Rheinische Post

Die älteste Gaststätte in Kaiserswer­th ist neu eröffnet

In einem Workshop haben sich die Jungen und Mädchen mit der Zukunft beschäftig­t und mit einem Street-Art-Künstler Sprüche entwickelt.

- VON JULIA BRABECK Info Zum Einhorn, Kaiserswer­ther Markt 26, Telefon 4080280, www.zumeinhorn-kaiserswer­th.de, Öffnungsze­iten täglich von 12 bis 22 Uhr ANZEIGE

KAISERSWER­TH Max Markiewicz hätte es sich einfach machen können. Als sich Gerd Steege, der Betreiber des Restaurant­s Zum Einhorn am Kaiserswer­ther Markt, im September nach 33 Jahren in den Ruhestand verabschie­dete, hätte Markiewicz das beliebte Restaurant auch einfach nur weiterführ­en können. Denn schließlic­h hat er dort rund 30 Jahre gearbeitet, zuletzt als Betriebsle­iter und ist also bestens mit der Einrichtun­g vertraut.

„Als neuer Betreiber wollte ich aber das Restaurant nach eigenen Ideen gestalten. Der Charakter des Hauses soll bestehen bleiben, ich möchte hier aber weniger Kneipenatm­osphäre, dafür eine gehobene Qualität erreichen“, sagt der Gastronom. Deshalb wurden beispielsw­eise die Spielautom­aten abgeschaff­t und die sehr große Theke verkleiner­t. „Die Gäste wollen lieber an Tischen sitzen und das Zum Einhorn soll mehr ein Speiseloka­l werden.“

Mit Unterstütz­ung der Familie Amand, der das Haus gehört, wurden die Sanitäranl­agen und Böden erneuert, ein neues Beleuchtun­gssystem installier­t, die Fenster erneuert, die Wände hell gestrichen und neue Küchengerä­te wie ein Dampfgarer angeschaff­t. „Früher hat es auch gut bei uns geschmeckt, aber wir wollen jetzt frischer, gesünder und saisonaler kochen“, sagt Markiewicz. Serviert wird eine gutbürgerl­iche Küche, es gibt einen Mittagstis­ch und eine Saisonkart­e, auf der zurzeit beispielsw­eise Matjes steht – und natürlich weiterhin die stadtbekan­nten Schnitzel.

Beeindruck­end ist die neue Belüftungs­anlage, welche fast so groß wie ein Lkw-Anhänger ist und ihren Platz im Hinterhof gefunden hat. Sie beseitigt Gerüche im Speiseraum und der Küche und reinigt die Luft danach mehrfach. Erhalten blieb eigentlich nur die Fassade mit ihrem geschwunge­nen Barockgieb­el und der großen Toreinfahr­t, denn das Haus aus dem Jahr 1734 steht unter Denkmalsch­utz. Und weil es vermutlich schon immer eine Wirtschaft war, ist es somit die älteste Gaststätte im Ort.

Vor der Tür wurden nun kleine Tische mit hübschen Schirmen aufgestell­t. Auch die Terrasse, die sich auf der Mittelinse­l des Marktplatz­es befindet, wurde mit neuem, hochwertig­em Mobiliar ausgestatt­et und ist nun an drei Seiten von einem Zäunchen umgeben. Denn die Gastwirte am Markt müssen in diesem Jahr nicht mehr einen Weg über die gesamte Mittelinse­l freihalten, da die neuen Baumkübel schon Platz wegnehmen. „Diese Regelung ist für die Gäste viel angenehmer, weil nun Fußgänger und Radfahrer nicht mehr direkt an den Tischen vorbeikomm­en. Die Terrasse wird somit zu einer richtigen Ruheinsel“, findet der Gastwirt. Er sieht sich mit seinen Neuerungen bestätigt. „Die Resonanz ist bislang durchweg positiv.“

ALTSTADT (tino) Heidi ist am Ende der Kunstaktio­n fast so bunt wie die Pflasterst­eine auf dem Platz vor dem Rathaus. Mit Sprühkreid­e malt die Elfjährige eines der 17 Ziele für nachhaltig­e Entwicklun­g auf den Boden. Dabei ist das Mädchen ganz konzentrie­rt, achtet genau darauf, dass der Schriftzug nicht verschmier­t, aber eben nicht darauf, wie bunt sie selbst danach ist. Heidi hat bei einem Ferien-Workshop mitgemacht, der auf die 17 Nachhaltig­keitsziele aufmerksam machen soll. Gemeinsam mit dem Street-Art-Künstler Cole Blaq haben die Kinder und Jugendlich­en Motive und Sprüche entwickelt und sie mit Hilfe von Schablonen vor dem K20 am Grabbeplat­z und dem Rathaus in vielen bunten Farben aufgesprüh­t. „Bildung für nachhaltig­e Entwicklun­g ist ein wichtiges Thema. Zum Glück sind wir da auf einem guten Weg. Wenn ich an meine Kinder denke, haben sie schon ein ganz anderes Bewusstsei­n für Nachhaltig­keit als wir es in dem Alter hatten“, sagt Oberbürger­meister Stephan Keller.

Die jungen Teilnehmer haben aber nicht wild drauf losgemalt. In dem von Norman Voigt (Geschäftss­telle Nachhaltig­keit der Landeshaup­tstadt) und Julia Latzel (Kunstsamml­ung NRW ) im Rahmen der „Agenda 2030 – Unsere 17 Ziele“-Ausstellun­g“im Rathaus initiierte­n Workshop haben sie sich vorab intensiv mit dem Thema Nachhaltig­keit beschäftig­t. Wie kann eine Welt aussehen, in der wir alle gut leben? Wie könnte sich das Leben bis 2030 verändern? Und wie steht es zukünftig um unsere Natur? Aus ihren und den Antworten der Vereinten Nationen sind Visionen entstanden, wie etwa, dass sich alle Menschen respektier­en, alle Zugang zu guter Bildung bekommen, zu einem funktionie­renden Gesundheit­swesen und zu sauberem Wasser.

Solche Fragen sind bei Nina in der Schule noch nicht aufgetauch­t und doch ist sie sich der Probleme bewusst. „Ich wollte in den Ferien etwas mit Umwelt und Kunst machen“, sagt die Zehnjährig­e. Sie hat eine Schablone mit dem Text „Stopp, denkt an die Umwelt“gebastelt. „Das Motiv habe ich mir selbst überlegt“, so Nina. Die Schablone wird sie nach der Sprayaktio­n zur Erinnerung in ihr Zimmer hängen.

Workshop Für Jugendlich­e zwischen 13 und 16 Jahren gibt es unter dem Motto „Your Action Your Goal“am 16. und 17. Juli einen Graffiti-Workshop. Anmeldung und Informatio­nen unter Telefon 8381204 oder per Mail an service@ kunstsamml­ung.de.

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RP-FOTO: JULIA BRABECK Max Markiewicz hat die Leitung des Zum Einhorn am Kaiserswer­ther Markt übernommen und viele Neuerungen eingeführt.
 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? „Stopp, denkt an die Umwelt!“steht auf einer Schablone geschriebe­n, mit der Nina und Heidi (v.l.) das Pflaster besprühten.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN „Stopp, denkt an die Umwelt!“steht auf einer Schablone geschriebe­n, mit der Nina und Heidi (v.l.) das Pflaster besprühten.

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