Keine Erinnerung an Messerangriff in Unterbilk
Der Angeklagte war bei der Tat auf der Lorettostraße betrunken. Das Opfer ist nach seinem Klinikaufenthalt verschwunden.
UNTERBILK Am Montag hat im Landgericht der Prozess gegen einen mutmaßlichen Messerangreifer begonnen. Er soll laut Anklage im Dezember spätabends auf einer Parkbank an der Lorettostraße grundlos auf einen Mann eingestochen und ihn durch Stiche und Schnitte in Hals, Kopf und Nacken erheblich verletzt haben. Das Opfer überlebte nur durch eine Notoperation.
Formell werden dem 43-Jährigen jetzt versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung angelastet. Was aber wirklich passiert ist, könne der 43-Jährige nicht beantworten, so sein Anwalt. Denn bei der womöglich zufälligen Begegnung der beiden Männer an jener Parkbank sei zumindest der Angeklagte erheblich betrunken gewesen.
So erheblich, dass auch der Staatsanwalt davon ausgeht, der Angeklagte habe die Bluttat alkoholbedingt „im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit“begangen. Sicher ist nur: Anwohner hatten damals die Polizei alarmiert, als ein Mann gegen 22.40 Uhr auf den Obdachlosen einzustechen begann.
Sicher ist auch, dass Beamte vom nahe gelegenen Polizeipräsidium den Angeklagten noch am Tatort antrafen – und ihn (wohl auch, weil er kaum Deutsch spricht) mit gezogenen Schusswaffen mehrfach auffordern mussten, sich auf den Boden zu legen.
Das Opfer habe man dann „blutüberströmt“, so eine der eingesetzten Polizistinnen im Zeugenstand, unter der Parkbank entdeckt mit zahlreichen Stichverletzungen, zugefügt durch ein Küchenmesser. Der 42-Jährige habe teils lebensgefährliche Wunden am Oberschenkel erlitten, aber auch am Hals, im Gesicht und am Nacken. Ob es einen Grund für einen Streit der Männer gab oder ob der Angeklagte grundlos zugestochen haben mag, wird schwer zu klären sein. Der Angeklagte erinnert sich nicht und das Opfer ist nach der medizinischen Versorgung spurlos verschwunden. Für den Prozess sind noch zwei Verhandlungstermine in dieser Woche reserviert.