Für Meise und Spatz ist auch noch Platz
Vögel mögen es naturnah und vielfältig. Als Futter benötigen sie Insekten, Samen und Früchte, die sie in heimischen Pflanzen finden. Unterschlupfmöglichkeiten bieten dornige Hecken und Naturmauern.
Eine Rasenfläche wie auf dem Golfplatz, dicht und kurz gemähte Halme, am Rand ein paar exotische immergrüne Büsche mit Steinflächen drumherum – so sieht eher der Alptraum von Rotkehlchen & Co aus. Denn Gartenvögel lieben es naturnah, das heißt ein bisschen wild, ein bisschen zugewachsen, mit blühendem Unkraut, einheimischen Stauden und Blumen sowie Versteckmöglichkeiten in dornigen Büschen. Doch leider geht der heimische Gartentrend eher weg davon.
Wer sich an Vögeln und ihrem Gesang erfreuen will, sollte sich den Garten bewusst mit ihnen teilen. Das heißt: ihnen möglichst gute Bedingungen bieten, damit sie sich wohlfühlen, Futter und Wasser finden, sie immer wiederkehren und im besten Fall auch brüten. Ein Garten, in dem sich Vögel wohl fühlen, ist auch insektenfreundlich. Vielfalt zeichnet ihn aus. Ein paar gestaltete Flächen, daneben Unkraut und wilder Bewuchs, mit unterschiedliche Zonen für verschiedene Arten: Der Specht hämmert am alten Apfelbaum, die Stieglitze trinken am Teich, die Amseln wühlen im verwelkten Laub, die Buchfinken suchen im (nicht kurz rasierten) Rasen nach Insekten.
Die Zahl der Gartenvögel nimmt immer weiter ab. Auch wenn im vergangenen Januar wegen Corona und der üppigeren Freizeit viele Menschen an der Vogelzählung des Naturschutzbundes (Nabu) teilgenommen haben, ist die Zahl gesunken. „Die durchschnittlich 34,5 Vögel pro Garten sind der zweitniedrigste Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011, zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt“, sagt Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Die fünf am häufigsten gemeldeten Arten waren erneut Haussperling – mehr als 1,1 Millionen und somit 6,87 Vögel pro Garten –, Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel.Was also kann ich tun in meinem Garten, um es den kleinen und größeren Vögeln möglichst angenehm zu machen?
Futter Gartenvögel fressen Samen und Früchte oder Insekten. Samen und Früchte finden sie vor allem an einheimischen Stauden, Blumen, Sträuchern und Bäumen. Weißdorn, Vogelbeere und Wilder Wein etwa liefern Früchte, die Amsel & Co. lieben. Fruchttragende Gehölze sind eine der Hauptnahrungsquellen. Die Vogelbeere zum Beispiel ernährt bis zu 63 Vogelarten, der eingriffelige Weißdorn bis zu 32. Zum Vergleich: Der Wilde Apfel ernährt 19 Vogelarten, der vielblütige Apfel sogar nur eine. Das Rotkehlchen etwa frisst eigentlich Insekten, imWinter jedoch Samen und Früchte. Auch Holunder ist geeignet, da er noch im Winter Früchte trägt.
Stauden locken im Sommer mit ihren Blüten Insekten an, dieVögeln als wichtige Eiweißquelle dienen. Deshalb sollte man die verwelkten Blüten möglichst spät zurückschneiden, denn sie dienen den Vögel im Winter noch als Futter. Als Stauden für einen vogelfreundlichen Garten eignen sich Disteln, Flockenblume, Steinklee, Königskerze und heimische Rosen. Laub sollte man an einigen Stellen im Herbst liegen lassen, denn darin finden Vögel viele Insekten. Auch Komposthaufen mögen die Piepmätze und durchforsten sie nach Larven oder Käfern.
Schutzmöglichkeiten Gerade, wer im Garten eine Hecke pflanzt, sollte sich über vogelfreundliche Alternativen informieren, die Früchte tragen – wie Schwarz- oder Weißdorn, Stechpalme oder Vogelbeere. Hecken etwa aus Brombeeren mögen die singenden Gartenbewohner besonders. In dem dornigen Gestrüpp können sie sich verstecken und finden Nahrung. Genauso wie in heimischenWildrosen, deren Hagebutten ihnen als Snack dienen. Birnbäume, Kornelkirsche und Schlehen sind beliebte Rückzugsorte. Die nicht geernteten Früchte lässt man am besten für die Gartenbewohner hängen. Fassadenbegrünung mit Efeu, Waldrebe oder WildemWein sieht schön aus und bietet Unterschlupf und Nistplätze.
Auch Natursteinmauern bieten Rückzugsmöglichkeiten, wenn sie nicht komplett ausgemörtelt sind. Hier können etwa Rotkehlchen und Zaunkönige brüten. Wer solche Naturräume zulässt, kann sich mit etwas Glück auch über seltene Arten wie Gartenrotschwanz oder Grauschnäpper freuen. Wo Naturhöhlen und alte Bäume fehlen, und wo Gebäude keine Brutnischen bieten, können Nistkästen helfen. Bauanleitungen finden man im Internet. Doch der Nachwuchs lässt sich nur dauerhaft im Garten nieder, wenn der später Nahrung liefert.
Wasserstellen Man kann entweder ein Vogelbad aufstellen und es regelmäßig befüllen oder gleich einen Gartenteich anlegen. In den flachen Sumpfzonen eines Teichs können Vögel bestens trinken und baden. Er bietet so an heißen Tagen den dringend benötigten Hitzeausgleich. Wer keinen Platz für einen Teich hat, kann auch über einen Miniteich in einer Wanne oder einem Gefäß nachdenken. Selbst hier lassen sich dank Kies und Bepflanzung unterschiedliche Tiefen herstellen.
Pestizide Auf Gifte sollte man möglichst verzichten. Denn vergiftete Insekten vergiften auch deren Konsumenten, die Vögel. „Viele Pestizide reichern sich dauerhaft im Fettgewebe der Vögel an, beeinträchtigen deren Fruchtbarkeit und verursachen Störungen des Immun- und Nervensystems“, warnt der Nabu. Viele Schädlinge wie zum Beispiel Blattläuse kann man auch biologisch bekämpfen.