Anwohner wollen Geisterfahrer stoppen
Um zum Getränkemarkt An der Piwipp zu kommen, fahren viele in den Gegenverkehr. Eine Verkehrsinsel versperrt die Zufahrt.
DERENDORF/UNTERRATH Eigentlich war die Sache so gut wie beschlossen: Die Verkehrsinsel auf der Straße an der Piwipp, die so ungünstig liegt, dass der Getränkemarkt nur von einer Seite angefahren werden kann, sollte weg. Samt der beiden Bäume, die auf der Insel gewachsen sind. Dafür hatten sich die Anwohner seit vielen Jahren eingesetzt. Eine davon ist Barbara Schophaus, die auch Unterschriften im Viertel gesammelt hat, damit die Insel verschwindet. Vor einem Jahr dann schienen die Unterrather kurz vor dem Ziel zu sein, die Bezirksvertretung 6 stimmte mit einer Enthaltung von den Grünen für den Rückbau der Insel, die Erleichterung bei den Anwohnern war groß.
Denn tagein, tagaus kommt es zu gefährlichen Situationen auf der Straße An der Piwipp. Weil Autofahrer, die vom LemgoerWeg kommen, nicht links zum Getränkemarkt abbiegen können, steuern viele kurzerhand vor der Insel in den Gegenverkehr und biegen dann scharf ab. Das gleiche Spiel beobachten die Anlieger bei der Ausfahrt: Linksabbiegen ist wegen der Insel nicht möglich, doch immer wieder fahren die Kunden des Marktes in den Gegenverkehr, um in Richtung Kalkumer/ Ulmenstraße zu kommen. Oder sie drehen auf Privatgrundstücken beziehungsweise hinter der Verkehrsinsel, was durch ein Schild allerdings ausdrücklich untersagt ist.
Doch seit der Entscheidung der Bezirksvertretung 6 im vergangenen Sommer hat sich nichts getan auf dem Straßenabschnitt. Weil eben nicht nur die Politiker im Norden für die Straße zuständig sind, sondern auch die Politiker aus der Bezirksvertretung 1. Und dort hatten vor allem die Grünen ein Problem mit dem Rückbau, weil die beiden Bäume gefällt werden müssten. „Und bei dieser Meinung bleiben wir auch“, sagt Annette Klinke (Grüne), Bezirksbürgermeisterin im Stadtbezirk 1. Bevor die Bäume verschwinden, will Klinke dasVerkehrskonzept abwarten, das für die Straße in Planung sei. Denn mit dem Umbau des Großmarktes und dem Bau des Unterrather Schwimmbades werde sich noch einiges tun müssen in Sachen Verkehr.
„Es kann doch nicht sein, dass wir Bäume fällen, weil die Leute nicht dazu in der Lage sind, sich an die Verkehrsregeln zu halten“, sagt Klinke, die die Gefahrenstelle kennt und im Oktober 2020 einen Ortstermin hatte mit einem Mitarbeiter des Amtes für Verkehrsmanagement. Damals habe es die Idee gegeben, das Linksabbiegen vom Lemgoer Weg aus kommend mit kleinen, orangefarbenen Absperrpfosten zu unterbinden. Auch über einen teilweisen Rückbau der Insel sei nachgedacht worden, dazu will sie in einer der nächsten Sitzungen der Bezirksvertretungen noch mal nachhorchen. Barbara Schophaus ist fassungslos: „Die Politik hat das Problem so lange ausgesessen, bis die Bäume den heutigen Umfang erreicht haben und jetzt nicht mehr so einfach gefällt werden dürfen.“
Monika Growe (SPD) aus der Bezirksvertretung 6 bedauert es sehr, dass die Entscheidung ihres Gremiums kassiert wurde. „Bis die Gesamtplanung für Großmarkt und Schwimmbad stehen, dauert es sicher zehn Jahre“, sagt Growe, die sich ebenfalls noch mal absprechen will mit den Sozialdemokraten aus der BV1, um eine kurzfristige Lösung zu finden.
Die Stadt hatte schon 2019 darauf hingewiesen,„dass niemand gezwungen ist, dort verkehrswidrig auf den Parkplatz des Getränkemarkts einzubiegen und sich und andere zu gefährden“. Auch wer von Osten kommt, könne sich regelgerecht verhalten, „wenn er nur einen kleinen Umweg von wenigen hundert Metern in Kauf nimmt und dann wendet“, sagte ein Sprecher damals. Trotzdem nahm das Amt für Verkehrsmanagement Kontakt auf zur Polizei, die die Stelle verstärkt kontrollieren sollte. Darüber hinaus arbeitete das Amt an einer baulichen Lösung, die das Linksabbiegen zum Getränkemarkt und das Linkseinbiegen vom Getränkemarkt aus ermöglichen sollte. Weil das aber von der BV 1 abgelehnt wurde, hat die Stadt die Planungen verworfen, „die Entscheidung der BV1 ist für die Stadtverwaltung bindend“, sagt ein Sprecher. Zudem bestehe aus Sicht der Verwaltung kein dringender Handlungsbedarf. „Diese Aussage wird von der Polizei bestätigt. Die bestehende Verkehrsregelung ist eindeutig.“Die Unterrather hoffen nun, dass ein teilweiser Rückbau möglich ist oder die orangefarbenen Poller auf die Straße gesetzt werden. „Irgendwas muss hier passieren, bevor etwas Schlimmes passiert“, sagt Reinhard Röseler.