Italiener feiern ausgelassen in Gerresheim
Mit bengalischem Feuer und Knallern wurde der Finalsieg bei der Europameisterschaft auf dem unteren Teil der Heyestraße bejubelt.
GERRESHEIM Irgendwann sind selbst die Italiener einmal müde. Um 2.20 Uhr fuhr in der Nacht zu Montag das letzte Kehrfahrzeug der Stadt über den unteren Teil der Heyestraße. Die Polizei konnte die Strecke zwischen Bunker und Gustav-AdolfKirche wieder für den Verkehr freigeben. Vorausgegangen war ein Abend zwischen Bangen, Hoffen und grenzenlosem Jubel, als der letzte englische Elfmeterschütze verschoss und die italienische Mannschaft als Europameister feststand.
„Italia, Italia, Italia“, die Anfeuerungsrufe kamen schon Stunden vor Spielbeginn stakkatoartig und laut. Allen auf der Heyestraße war bewusst, dass niemand die Rufe im fernen London hören konnte, aber was raus musste, musste raus. Menschen mit italienischen Fahnen um den Schultern und grün-weiß-roten Streifen im Gesicht lagen sich nach dem Schlusspfiff in den Armen, brüllten sich voller Freude an. Andere genossen den Moment in der Masse eher einsam und still in sich gekehrt. Das war allerdings sehr schwer, wurden doch immer wieder krachende Böller, vereinzelte Bengalos und Feuerwerkskörper gezündet. Mehrere Hundert Menschen, meist mit italienischem Migrationshintergrund, verwandelten die Heyestraße in ein Meer aus purer Glückseligkeit.
Dabei waren auf der Straße sowie in und vor den Bistros nicht nur Italiener, die sich das EM-Endspiel anschauten. „So einen Abend kann man sich doch nicht entgehen lassen. Alleine zu Hause zu gucken, macht doch keinen Spaß, wenn man das pralle Leben vor der Haustüre hat“, sagte Marco Huppertz. Er sitzt für die Grünen in der Bezirksvertretung 7 (Gerresheim, Grafenberg, Ludenberg, Hubbelrath, Knittkuhl). Er erwartete trotz überschäumender südländischer Lebensfreude keinen Ärger, so wie nach dem Halbfinale gegen Spanien, als auf der Heyestraße randaliert wurde. „Wenn man sich auskennt, weiß man, dass die meisten nur friedlich feiern wollen“, sagte Huppertz. Allerdings musste die Polizei erneut zweimal konsequent in der langen Nacht eingreifen. Einmal, als nach dem 1:1 mitten in der Menschenmenge ein Bengalo gezündet wurde und zum zweiten Mal, als junge Männer sich nicht an den ausgesprochenen Platzverweis halten wollten.
Einer, der bis zum Ende geblieben war, ist Dennis Rondinella. Mit Trikot und einer Plastik-Replika des EM-Pokals feierte er mit Hunderten anderen den ersten EM-Titel Italiens seit 1968. „Heute bin ich entspannt und sehr, sehr platt“, sagt er am Tag danach und lacht. Die Stimmung sei fantastisch gewesen, fast so, als sei man wirklich in Italien. An der Theke des Bistro Gattopardo, wo er auch das Spiel geschaut hat, trinkt er einen Espresso und plaudert mit Wirt Angelo Esposto, dem die Müdigkeit ebenfalls anzusehen ist. „Wir haben nur zwei Stunden geschlafen“, sagt er – nach dem Feiern habe man noch aufgeräumt, soweit er das sehen konnte, als einzige Bar.
Um kurz nach Mitternacht hatte er sein Bistro zugemacht, auf Anweisung der Polizei. Die Beamten lobt Esposto ausdrücklich: „Die waren sehr nett und hilfreich, haben uns sogar noch Handschuhe zum Aufräumen gegeben und baten uns, mit Blick auf Corona nicht allzu lang geöffnet zu haben.“Daran habe man sich gehalten und danach 15 Müllsäcke mit Überbleibseln der Feierlichkeiten gefüllt. Um 3 Uhr sei dann noch ein Wagen der Awista gekommen, danach war Schluss, sagt Esposto. „Wir sind müde, aber glücklich. Es ist alles gut.“
Die Bilanz der Polizei: Eine Person musste vorübergehend festgenommen werden. Darüber hinaus gab es mehrere Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten. Grund war das Abbrennen von Pyrotechnik.