Irgendwo im Nirgendwo
Der BER funktioniert. Aber das Drumherum des Flughafens ist eine Zumutung.
Der Taxifahrer hat die Nase voll und fährt links ran: „Ich fahre nicht mehr weiter – das muss die falsche Adresse sein.“Nun sind die Berliner Taxifahrer generell ein Kapitel für sich; in diesem Fall allerdings ist man geneigt zuzustimmen. Gemeinsam stand man schon vor dem Tor der Cargo-Abfertigung des neuen Berliner Flughafens BER. Nun steht das Taxi irgendwo neben dem alten Flughafen Schönefeld in einem verlassenen Industriegebiet. Stacheldraht hier, verlassene Gebäude dort. Ein brachliegendes Gewerbegebiet.
Dabei will man zu einer Adresse, die eigentlich repräsentativen Charakter haben sollte: Die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums operiert vom militärischen Teil des BER aus. Hier starten die Flugzeuge, die Bundespräsident,
Kanzlerin und Minister in alle Welt bringen. Und hier landen ausländische Staats-und Regierungschefs mit ihren Ministern, wenn sie Deutschland besuchen. Schon der militärische Teil des Flughafens Tegel bestach durch, nun, eindrucksvolle Schlichtheit. Mit dem BER solle sich das alles ändern, war während der Bauphase zu hören. Und ja: Wenn man mal dort, ist, gibt es eine kleine Abfertigungshalle, Warteräume verschiedener Kategorien, einen Bodyscanner und Waschräume. Immerhin. Allerdings liegt der Abflughafen so versteckt, dass kaum ein Navigationssystem und erst recht kein Taxifahrer ihn kennt. Vorwarnungen bei Bestellung führten bereits zu großem Schweigen in der Leitzentrale.
Auf inständiges Bitten fährt der Taxifahrer dann doch weiter. Und nach der x-ten Weggabelung steht man dann tatsächlich vor einer Pforte mit bewachter Schranke – und muss sofort seinen Ausweis vorzeigen. Hier beginnt er, der militärische Teil des Flughafens BER. Geografisch ist es allerdings eher der ehemalige Flughafen Schönefeld. Und man lernt: Das Erste und das Letzte, was der ausländische Staatsgast in Deutschlands Hauptstadt sieht, ist: eine stillgelegte Tankstelle. Berlin – die Hauptstadt des Understatements. Egal, wie teuer der Flughafen auch gewesen sein mag.
Unsere Autorin ist Leiterin des Berliner Parlamentsbüros. Sie wechselt sich hier mit ihrem Stellvertreter Jan Drebes und Elisabeth Niejahr, der Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung, ab.