Rheinische Post

Interkultu­relles Fest zwischen Rap und Folk

Anwohner und Politiker, kleine und große Besucher, Künstler, Ehrenamtle­r, Musiker und Sportler trafen sich in Oberbilk.

- VON TINO HERMANNS

OBERBILK Alexandra Wehrmann ist so in Oberbilk vernarrt, dass sie gemeinsam mit Fotograf Markus Luigs eine 300 Seiten starke Hommage an die Menschen im Stadtteil verfasst hat. „Oberbilk – Hinterm Bahnhof“heißt das Buch, in dem 38 verschiede­ne Porträts in Wort und Bild zusammenge­fasst sind. „Ich habe ein Drittel meines Lebens in Oberbilk gewohnt, mit Mitte 20 und jetzt wieder“, erläutert die Autorin. „Ich finde Oberbilk super-spannend. Es ist so vielfältig und divers, genauso wie die Menschen, die hier Leben. Da haben wir vor vier Jahren angefangen, an dem Ding zu arbeiten.“Für sie war klar, dass sie gemeinsam mit Luigs beim interkultu­rellen Netzwerktr­effen auf dem Oberbilker Markt dabei sein musste. Also schnappte sie sich ein paar ihrer Bücher und einige der von ihr initiierte­n T-Shirts mit der Aufschrift „Oberbilk bleibt dreckig“und baute ihre kleine Bücherecke auf.

Dabei traf sie Busy Beast, Rapper vom Oberbilker Markt. Er ist auch in Wehrmanns Buch porträtier­t. „Das müsst ihr euch ansehen, da sehe ich gut aus“, sagte der Musiker. Für ihn war aber viel wichtiger, dass er endlich einmal wieder auftreten konnte. „Das erste Mal seit zwei Jahren“, wie der Rapper verriet. Zusammen mit DJ Liquid machte Busy Beast den „Opener“des interkultu­rellen Netzwerktr­effens.

Eigentlich hatte Martina Pophal gemeinsam mit ihren Freunden schon alles für den Mai 2021 organisier­t. „Aber das hat ja nicht funktionie­rt. Da waren wir noch alle im Total-Lockdown“, sagt Pophal. Aufgeben ist für sie aber keine Option. Also packte sie ihren gesamten Organisati­onsplan in Quarantäne und aktivierte alles wieder, als Veranstalt­ungen im öffentlich­en Raum wieder erlaubt wurden. „Solche Veranstalt­ungen sind enorm wichtig“, urteilt der grüne Bezirksbür­germeister Dietmar Wolf. „Das ist als Nachbarsch­aftstreffe­n gut für das Klima im Stadtteil. Man lernt auf ungezwunge­ne Art Leute kennen, mit denen man bereits Jahre nebeneinan­der wohnt hat, ohne sich kennenzule­rnen. Es werden Netzwerke geschaffen, die direkt vor Ort wirken.“Und genau das möchte auch Pophal erreichen. „Es gibt eine so große Vielfalt – insbesonde­re in Oberbilk. Es gibt viele Akteure im Stadtteil, viele Initiative­n rund um die Themen Interkultu­r, für Alt und Jung, egal welche Hautfarbe, egal welche Bildung, egal welches Handicap“, berichtet Pophal. „Sie zeigen auf, wer sich alles trotz dieser extremen Bedingunge­n, für die Nachbarsch­aft,

Bildung und die Entwicklun­gspolitik einsetzt.“

Die Sicht auf den jeweils anderen mit seinen Besonderhe­iten aufzuzeige­n und zum Mitmachen anzuregen, das ist das gemeinsame Ziel. An dem arbeiten auch die Demokratie­werkstatt Oberbilk und das junge eine Weltforum. „Wir sind quasi Gründungsm­itglieder des interkultu­rellen Festes. Wir sind jetzt zum vierten Mal dabei“, sagt Anna Ziener von der Demokratie­werkstatt. „Wir versuchen ein Netzwerk aufzubauen, Leute zusammenzu­bringen, sodass nicht mehr so viele Initiative­n parallel laufen, ohne voneinande­r zu wissen.“Gut, dass Pophal sich ihr eigenes Netzwerk bereits geschaffen hat, denn alleine hätte sie die siebenstün­dige Veranstalt­ung mit sechs Gesprächsr­unden, sechs Bands und so einigen Infostände­n nicht stemmen können. „Wir sind schon ein eingeschwo­renes Team, mit dem wir seit Jahren die komplette Orga und Umsetzung durchführe­n“, sagt Pophal. „So haben wir alle Qualitäten, die es etwa für die Organisati­on, die Technik, die Musik, Security und den Auf- und Abbau braucht. Alle packen mit an. Darauf sind wir sehr stolz.“

Und der Bezirksbür­germeister freut sich, dass solch engagierte Menschen in Oberbilk leben. „So ein interkultu­relles Fest auf die Beine zu stellen, geht nur mit viel ehrenamtli­chen Engagement, viel Herzblut und Lokalpatri­otismus im besten Sinne“, sagt Wolf. „Das beweist, dass sich die Menschen in Oberbilk wohlfühlen.“

Termin Am kommenden Wochenende findet die dritte und letzte Veranstalt­ung des Heimatsomm­ers statt.

Anmeldung Kostenlose Voranmeldu­ng und alle Infos unter www.wersten.de.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Am interkultu­rellen Oberbilker Sommerfest nahm auch die Mädchen Musik Akademie teil.

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