An Kastenmeier scheiden sich die Geister
Trainer Preußer hat sich auf seinen Stammtorhüter festgelegt. In Wolf und Gorka hat Fortuna zwei starke Alternativen.
Am 18. Januar 2020 feierte Florian Kastenmeier sein Bundesliga-Debüt. Im gesamten Kalenderjahr 2020 verpasste er lediglich zwei von 34 Pflichtspielen. In die Saison 2020/21 ging er als Stammtorwart – in 33 Zweitliga-Partien blieb er elf Mal ohne Gegentor, insgesamt 46 Mal musste er hinter sich greifen.
Es gibt Statistiken und es gibt gefühlte Wahrnehmungen. Rein von den Zahlen her kann er auf einen recht ordentlichen Arbeitsnachweis blicken. Doch als nun Christian Preußer am Ende des Trainingslagers verkündet hatte, dass er weiter an Kastenmeier als Nummer eins festhalten will, war schon ein deutliches Rumoren unter vielen Fans zu vernehmen.
Preußer sagte: „Florian wird als Nummer eins in die Saison gehen. Er wird das letzte Vorbereitungsspiel machen. Es war aber auch wichtig, dass Dennis und Rapha Spielzeit bekommen haben. Aber wir haben Rapha nicht umsonst verlängert, er hat gute Leistungen für Fortuna gebracht. Es ist auch wichtig, dass Flo Konkurrenz hat.“
Was hätte Preußer anders machen sollen? Auf Wolf setzen? Bei dem der Verein lange abgewartet hatte, ob er überhaupt noch einmal einen Vertrag bekommt. Oder Gorka, der sicherlich ein großes Talent ist, aber ob er schon bereit ist für die Nummer eins? Wenn überhaupt war es ein Fehler, nicht noch einen Torwart zu verpflichten, der schon jetzt in der Lage ist, Kastenmeier herauszufordern. So hatte man den Eindruck, dass sich der 24-Jährige seiner Sache einigermaßen sicher sein konnte.
Kastenmeier braucht natürlich Rückhalt, Vertrauen einerseits in seine Person, er muss aber auch spüren, dass er sich weiterentwickeln muss, um den nächsten Schritt zu gehen. Wolf hat seine Sache im Trainingslager sehr gut gemacht, er bringt gute Stimmung in das Team und hat am Ende seiner Karriere mittlerweile die Lockerheit, nicht alles so verbissen zu sehen. Er steht für weniger Fehler, ist aber besonders in der Spieleröffnung bei weitem nicht so effektiv wie Kastenmeier, der fußballerisch schon sehr vorzeigbare Qualitäten hat.
Und Gorka? Läuft alles einigermaßen nach Plan, wir er mittelfristig ein Nummer-1-Torwart im Profifußball.
Was er noch verbessern muss? Lernen, wie man unter Stress weiter cool bleibt. Gerade, wenn es darum geht, mit dem Ball am Fuß Entscheidungen zu treffen.
Warum aber hat Kastenmeier nicht den ganz großen Rückhalt? Vermutlich, weil er als Typ schon arg polarisiert, weil er sich als Torwart auf dem Platz in der Regel für das Risiko entscheidet und selten reiner Sachbearbeiter ist. Und natürlich, weil er immer mal wieder für einen Bock gut ist, an den sich das Publikum mehr erinnert, als an eine seiner (eben auch vorhandenen) unzähligen Rettungstaten.
Es ist schon erstaunlich, wie wankelmütig einige in der Wahrnehmung sind. Denn noch im vergangenen Jahr wurde die vorzeitige Verlängerung mit Kastenmeier als großer Erfolg gefeiert – auch unter Applaus aus dem Umfeld. Sportvorstand Uwe Klein hatte damals gesagt: „Wir sind sehr froh darüber, dass sein Weg mit der Fortuna noch lange nicht zu Ende ist, und sind uns sicher, dass er auch in den kommenden Jahren ein sicherer Rückhalt für uns sein wird.“
Und Kastenmeier verkündete: „Ich habe bei der Fortuna die Chance erhalten, mir meinen Traum von der Bundesliga zu erfüllen. Ich bin dem gesamten Verein sehr dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde und nach wie vor entgegengebracht wird“, erklärt der Torwart. „Ich freue mich sehr auf die kommenden Jahre in Düsseldorf – hoffentlich schon bald wieder mit unseren fantastischen Fans – und werde alles dafür tun, damit wir in dieser Zeit in die Bundesliga zurückkehren werden.“
Jetzt ist alles anders? Nein. Rund um Fortuna tut man gut daran, keine unnötige Baustelle aufzumachen. Fortuna hat eine Nummer eins und die sollte auch entsprechend Rückhalt erfahren. Kastenmeier kann mitunter etwas schroff wirken, ist aber eigentlich ein guter Typ mit dem Herz an der richtigen Stelle. Dass er als Torwart nicht immer richtig tickt, liegt in der Natur der Position.
Und sollte es tatsächlich zu einer Situation kommen, in der man sich für einen Wechsel entscheidet, ist es doch eine beruhigende Erkenntnis, zwei, mindestens für die Zweite Liga, so gute Alternativen auf der Bank zu haben.