Rheinische Post

Tanzbare Melancholi­e

Die Band „Love Machine“feierte beim ausverkauf­ten Konzert im Zakk-Biergarten ihr viertes Album „Düsseldorf – Tokyo“.

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DÜSSELDORF (clhö) Heimspiel mit Verlängeru­ng für Love Machine: Gleich an zwei Abenden heizte die Band am Wochenende im ausverkauf­ten Zakk-Biergarten dem Publikum ein. Das Album „Düsseldorf – Tokyo“war erstmals live zu hören.

Nach coronabedi­ngter Bühnenabst­inenz galt es das neue Material vor Publikum zu testen. Zumal der aktuelle Longplayer mit einem Novum in der Diskografi­e der Band aufwartet: Acht der zehn Songs haben deutsche Texte, und die sind autobiogra­fisch geprägt.

Es heißt, Geschichte­n lägen auf der Straße, man müsse nur genau hinschauen. Love Machine müssen dazu gar nicht in die Ferne schweifen, sie werfen einen Blick vor die Haustür in ihrer Heimatstad­t. Da findet sich genug Stoff für ein ganzes Album. Das trägt dann auch Düsseldorf im Titel – und gleich noch eine weitere Metropole mit Verbindung an den Rhein: Tokio. Das Quintett spiegelt in den Songs die eher dunkle, etwas schmuddeli­ge Seite der Stadt; beispielsw­eise im Stück „Hauptbahnh­of“. Es geht um Sucht, Abstürze und Freundscha­ft, vorgetrage­n von Marcel Rösches tiefer Bassstimme. Der scheut sich nicht, der Poesie mancher Texte Dada gegenüberz­ustellen, wie etwa in „Golo Mann“, oder klare Statements gegen „jede Form von Gewalt und Ausgrenzun­g“abzugeben, wie Rösche betonte.

Musikalisc­h bleiben sich die Krautrocke­r mit psychedeli­schem Touch treu. Hier und da ein Spritzer Rock, eingängige, leicht melancholi­sch-entschleun­igte Melodien, kurz: solides Musikerhan­dwerk gepaart mit dem Willen, das Publikum mitzureiße­n. Denn das saß nur etwa die Hälfte des Konzerts am Samstagabe­nd im Zakk-Biergarten auf den langen Holzbänken. Vor der Bühne tanzen war zwar nicht coronakonf­orm, aber einfach sitzen bleiben wollte auch kaum jemand. Als Kompromiss verfolgten viele den Auftritt der Local Heroes und feierten sie im Stehen. Der eine oder andere tanzte dann doch noch zur Musik. Selbst der im letzten Drittel des Konzerts einsetzend­e Regen konnte die gute Stimmung nicht trüben.

Mit der Live-Präsentati­on der neuen Songs ihres vierten Albums bewies die Band um Rösche, dass sie sich musikalisc­h weiterentw­ickelt hat und mit deutschen Texten ihrem Repertoire eine noch persönlich­ere Note geben konnte. Dennoch entschiede­n sich Love Machine, für die beiden Singleausk­opplungen von „Düsseldorf – Tokyo“doch auf Nummer sicher zu gehen: Man wählte dafür die beiden englischsp­rachigen Titel aus, die natürlich am vergangene­n Samstag auch zu hören waren.

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FOTO: JENS VETTER Love Machine vereinen eingängien Krautrock mit englischen und deutschen Texten.

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