Schloss Kalkum soll neu verkauft werden
Der Investor Peter Thunnissen wollte die Immobilie erwerben. Nun will das Land den Vertrag nach Unstimmigkeiten rückabwickeln. Der Landtag berät nun über einen neuen Verkaufsversuch. Es regt sich bereits Kritik.
KALKUM Schloss Kalkum befindet sich wieder im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen – zumindest vorübergehend. Wie der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW ( BLB) auf Nachfrage mitteilt, ist der Vertrag mit dem zunächst gefundenen Investor Peter Thunnissen nicht wirksam zustande gekommen. Der BLB plant daher, Schloss Kalkum – nach Zustimmung aller erforderlichen Gremien – an den Investor mit dem nächsthöheren Gebot aus dem Bieterverfahren zu verkaufen. „Aus Gründen derVerschwiegenheit können wir keine weiteren Auskünfte erteilen“, sagt der BLB. Bereits am Donnerstag wird sich der Landtag mit Schloss Kalkum befassen. Im Haushalts- und Finanzausschuss sollen die Politiker einer erneuten Veräußerung zustimmen.
Unter der Hand wird bereits der Name des neuen Käufers genannt. Dabei soll es sich um ein Unternehmen handeln, das sich nach den Aussagen auf seiner Homepage seit 20 Jahren auf die Sanierung und Umwidmung von Industriedenkmälern, historischen Quartieren und Gebäuden in Wohnräume spezialisiert hat.
„Ich bin froh über diese Entwicklung, denn damit endet eine lange und unbefriedigende Hängepartie“, sagt Ratsherr Andreas Auler (CDU). Er hofft, dass nun mit einem neuen Käufer schnell und konstruktiv Pläne entwickelt werden können, mit denen der Erhalt des Schlosses gesichert wird. „Mir ist auch nicht bekannt, dass dabei eine Bebauung von Freiflächen wieder eine Rolle spielen soll“, sagt Auler. Er geht davon aus, dass auch bei einem neuenVerkauf der Innenhof des Schlosses für Brauchtumsveranstaltungen und der Schlosspark für die Bevölkerung geöffnet bleiben. „Das war schließlich ein verbindlicher Teil der Ausschreibung.“Die Pflege des Parks soll später die Stadt Düsseldorf übernehmen.
Der Landtagsabgeordnete Markus Herbert Weske (SPD) hingegen ist „nahezu entsetzt“über die Informationen zum möglichen Käufer. Auf dessen Homepage sei kein Wort darüber zu lesen, wie wichtig der Erhalt von Kulturgütern sei. „Dort steht nur, wie man Steuern durch die Investition in Denkmäler sparen und möglichst viel Gewinn erwirtschaften kann.“Misstrauisch macht den Politiker, dass als Käufer eine Briefkastenfirma zwischengeschaltet werde. „Da fragt man sich, warum das wohl nötig ist.“
Zudem geht Weske davon aus, dass der Käufer, wie schon bei anderen seiner Projekte, auch in Kalkum später die Wohnungen verkaufen möchte. „Bei vielen Eigentümern wird es aber schwieriger werden, weitere Entwicklungen zu planen und zu besprechen“, sagt Weske,
Schloss Kalkum wurde nach vielen Jahren Leerstand im März 2019 vom Land NRW an den Investor Peter Thunnissen verkauft. Dessen Ideen waren von Anfang an umstritten. Er plante, in dem denkmalgeschützen Schloss eine Musikakademie einzurichten. Um die Sanierungen und den weiteren Unterhalt des Gebäudes zu finanzieren, wollte Thunnissen auf einer an das Schloss angrenzenden Ackerfläche Wohnhäuser errichten. Dafür hatte er sich sogar den Londoner Stararchitekten David Chipperfield ins Boot geholt.
Diese Pläne und auch eine spätere, stark abgespeckte Version wurden von der „Bürgerinitiative gegen das Bauen am Schloss“und der Politik unter anderem aus Gründen des Denkmalschutzes abgelehnt. Daraufhin hatte der Investor überlegt, das Schloss für eine Wohn- und Gewerbenutzung umzubauen. Solch eine Umnutzung müsste allerdings von der Bezirksregierung genehmigt werden.
Zu einer Übergabe der Immobilie kam es dann aber erst gar nicht, da zwischen dem BLB und dem Investor Unstimmigkeiten über den Zustand des Schlosses aufkamen. So bemängelte Thunnissen unter anderem, dass die mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmte Sanierung von Fassade und Dach, die eine Grundlage für den Kaufvertrag gewesen sein soll, nicht erfolgt sei. Peter Thunnissen war für eine Stellungnahme zu den aktuellen Entwicklungen nicht erreichbar.