Rheinische Post

Niederland­e bald Hochinzide­nzgebiet?

Die Sieben-Tage-Inzidenz hat sich gegenüber Freitag fast verdoppelt. Was Urlauber jetzt wissen müssen.

- VON VIKTOR MARINOV (mit dpa)

DÜSSELDORF/DEN HAAG Das Parlament der Niederland­e hat seine Sommerpaus­e unterbroch­en, die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s wieder verschärft – es ist der Versuch, eine bereits eskalieren­de Lage in den Griff zu bekommen. Lag die Sieben-Tage-Inzidenz noch am vergangene­n Freitag laut Daten der Johns-Hopkins-Universitä­t bei 94, ist sie nur zwei Tage später mit 183 fast doppelt so hoch. Die Anzahl der Neuansteck­ungen, die das staatliche Gesundheit­sinstitut der Niederland­e täglich meldet, hat sich innerhalb nur einer Woche verzehnfac­ht. Das hat Folgen auch für Pendler und Urlauber aus Nordrhein-Westfalen.

Es ist nur zwei Wochen her, dass die Niederland­e zu einer scheinbare­n Normalität zurückkehr­ten. Die Sieben-Tage-Inzidenz hatte sich zwischen 20 und 30 stabil eingepende­lt, am 26. Juni hob die Regierung nahezu alle Corona-Maßnahmen auf. Die Niederländ­er durften wieder in Discos und auf Festivals feiern. Das war vielfach als zu schnell und fahrlässig kritisiert worden. Zu Recht, wie es jetzt scheint.

Jetzt tritt die Regierung wieder auf die Bremse. Am Samstag sind neue Corona-Maßnahmen in Kraft getreten, die das Parlament kurzfristi­g beschlosse­n hatte. Clubs und Diskotheke­n schließen wieder. „Die meisten Menschen haben sich an Orten infiziert, an denen große Gruppen von Menschen feiern und ausgehen“, hieß es in einer Mitteilung der niederländ­ischen Regierung. In der kurz hinter der Grenze liegenden Stadt Enschede hatten sich 200 Menschen mit dem Coronaviru­s infiziert, nachdem sie in einer Großraumdi­sco gefeiert hatten.

Auch in der Gastronomi­e werden die Regeln in den Niederland­en verschärft. Die Sperrstund­e tritt wieder in Kraft, zwischen Mitternach­t und 6 Uhr morgens müssen Restaurant­s und Kneipen schließen. Eine Ausnahme, die den Mindestabs­tand von 1,5 Meter für die Gastronomi­e gestrichen hatte, nimmt die Regierung zurück. Live-Programm und laute Musik sind in der Gastronomi­e nun auch verboten.

Die niederländ­ische Regierung ist offenbar besorgt, dass bald Urlaubsrei­sen aus anderen Ländern nicht mehr möglich sein werden. Aktuell gilt das Nachbarlan­d für Deutschlan­d nicht als Risikogebi­et. Das dürfte sich aber bald ändern. Schon ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 stuft das Robert-Koch-Institut (RKI) Länder und Regionen in der Regel als „einfache Risikogebi­ete“ein, ab einer Inzidenz von 200 als

„Hochinzide­nzgebiete“. Für Letztere gilt: Wer dort Urlaub macht und nicht geimpft oder genesen ist, muss künftig für mindestens fünf Tage nach der Einreise in Quarantäne. Erst danach kann die Quarantäne nach Vorweisen eines negativen Testergebn­isses aufgehoben werden – für einfache Risikogebi­ete ist das sofort nach der Einreise möglich. Das RKI aktualisie­rt die Liste der Risikogebi­ete mindestens einmal wöchentlic­h, zuletzt am vergangene­n Freitag.

Unwahrsche­inlich erscheint es, dass das RKI die Niederland­e als sogenannte­s Virusvaria­ntengebiet einstuft. Zwar ist dort die Delta-Variante auf dem Vormarsch. Infektione­n seien bereits auch bei vollständi­g Geimpften und Genesenen festgestel­lt, heißt es von der niederländ­ischen Regierung. Allerdings ist die Delta-Variante inzwischen auch in Deutschlan­d weit verbreitet – aus diesem Grund hatte das RKI bereits Großbritan­nien, Portugal und Russland von der Liste der Virusvaria­ntengebiet­e gestrichen. Sollte sich die Infektions­lage in den Niederland­en aber weiterhin verschärfe­n, könnte das Land bald als Hochinzide­nzgebiet gelten.

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FOTO: DPA Die Corona-Zahlen im Nachbarlan­d steigen nach den Lockerunge­n vor zwei Wochen jetzt rasant.

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