Ein Baby und ein Bretagne-Bistro für Jenny Hüslmann.
Die 38-jährige Gastronomin Jenny Hülsmann wird zum ersten Mal Mutter und will außerdem ein neues Lokal eröffnen. Am Barbarossaplatz plant sie ein Restaurant mit minimalistischer Essenskarte und europäischen Weinen.
OBERKASSEL Nur wer genau hinschaut bei der Gastronomin Jenny Hülsmann (38), der sieht die kleine Babykugel. Sie selbst findet, „dass da schon ganz schön was zu sehen ist“und streicht sich sanft über den Bauch. „Im November bin ich ausgezählt“, berichtet sie freudestrahlend. An ihrer Seite ist in diesem Moment ihre Liebe und der Vater ihres Kindes, Michael Backes (47). Seit 15 Jahren kennen sich die beiden schon, seit fünf Jahren sind sie ein Paar, „und nun werden wir Eltern eines kleinen Kochs“, wie Jenny Hülsmann lachend erzählt. „Der Name unseres Sohnes steht zu 99 Prozent fest, aber wir wollen noch warten, bis wir den verraten.“Über Freunde lernte Jenny Hülsmann ihren Lebensgefährten kennen, der nicht wie sie eine feste Größe in der Düsseldorfer Gastronomie ist. Dafür hat er sich einen Namen in der Logistik-Branche gemacht.
In wenigen Monaten ist sie Mutter, auch sonst stehen bei Jenny Hülsmann die Zeichen auf Neubeginn: Am heutigen Donnerstag öffnet wieder die Brasserie Hülsmann in Oberkassel, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter Doris betreibt. Die Öffnungszeiten hat sie nach dem Lockdown etwas modifiziert. Ab 17 Uhr geht es zunächst täglich los – von Dienstag bis Samstag. Das Team sei stabil geblieben. „Den vielen Abwerbeversuchen haben unsere Mitarbeiter getrotzt“, sagt Hülsmann glücklich und spricht das harsche Buhlen um Mitarbeiter in der Gastronomie an – ein großes Thema in der Branche. Nach wie vor 30 Leute stark sei das Team, die meisten seien lange dabei. „Und das brauche ich jetzt auch. Ich bin ja schwanger und möchte mich auf mein Team verlassen können.“
Besonders familiär soll es bei ihrem neuen Projekt zugehen. „Reiflich überlegt haben meine Mutter und ich uns das, ob wir das wirklich machen wollen, und wir wollen es zu 100 Prozent.“Die Rede ist von einem neuen Lokal am Barbarossaplatz. Ein guter Freund – Peter Wienen, der auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft Königsallee ist – kaufte das Haus Barbarossaplatz 4. „Er bot uns an, hier noch ein Restaurant zu eröffnen“, erzählt Jenny Hülsmann. Michelangelo Saitta hatte zuvor die Räumlichkeiten als Vorbereitungsküche für sein Saittavini in Rufnähe an der Ecke Luegallee genutzt. Der ist raus. Sonst gibt es auch viel Bewegung: Giuseppe Saitta ist mit seiner Salumeria, seinem Restaurant Piazza Saitta und neuerdings mit seinem Pizza-Verkauf (Piazza Napolitana) direkt neben Jenny Hülsmann am Barbarossaplatz aktiv.
„Italienische Küche gibt es hier also genug.“Daher planen die Hülsmanns direkt um die Ecke vom Café Muggel ein Lokal mit starkem bretonischem Einschlag. „Eigentlich sind es nur Freunde, die hier mitmachen. Es werden zu Beginn etwa 20 Leute sein, die den Laden hier schmeißen“, erzählt die Gastronomin, während sie in den Räumen steht, die gerade kernsaniert werden, die Fenster sind noch mit Zeitungspapier zugeklebt. „Die Küche soll so offen wie möglich sein. Grüne Marmortische werden hier stehen, Kunst wollen wir aufhängen.“Sechs Tage die Woche will sie öffnen und von 9 bis 22 Uhr Küche anbieten. Dazu zählt ein französisches Frühstück mit Ei Benedict, die Sauce Hollandaise wird selber gemacht. Dazu gibt es über den Tag Buchweisencrepes und Galettes – das ist die französische Bezeichnung für ein Küchlein aus Kartoffeln. Austern sollen auf der Karte stehen, Crevette Rose. „Es soll aber mehr Weinbar als Restaurant sein, mit guten Tropfen aus Griechenland, Frankreich, Deutschland.“Anfang Oktober dürfte die Renovierung abgeschlossen sein, im November, wenn Jenny Hülsmanns Baby kommt, ist Eröffnung.
„Das Glück ist mit den Mutigen“, zitiert sie eine alte Weisheit mit Blick auf ihren eigenen Wagemut. Und sie habe immer einen Plan A, B und C – und ihre Mutter an ihrer Seite. Die erinnert sich noch gut an die Zeit, als ihre Tochter nur 48 Kilo wog, weil sie von morgens bis abends mit ihrem Vater Robert Hülsmann, der kürzlich verstarb, in den Küchen „ackerte“, um das Französische in die Gerichte zu bringen. „Jenny ist eine begnadete Köchin“, sagt Doris Hülsmann stolz. „Bei ihrem Vater durchlief sie eine gute Schule.“Das Verhältnis war zuletzt nicht mehr so eng, doch das stimmt Jenny Hülsmann zufrieden: „Papas Bruder ließ ihm einen Brief ins Krankenhaus bringen, er schrieb ihm, dass er Opa wird. Ich glaube, mein Vater hat seinen Frieden gemacht.“