie ich ihn kenne, wird er wohl versuchen, die gegenwärtige, zum Teil recht negativ geladene Aufgeregtheit in etwas Gutes, Brauchbares zu wandeln. Hoffentlich erfindet er nicht das Rad neu!
Zum Glück habe auch ich keine zustellungsfähige Anschrift dieses Herrn, aber wenn er mir über den Weg läuft, werde ich Ihren Brief gerne… – Ahhh, jetzt ist mir doch mein Smoothie mit sämtlichen essenziellen Aminosäuren umgekippt und in den Bechstein meines Vater selig gelaufen…
Bitte entschuldigen Sie mich.
Mit akademischen Grüßen, Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne“