Werbung allein bringt keine Herdenimmunität
Die Forderung ist klar, gut begründet, und doch geht sie wohl einen Schritt zu weit. Menschen allein aufgrund ihres Berufs zu einer Impfung gegen Corona zu verpflichten, wäre ein zu großer Einschnitt in die Wahlfreiheit – zumal noch zu viele Unsicherheiten hineinspielen: Wie hoch ist die Übertragungsrate durch Geimpfte? Wie ist das bei der gefährlichen Delta-Variante? Und wie sicher sind die Impfstoffe gegen Virusvarianten, die vielleicht noch kommen werden?
Bei der Masernimpfung ist die wissenschaftliche und gesellschaftliche Situation anders: Die Krankheit gilt als auserforscht, die Impfung als langfristig sicher, die Nebenwirkungen, auch was Langzeitfolgen angeht, gelten als harmlos. Die Akzeptanz bei der Masern-Impfpflicht basiert auf langjähriger Erfahrung und langsam aufgebautem Vertrauen. Überstürzen sollte man nichts bei einem neuen Virus und in einer akuten Lage. Zu viele Menschen könnten eine Pflicht für einzelne Berufsgruppen zudem als Einfallstor für eine generelle Impfpflicht sehen – auch wenn die von allen Seiten ausgeschlossen wird.
Trotzdem spielt die Forderung auf ein extrem drängendes Thema an: die Situation nach den Ferien. Schüler, Eltern und Lehrer wollen alles tun, um mit Präsenzunterricht ins Schuljahr zu starten. Die Regierung auch? Allein dass es keine Daten dazu gibt, wie hoch die Impfquote unter Lehrkräften ist, kann zur Fußangel werden. Es muss zumindest das Ziel sein, diese Gruppe möglichst lückenlos – freiwillig – durchzuimpfen. Vielleicht mithilfe mobiler Impfteams an Schulen. Zumindest könnte das diejenigen erreichen, die noch nicht selbst den Weg zum Impfarzt gefunden haben. Wenn nicht in den Ferien, dann in größeren Aktionen zum Schulstart im August. Mit Werbung allein wird die Herdenimmunität nie erreicht.
BERICHT RUF NACH IMPFPFLICHT FÜR LEHRKRÄFTE, TITELSEITE