Rheinische Post

Die Baupreise steigen immer weiter

Nordrhein-Westfalen meldet für den Mai ein Plus um 4,6 Prozent. Das ist weniger als der Bundesdurc­hschnitt, aber immer noch der höchste Anstieg seit 14 Jahren. Schuld sind vor allem die hohen Kosten für Baumateria­lien.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Alle drei Monate wird in Nordrhein-Westfalen der Baupreisin­dex für das Land ermittelt. Und der kennt derzeit nur eine Richtung: nach oben. Um etwa 2,8 Prozent sind die Preise im Mai gegenüber Februar dieses Jahres gestiegen, wie die Landesstat­istikbehör­de NRW am Montag mitgeteilt hat. Gleich um 4,6 Prozent ging es im Mai gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres nach oben. Das ist die stärkste monatliche Veränderun­g seit 14 Jahren. Und damals war sogar noch die Anhebung des Mehrwertst­euersatzes von 16 auf 19 Prozent ein wesentlich­er Faktor gewesen.

Für viele von denen, die ein eigenes Haus bauen wollen, wird's jedenfalls immer teurer – entweder über den von vornherein höheren Eigenkapit­alanteil oder über eine stärkere Kreditlast, die mehr Zinsen und mehr Tilgung verschling­t. Wohl dem, der so viel wie möglich in Eigenleist­ung erbringen kann. Der einzige Trost in diesem Zusammenha­ng: Nordrhein-Westfalen liegt unter dem Bundesdurc­hschnitt. Da betrug das Preisplus im Mai 6,4 Prozent.

Die allgemeine Inflations­rate lag in Deutschlan­d im Juni bei „nur“2,3 Prozent. Doch die gefühlten Preissteig­erungen sehen ganz anders aus. Die Aktienkurs­e sind längst durch die Decke gegangen, die Immobilien­preise zumindest in den Ballungsze­ntren auch. Dass die Preise am Bau in diesem Ausmaß gestiegen sind, liegt immer noch an den höheren Materialpr­eisen beispielsw­eise für Holz, Stahl und Kunststoff, über die auch die Handwerksu­nternehmen aktuell klagen. Das Problem sind zum einen die Kosten, die man für die Beschaffun­g dieser Stoffe hat, zum anderen die Verfügbark­eit des jeweiligen Materials. Und da geraten auch jene mit einer hohen Eigenleist­ung in die Bredouille. Auch Arbeiten für Entwässeru­ngskanäle und für den Dämmschutz haben sich nach Angaben der nordrhein-westfälisc­hen Statistike­r deutlich verteuert. Und neben dem Eigenheimb­au ist auch jener von Bürogebäud­en deutlich teurer geworden.

Die IG Bau sieht nur einen vorübergeh­enden Engpass bei den Materialie­n. „Wir glauben nach wie vor, dass es ein temporäres Phänomen ist, das sich bald auflösen wird“, sagte jüngst Gewerkscha­ftschef Robert Feiger. Die Baubranche hat dagegen längst Alarm geschlagen. Wie dramatisch die Industrie die aktuelle Situation einschätzt, belegt ein Papier, in dem die Unternehme­nsvertrete­r davon sprechen, dass nicht einmal im Bauboom der Zeit unmittelba­r nach der Wiedervere­inigung zu Beginn der 90er-Jahre das Material so knapp gewesen sei wie heute. Seit 1991 hätten selbst während der konjunktur­ellen Hochphasen im Schnitt nur 6,5 Prozent der befragten Unternehme­n über Materialkn­appheit geklagt. Im April dieses Jahres seien es bei einer Umfrage des Wirtschaft­sforschung­sinstituts Ifo schon 18,6 Prozent gewesen und in einzelnen, besonders betroffene­n Sparten wie dem Wohnungs- und dem gewerblich­en Hochbau sogar 25 Prozent. Und je länger die Misere dauert, umso schwierige­r wird aus Sicht der Branche die Lage für betroffene Unternehme­n. Die Insolvenzg­efahr drohe zu wachsen.

Die aktuellen Material-und Preisprobl­eme kann niemand wegdiskuti­eren. Und doch darf man nicht vergessen, dass das Ganze sich auch vor dem Hintergrun­d laufender Tarifverha­ndlungen am Bau abspielt. Und darum ist in den Augen der jeweils anderen Partei das Klagen oder Nicht-Klagen immer auch ein wenig tarifpolit­isches Kalkül.

Der Tarifvertr­ag ist Ende Juni ausgelaufe­n; der nächste Verhandlun­gstermin ist nach Angaben der Gewerkscha­ft für Ende Juli anberaumt worden.

Zahl der Verspätung­en und Ausfälle nimmt zu

Ausfälle Mit dem Wiederanla­ufen des Flugverkeh­rs gebe es die alten Probleme, berichtet das Flugrecht-Portal Airhelp. Laut einer eigenen Datenanaly­se waren im Mai bereits wieder 12,6 Prozent der Passagiere von Verspätung­en und Ausfällen betroffen. Das seien zwar deutlich weniger als 2019 mit einem Anteil von 28 Prozent, die Airlines würden aber derzeit nur ein Fünftel ihrer eigentlich­en Kapazitäte­n abrufen.

Forderunge­n Die EU-Kommission hat die Fluggesell­schaften aufgeforde­rt, Rückerstat­tungen in Form eines Gutscheins nicht als einzige Wahl anzupreise­n und Verzögerun­gen bei der Rückzahlun­g zu vermeiden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany