Rheinische Post

Djokovic denkt über Absage für Olympia nach

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LONDON (dpa) Novak Djokovic hatte seinen geschichts­trächtigen Matchball in Wimbledon gerade verwandelt, da wurde auf der Olympia-Homepage schon sein Weg zum bisher nur von Steffi Graf erreichten Golden Slam vorgezeich­net. Umso erschreckt­er dürfte auch in Tokio die Botschaft des Tennis-Weltrangli­sten-Ersten aufgenomme­n werden, er überlege sich den bisher fest geplanten Start noch einmal. Der derzeit überragend­e Serbe ist nur einer von etlichen Stars, die angesichts der Umstände ins Grübeln kommen oder schon abgesagt haben.

Serena Williams fliegt ebenso wenig nach Japan wie Rafael Nadal, Roger Federer überlegt noch – alle waren schon Olympiasie­ger. Nicht so Djokovic, der mit nun 20 GrandSlam-Titeln gemeinsam mit Federer und Nadal Rekordsieg­er bei den vier wichtigste­n Turnieren ist. Mit einem Erfolg bei den US Open würde Djokovic als Erster bei den Tennis-Herren

seit 1969 alle Grand-Slam-Turniere in einem Kalenderja­hr gewinnen. Steffi Graf war 1988 auch Olympiasie­gerin und schaffte sogar den sogenannte­n Golden Slam. Das könnte auch Djokovic gelingen.

Doch der Ausschluss der Zuschauer und weitere coronabedi­ngte Restriktio­nen haben ihn noch einmal zum Überlegen gebracht. „Das sind keine tollen Neuigkeite­n. Es war wirklich enttäusche­nd, als ich das gehört habe“, sagte der 34-Jährige zum Fehlen der Fans eine Stunde nach seinem sechsten Wimbledon-Titel vor 15.000 begeistert mitgehende­n Zuschauern auf dem Centre Court.

Zur sterilen Atmosphäre möchte im Tennis wohl niemand mehr zurück. Dass die Olympische­n Spiele ohne Zuschauer stattfinde­n, „das wird auch Angie sehr traurig machen“, sagte die deutsche Damentenni­s-Chefin Barbara Rittner mit Blick auf Angelique Kerber, die in

Wimbledon die Unterstütz­ung von den Rängen dankbar aufsog.

Die 33-Jährige ist eine von fünf Kandidatin­nen für das Tragen der deutschen Fahne bei der Eröffnungs­feier. Nach dem Wimbledon-Aus im Halbfinale hatte die Silbermeda­illen-Gewinnerin von 2016 in Rio zwar von Olympia geschwärmt, mit ihren Aussagen aber zumindest Spielraum für Interpreta­tionen gelassen. Sie wolle zunächst mit ihrem Team über den Plan für die kommenden Wochen sprechen. Weitere Informatio­nen soll es in dieser Woche geben, teilte ihr Management am Montag mit.

„Der Gedanke, vor leeren Stadien zu spielen, fühlt sich für mich einfach nicht richtig an und hat es nie“, erklärte der auch verletzte Australier Nick Kyrgios bei seiner Absage. Der Österreich­er Dominic Thiem und die Rumänin Simona Halep fehlen als weitere Medaillen-Anwärter ebenfalls wegen Blessuren.

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