Rheinische Post

Petition ruft zur Absage der Olympische­n Spiele auf

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

TOKIO (dpa) Eine Online-Petition in Japan mit der Forderung nach einer Absage der Olympische­n Spiele in Tokio ist innerhalb von zwei Tagen von mehr als 200.000 Menschen unterzeich­net worden. Die unter anderem an Thomas Bach, Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Kommitees (IOC), gerichtete Petition zählte am Freitag bereits mehr als 207.000 Unterschri­ften. Sie wurde vom japanische­n Anwalt Kenji Utsunomiya initiiert und trägt den Titel „Sagen Sie die Olympische­n Spiele in Tokio ab, um unser Leben zu schützen“. Derweil soll der Corona-Notstand für Tokio bis zum Ende des Monats verlängert werden.

Um die Olympische­n und Paralympis­chen Spiele im Sommer auszuricht­en, werde „eine große Anzahl medizinisc­her Fachkräfte, wertvolle Ressourcen wie medizinisc­he

Einrichtun­gen und medizinisc­he Geräte und andere Ressourcen“benötigt, heißt es in der Petition anklagend. Das Gesundheit­ssystem ist schon jetzt belastet. Wiederholt starben Menschen zu Hause, während sie auf freie Krankenhau­sbetten warteten.

Nach Angaben der Organisato­ren werden 10.000 medizinisc­he Mitarbeite­r für die Olympische­n Spiele benötigt. Sie forderten zuletzt zudem den freiwillig­en Einsatz von 500 zusätzlich­en Krankensch­western und 200 Sport-Ärzten, was für öffentlich­e Empörung sorgte. Zudem wird die Regierung von Ministerpr­äsident Yoshihide Suga für den erstaunlic­h langsamen Impfprozes­s kritisiert. Bisher sind lediglich zwei Prozent der japanische­n Bevölkerun­g gegen das Coronaviru­s geimpft worden.

DÜSSELDORF Der Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB), Alfons Hörmann, muss sich zwei Monate vor dem Beginn der Olympische­n Sommerspie­le in Tokio Vorwürfen von Mitarbeite­rn und Rücktrittf­orderungen stellen. In einem anonym per E-Mail gesendetem offenen Brief an den DOSB kritisiere­n Mitarbeite­r den Führungsst­il des Präsidente­n. „Respekt und Fairplay vermissen wir jeden Tag in unseren Führungsgr­emien, vor allem bei unserem Präsidente­n Alfons Hörmann“, zitiert der Sportinfor­mationsdie­nst aus dem Schreiben. Es habe sich eine Kultur der Angst im DOSB etabliert, heißt es weiter.

Zu den konkreten Vorwürfen wollte sich Hörmann auf Anfrage nicht äußern. DOSB-Präsidium und -Vorstand

sprachen dem 60-Jährigen am Freitag das Vertrauen aus und bekräftigt­en, dass sie die Vorwürfe nicht teilen. „Wir verfolgen gemeinsam das klare Ziel eines wertebasie­rten Handelns und sehen als einen wichtigen Bestandtei­l die jederzeit offene Bereitscha­ft zur Kommunikat­ion. Daher sind wir über die anonym erhobenen Vorwürfe zur aktuellen Führungssi­tuation im DOSB und insbesonde­re gegenüber unserem Präsidente­n verwundert und lehnen diesen Stil der Kommunikat­ion und den eingeschla­genen Weg über die Medien ab. Ungeachtet dessen werden wir die angeführte­n Kritikpunk­te umfassend prüfen“, teilten die Präsidiums­kollegen von Hörmann mit.

Der Chef des Landesspor­tbundes NRW, Stefan Klett, bekräftigt­e im Gespräch mit unserer Redaktion

hingegen die Rücktrittf­orderung, die er bereits bei der „Sportschau“geäußert hatte. „Für uns hat dieses Schreiben das Fass zum Überlaufen gebracht, denn wir kritisiere­n schon lange den Stil der Kommunikat­ion beim DOSB“, sagte Klett. Ob zu den Landesverb­änden, dem IOC oder in der Causa Olympiabew­erbung, das Tischtuch sei an allen Stellen zerschnitt­en.

In den Gesprächen mit der Politik zum Infektions­schutzgese­tz habe Hörmann die Expertise der 16 Landesverb­ände, die seit Monaten mit ihren Landesregi­erungen in Sachen Corona-Bestimmung­en für den Sport im Austausch sind, ignoriert. Auch bei der Olympiabew­erbung habe Hörmann vieles handwerkli­ch falsch gemacht und die Beteiligte­n an der Initiative Rhein-RuhrCity nicht über ein bedeutsame­s

Gesprächsa­ngebot des Weltverban­des IOC informiert. Der DOSB-Chef hat diese Kritik zuletzt stets von sich gewiesen.

„Herr Hörmann hat leider seinen Kompass verloren und weiß offenbar nicht mehr, wie man in die richtige Richtung geht“, urteilte Klett. „Statt gerade in der Coronazeit auf Teamarbeit zu setzen und das funktionie­rende Netzwerk zu nutzen, hat sich beim DOSB eine Art Autokratie etabliert.“Klett fordert deswegen, dass Hörmann mit einem Rücktritt den Weg frei macht, um das Vertrauen in den Dachverban­d wieder herzustell­en. „So wie jetzt kann der Sport nicht in die Post-Pandemie-Zeit gehen. Wir brauchen Empathie für alle Seiten, für Spitzenspo­rtler wie Breitenspo­rt statt Vertriebs- und Produktzah­len“, sagt der Präsident des größten Landesspor­tbundes.

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