Für Lockerungen ist noch kein Platz
Es macht sich zum ersten Mal so etwas wie Zuversicht in der Corona-Krise breit. Die oberstenVirus-Bekämpfer der Republik, Gesundheitsminister Jens Spahn und sein Behördenchef Lothar Wieler, sprechen von einer klaren Bremswirkung, die bei der Zahl der Infektionen zu beobachten ist. Von einer Trendwende ist zwar noch nicht die Rede, aber die Horrorzahlen der Epidemiologen vom März sind jedenfalls nicht eingetroffen.
Man sollte die Experten jetzt nicht als Schwarzmaler verteufeln. Sie haben die damals vorliegenden Daten in ihre Modelle eingespeist und sind dann zu den erschreckenden Inzidenz-Werten von bis zu 500 bis Mitte/Ende April gekommen. Und eine solche Explosion hätte unsere Kliniken überfordert. Tatsächlich aber wurden die Menschen wieder vorsichtiger und haben sich vermehrt an die Corona-Regeln gehalten. Eine direkte Wirkung der Bundes-Notbremse können die Forscher noch nicht ermitteln.
So erfreulich der Trend ist – für Lockerungsübungen ist noch kein Platz. Es geht jetzt erst einmal darum, die Situation auf den Intensivstationen wieder zu normalisieren. Dort arbeiten die Menschen wirklich an der Belastungsgrenze, wie ein Pfleger auf der Bundespressekonferenz eindrücklich geschildert hat. Die Patienten und diejenigen, die sie behandeln und retten, verdienen unsere Solidarität. Auch weiterhin.
Zugleich rücken die jungen Menschen verstärkt ins Zentrum des Infektionsgeschehens. Die Covid-Erkrankten in den Kliniken werden immer jünger, Kinder und Jugendliche tragen das Virus von der Schule vermehrt in ihre Familien. Hier müssen Vorsorge und Aufklärung verstärkt einsetzen. Schulen und andere Bildungseinrichtungen tragen nun mal zum Infektionsgeschehen bei. Sie müssen noch mehr ins Blickfeld einer verantwortungsvollen Politik rücken. BERICHT RKI BESORGT ÜBER INFEKTIONSZAHLEN, TITELSEITE