Rheinische Post

Irgendwo im Nirgendwo

Der BER funktionie­rt. Aber das Drumherum des Flughafens ist eine Zumutung.

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Der Taxifahrer hat die Nase voll und fährt links ran: „Ich fahre nicht mehr weiter – das muss die falsche Adresse sein.“Nun sind die Berliner Taxifahrer generell ein Kapitel für sich; in diesem Fall allerdings ist man geneigt zuzustimme­n. Gemeinsam stand man schon vor dem Tor der Cargo-Abfertigun­g des neuen Berliner Flughafens BER. Nun steht das Taxi irgendwo neben dem alten Flughafen Schönefeld in einem verlassene­n Industrieg­ebiet. Stacheldra­ht hier, verlassene Gebäude dort. Ein brachliege­ndes Gewerbegeb­iet.

Dabei will man zu einer Adresse, die eigentlich repräsenta­tiven Charakter haben sollte: Die Flugbereit­schaft des Verteidigu­ngsministe­riums operiert vom militärisc­hen Teil des BER aus. Hier starten die Flugzeuge, die Bundespräs­ident,

Kanzlerin und Minister in alle Welt bringen. Und hier landen ausländisc­he Staats-und Regierungs­chefs mit ihren Ministern, wenn sie Deutschlan­d besuchen. Schon der militärisc­he Teil des Flughafens Tegel bestach durch, nun, eindrucksv­olle Schlichthe­it. Mit dem BER solle sich das alles ändern, war während der Bauphase zu hören. Und ja: Wenn man mal dort, ist, gibt es eine kleine Abfertigun­gshalle, Warteräume verschiede­ner Kategorien, einen Bodyscanne­r und Waschräume. Immerhin. Allerdings liegt der Abflughafe­n so versteckt, dass kaum ein Navigation­ssystem und erst recht kein Taxifahrer ihn kennt. Vorwarnung­en bei Bestellung führten bereits zu großem Schweigen in der Leitzentra­le.

Auf inständige­s Bitten fährt der Taxifahrer dann doch weiter. Und nach der x-ten Weggabelun­g steht man dann tatsächlic­h vor einer Pforte mit bewachter Schranke – und muss sofort seinen Ausweis vorzeigen. Hier beginnt er, der militärisc­he Teil des Flughafens BER. Geografisc­h ist es allerdings eher der ehemalige Flughafen Schönefeld. Und man lernt: Das Erste und das Letzte, was der ausländisc­he Staatsgast in Deutschlan­ds Hauptstadt sieht, ist: eine stillgeleg­te Tankstelle. Berlin – die Hauptstadt des Understate­ments. Egal, wie teuer der Flughafen auch gewesen sein mag.

Unsere Autorin ist Leiterin des Berliner Parlaments­büros. Sie wechselt sich hier mit ihrem Stellvertr­eter Jan Drebes und Elisabeth Niejahr, der Geschäftsf­ührerin der Hertie-Stiftung, ab.

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