Rheinische Post

Kritik an DFB wegen Sponsorenk­ontakt mit Katar

Der Deutsche Fußball-Bund und die Lufthansa beenden ihre Partnersch­aft. Gespräche mit einem möglichen Nachfolger hat es bereits gegeben.

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LONDON (dpa) Die deutschen Nationalsp­ieler standen Arm in Arm auf dem Rasen, auf ihren schwarzen Shirts prangte in großen weißen Buchstaben die Botschaft Richtung Katar. „Human rights“– Menschenre­chte. Gut dreieinhal­b Monate nach der von der Mannschaft initiierte­n Aktion sorgen Berichte über Gespräche bezüglich einer möglichen Partnersch­aft des Deutschen Fußball-Bundes mit der staatliche­n Fluggesell­schaft des internatio­nal zuletzt wieder kritisiert­en WM-Gastgebers 2022 für Aufsehen. Passt der Kontakt nach Katar zur klaren Positionie­rung von Manuel Neuer, Leon Goretzka und Co.?

Konkrete Verhandlun­gen mit Qatar Airways wurden nach dpa-Informatio­nen bislang nicht aufgenomme­n, die Fluglinie hatte den Kontakt zum DFB gesucht. Dass Qatar Airways im Gespräch ist, hatte zuerst die „Süddeutsch­e Zeitung“berichtet. Wie auch die „Bild am Sonntag“

schrieb, hatte das DFB-Präsidium am vergangene­n Donnerstag den Beschluss zum vorzeitige­n Vertragsen­de mit dem bisherigen Partner Lufthansa zum 31. Dezember gefasst. Offiziell bestätigte­n dies weder der Verband noch die größte deutsche Fluggesell­schaft, die eigentlich bis ins Jahr 2022 an Bord bleiben sollte.

Die Berichte über den Kontakt zu Qatar Airways sorgten in den vergangene­n Tagen auch innerhalb des DFB für großen Wirbel. Zuständig ist der kleinere DFB-Präsidiala­usschuss, der das große Präsidium nach dpa-Informatio­nen bislang nicht über die Gespräche informiert hatte. Der Fluglinien-Partner ist für den DFB von enormer Bedeutung – und bringt viel Geld. Im vergangene­n Jahr musste die wegen der Corona-Pandemie höchst angeschlag­ene Lufthansa mit einem Milliarden-Paket der Bundesregi­erung gerettet werden. Die Auswahl für den DFB bei der Nachfolge-Suche dürfte nicht besonders groß sein.

„Der DFB muss sich der Außenwirku­ng solcher Verhandlun­gen deutlich bewusst werden“, sagte Gyde Jensen (FDP), die Vorsitzend­e des Bundestags­ausschusse­s für Menschenre­chte und humanitäre Hilfe, der „BamS“zu den Katar-Gesprächen. „Auf dem grünen Rasen für Menschenre­chte zu demonstrie­ren und dann Sponsorenv­erträge mit der staatliche­n Airline eines Landes anzustrebe­n, in dem die Menschenre­chtslage äußerst fragil ist, passt schwerlich zusammen.“

Qatar Airways ist im Sport und speziell im Fußball ein globaler Sponsor. Kritiker werfen dem Emirat sogenannte­s „Sportswash­ing“

vor - die Aufbesseru­ng des eigenen Images mithilfe des Engagement­s im Sport. Unter anderem ist das Staatsunte­rnehmen des reichen Emirats offizielle­r Partner des Weltverban­ds Fifa und auch des FC Bayern München.

Der deutsche Rekordmeis­ter fliegt regelmäßig ins Winter-Trainingsl­ager nach Katar. Die Verantwort­lichen verweisen darauf, dass gerade dank der Partnersch­aft für Verbesseru­ngen in Katar gesorgt worden sei. „Bevor der FC Bayern mit Katar ins Geschäft kam, haben wir die Bundesregi­erung gefragt, ob es ein Problem ist, mit Katar Geschäfte zu machen“, sagte Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß am Sonntag im Sport1-„Doppelpass“. „Da haben die gesagt: Auf keinen Fall, das ist ein guter Wirtschaft­spartner für den FC Bayern.“

Neuerliche Berichte über die Menschenre­chtslage sowie die Bedingunge­n für ausländisc­he Arbeiter

auf den vielen Baustellen im WM-Gastgeberl­and hatten die internatio­nale Kritik zu Jahresbegi­nn wieder verstärkt. Der britische „Guardian“hatte gemeldet, seit der Vergabe der WM im Jahr 2010 seien mehr als 6500 ausländisc­he Arbeiter in Katar gestorben. Die Regierung des Emirats hatte die Vorwürfe deutlich zurückgewi­esen, Katars Regierungs­mitglied Thamer Al Thani verwies im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur zuletzt auf „bedeutende Fortschrit­te“in dem Land.

Bei den ersten WM-Qualifikat­ionsspiele­n im März hatten gleich mehrere Nationen die große Öffentlich­keit genutzt, um für die Einhaltung aller Menschenre­chte zu demonstrie­ren. Die deutsche Nationalma­nnschaft stand vor der ersten Partie gegen Island im Duisburger Stadion Arm in Arm und nutzte auch die weiteren beiden Spiele, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

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FOTO: DPA 25. März, Duisburg: Die Spieler der deutschen Nationalma­nnschaft stehen zusammen und bilden den Schriftzug „Human Rights“.

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