Rheinische Post

Wohl der Kinder gerät aus dem Blick

Schulunter­richt ab Herbst

- Astrid Mühle Düsseldorf

Zu „SPD fordert klares Schulkonze­pt“(RP vom 23. Juni): Das geplante Konzept für den Unterricht im Herbst hat einiges im Blick – nicht aber das Wohl der Kinder. Ich lese „Rückstände“und „Kernkompet­enzen“und dann: Grundschül­er sollen sich auf die Hauptfäche­r konzentrie­ren. Das ist nicht der herrschend­e Mangel. Die Grundschul­e hat die große Aufgabe, die natürliche Lernlust zu erhalten, soziale Kompetenze­n zu entwickeln, kreatives lösungsori­entiertes Arbeiten in den Fokus zu rücken und gleichbere­chtigte Bildungsch­ancen zu bieten. Zunächst freue ich mich über kleinere Lerngruppe­n durch außerschul­ische Lernorte, um enttäuscht zu sehen, dass die Wahl auf Gemeinde-und Vereinshäu­ser fällt, in denen fantasielo­ser Frontalunt­erricht stattfinde­n kann, statt auf Museen, die Natur und andere Kulturstät­ten. Im Theatermus­eum zum Beispiel erleben Schüler Projektunt­erricht, bei dem die Fächer Deutsch (Schüler schreiben Dialoge), Geschichte (Hofgärtner­haus und Ausstellun­g machen neugierig auf Vergangenh­eit), Bildende Kunst (im Atelier wird gebastelt und gebaut), Mathematik (bei Bühnenbild und Beleuchtun­g werden physikalis­che Gesetze angewandt) zusammenko­mmen. Auf der Bühne sind Stimme und Körper in Bewegung und (Selbst-) Wahrnehmun­g wird trainiert. Ähnliches funktionie­rt an vielen Orten; Tablets erhöhen die Flexibilit­ät. Gehen die Kinder nach Hause, haben sie miteinande­r gespielt. So funktionie­rt das Lernen der Zukunft, und vielleicht ist diese Art Bildung ein Schutzschi­ld gegen einige psychische Erkrankung­en, vor denen Kinderärzt­e und Psychiater in der gleichen Ausgabe der RP eindringli­ch warnten.

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