Weggemann, Kloskerl, Buggemann
Ein Männlein aus Hefeteig ist Lieblingsspeise der Rheinländer am Nikolaustag. Die Mundart kennt viele Bezeichnungen dafür. Die Form aber ist immer gleich – und betont den Bauch.
Im Duden kommt nicht vor, was am heutigen Nikolaustag in rheinischen Landen auf den Tisch gehört. Der wunderbare gebackene Pfeifenmann hat es nicht in die Rechtschreibprüfung geschafft. Das mag vor allem daran liegen, dass es im Rheinischen regional recht unterschiedliche Bezeichnungen für ihn gibt. So bleibt es den Bäckern überlassen, wie sie ihr schön geformtes Nikolausweißbrot anpreisen. Meist aber steht da kein Schild, sondern liegt der Namensgeber höchstpersönlich in der Auslage.
Die Rede ist natürlich vom Weckmann (in der Mundart gern auch Weggemann), der hierzulande auch als Stutenkerl, Kloskerl oder Buckmann bezeichnet wird. Wissenschaftlich untersucht hat das Georg Cornelissen, Sprachforscher und Buchautor. Er hat dem Weckmann, im Rheinischen zwischen Martin und Nikolaus das angesagte, in allen Größen verfügbare Gebäck, in seinem Sprachatlas drei Verbreitungskarten und etliche Zeilen gewidmet. Was aber unterscheidet den Gladbacher Buggemann vom Stutenkerl in Radevormwald oder Hünxe, vom Düsseldorfer Weckmann oder dem Kloskerl in Mettmann? Geschmacklich nichts, in der Optik wenig, in der Sprachherkunft viel. Denn der Stutenkerl kommt aus dem Westfälischen: ein Kerl aus Stuten. Der Mann aus Weck ist das Festtagsgebäck des Niederrheins.
Nicht fehlen darf die Tonpfeife, die für den Bischofsstab steht.
Denn Nikolaus wie Sankt Martin werden als wohltätige Bischöfe verehrt. In meiner Kinderzeit ließ sich die kleine Pfeife tatsächlich zum (verbotenen) Rauchen nutzen, wenn nämlich geschickte Jungs das fehlende Löchlein bohrten. Je nach Region gibt es den Weckmann von ganz klein ( Weggemännchen) bis Gardemaß. In Geldern werden sogar XXL-Weckmänner mit gut einem Meter Länge gebacken, verschenkt, verputzt.
Wie schmeckt der Stutenkerl am besten? Mit „guter“Butter (wie meine Oma sagte), gern mit Rübenkraut, manche schwören gar auf Leberwurst. Im Rhein-Kreis Neuss ist der Weckmann mit weißer Schützenhose (mit Zuckerguss und Mandeln bestrichen) ein Schmaus. In Korschenbroich werden rundlich-gemütliche Herren gern auch so tituliert: „Dat ess och sonne Buggemann.“Bei uns zu Hause wurde schon früh behauptet, ich hätte für den Buckmann Modell gesessen. Denn eins hat der Buggemann immer: einen ausgeprägten Bauch. In diesem Sinn: Lott et öch schmecke.