Die Ampelkoalition wird alle drei verändern
Es kann losgehen. Die Ampel steht. Am Samstag leuchtete sie rot: Die SPD stimmte bei ihrem Sonderparteitag überdeutlich fürs Regieren. Am Sonntag blinkte Gelb: Die FDP votierte gleichfalls für diese erste echte Dreierkoalition der Bundesrepublik. An diesem Montag dann schalten die Grünen voraussichtlich die Ampel endgültig auf Durchfahrt, wenn sie das Ergebnis ihrer Mitgliederbefragung bekannt geben. Dass eine Mehrheit der 125.000 Mitglieder ihre Partei selbst ins Aus schießt, ist so gut wie ausgeschlossen. Nach 16 Jahren in der Opposition wollen die Grünen endlich wieder regieren, ebenso wie die FDP, die 2017 kurz vor der Überfahrt nach Jamaika noch schnell aus dem Boot gehüpft war.
Nun soll eine neue Zeitrechnung beginnen. SPD, Grüne und FDP sind zu dritt angetreten, um dieses Land mit einer „Fortschrittsregierung“voranzubringen – in eine neue Ära mit einem Wirtschaftsmodell, das zeigen soll, dass man auch klimaneutral viertstärkste Volkswirtschaft der Erde bleiben kann. Das ist ein hoher Anspruch. Vor allem die Grünen könnten bald unter Druck geraten. Denn Regieren unterliegt völlig anderen Zwängen als die wichtige Arbeit in der Opposition. Wer dran ist, ist dran.
Doch auch SPD und FDP müssen Bretter bohren. Die SPD ahnt: Gute Löhne und sozialer Ausgleich in einer globalisierten Welt mit Lieferketten, die auf Störungen sehr empfindlich reagieren, wie viele Branchen rund um den Globus in der Pandemie erfahren haben, sind nur in einer schwierigen Balance zu erreichen. Und die FDP spürt, dass Freiheit in Corona-Zeiten nicht jene Freiheit sein kann, die sie voreilig versprochen hatte. Und den modernen Staat muss sie erst noch schaffen. Die Ampel steht jetzt auf Grün. Es wird hart werden. SPD, Grüne und FDP werden sich verändern. Das ist ihr Preis.
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