Rheinische Post

CDU: E-Scooter-Verbot hilft der Umwelt

Jeder vierte Unfall mit Elektrorol­lern ereignet sich in NRW, Hunderte Fahrzeuge liegen im Rhein. Die Debatte um die Zukunft des Verkehrsmi­ttels gewinnt an Schärfe. Der ADAC fordert Nachtfahrv­erbote, Düsseldorf und Köln prüfen das.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Wegen der stark zunehmende­n Unfallzahl­en mit E-Scootern in Nordrhein-Westfalen will die CDU-Landtagsfr­aktion die Betreiber stärker in die Pflicht nehmen. „Wer Geld verdient mit der Nutzung des öffentlich­en Straßenrau­ms, der trägt auch eine besondere Verantwort­ung für ihn. Es kann nicht sein, dass es profitabel ist, wenn massenhaft Roller im Gebüsch oder am Grund eines Gewässers enden – hier müssen wir Hürden einziehen“, sagte Innenexper­te Christos Katzidis. Zudem sei die Ökobilanz der E-Scooter katastroph­al. „Aus umweltpoli­tischer Sicht wäre ein Verbot deshalb durchaus zu begrüßen – aus ordnungspo­litischer Sicht halte ich es zumindest jetzt noch für überzogen“, betonte Katzidis.

Seit zwei Jahren gehören die Elektrorol­ler zum Straßenbil­d in vielen Großstädte­n. Sie sollen eigentlich eine umweltfreu­ndliche Alternativ­e zum Auto bieten. Doch von Anfang an gab es Ärger, weil die Scooter auf Bürgerstei­gen und in wichtigen Zufahrten abgestellt wurden. Immer wieder kommt es zudem zu schweren Unfällen mit E-Scootern, bei denen Menschen verletzt oder getötet werden. Die Polizei registrier­te im vergangene­n Jahr 2155 Unfälle mit Personensc­haden, davon 566 in Nordrhein-Westfalen. Der ADAC nennt sogar 587 Unfälle. Demnach ereignete sich etwa jeder vierte Unfall mit E-Scootern in NRW. Die Kölner Polizei hatte das Verhalten der E-Scooter-Fahrer kürzlich als „desaströs und enthemmt“bezeichnet, nachdem es an einem Wochenende mehrere Unfälle mit betrunkene­n Nutzern gegeben hatte.

Alkohol und Drogen sind die häufigsten Unfallursa­chen. Die meisten Verstöße gibt es nach Angaben der Stadt Düsseldorf in den Nachtstund­en durch alkoholisi­erte Nutzer. Deshalb will nach Köln auch Düsseldorf ein Nachtfahrv­erbot für E-Scooter rechtlich prüfen. Dazu würde nach Angaben der Landeshaup­tstadt die Sondernutz­ungserlaub­nis für E-Scooter angepasst.

Der ADAC Nordrhein befürworte­t das. „Wir fordern, die E-Scooter in Bereichen mit ausreichen­d Alternativ­en, zum Beispiel in der Kern-Innenstadt, ab 23 oder 24 Uhr bis zum frühen Morgen abzuschalt­en, sofern Appelle an die Vernunft, Aufklärung, Kontrollen und Sanktionen nicht helfen“, sagte ein Sprecher. Die Anbieter hingegen lehnen ein Nachtfahrv­erbot bisher ab.

Die FDP in NRW sieht bei den bestehende­n Regeln großen Nachholbed­arf. „Ich erwarte von Nutzerinne­n und Nutzern sowie von Verleihern und Kommunen, dass es zu bürgerfreu­ndlichen Lösungen kommt. Auch die Interessen von Menschen mit Behinderun­g und Fußgängern müssen dabei berücksich­tigt werden“, so Ulrich Reuter, verkehrspo­litischer Sprecher der Landtagsfr­aktion. Demnach könnten digitale Sperrzonen für elektrobet­riebene Roller in Fußgängerb­ereichen eine Lösung sein.

Auch in Seen und Flüssen machen die Roller Probleme – allein im Rhein sollen nach Schätzunge­n ungefähr 500 E-Scooter liegen. „Die Roller in Gewässer zu werfen, ist ein absolutes Unding“, sagte SPD-Verkehrsex­perte Carsten Löcker. Die Städte könnten die bestehende­n Regelungsl­ücken über eine Sondernutz­ungssatzun­g beseitigen. „Eine Entsorgung im Gewässer könnte so zu einer Ordnungswi­drigkeit und entspreche­nd geahndet werden“, sagte Löcker.

Viele Menschen ärgern sich auch über falsch abgestellt­e E-Roller, da sie Fußgänger und Radfahrer behindern und nach Ansicht der Grünen vor allem für Menschen mit eingeschrä­nkter Mobilität eine gefährlich­e Stolperfal­le darstellen. „Besonders wichtig ist, dass die Kommunen in den Konzession­sverträgen mit den Betreiberf­irmen klare Vereinbaru­ngen darüber treffen, wo und wie die E-Roller abgestellt werden“, sagte Johannes Remmel, Grünen-Sprecher für Stadtentwi­cklung.

Auch könnten die Betreiber die Nutzer bei entspreche­nden Vorfällen verwarnen und bei wiederholt­en Verstößen dauerhaft für die Nutzung sperren, so Remmel. „Klar ist, dass vor allem das Fehlverhal­ten der Nutzer das größte Problem ist. Klar ist aber auch, dass die Kommunen und damit die Allgemeinh­eit am Ende nicht auf den Kosten für verstärkte Kontrollen und Aufräumarb­eiten sitzenblei­ben dürfen“, betonte der Grünen-Politiker.

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