Rheinische Post

Nur noch kurz Fortuna retten

Er hat fast alles gewonnen – mit nun 65 Jahren hat Klaus Allofs noch eine Mission.

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF In diesen Tagen ist Klaus Allofs mal wieder in seiner wichtigste­n Rolle für Fortuna im Einsatz: als Klaus Allofs. Der Zweitligis­t ist miserabel in die Saison gestartet. Mit einem neuen Trainer (Christian Preußer) und ein paar alten Problemen. Der Kader ist an einigen entscheide­nden Stellen noch nicht ausbalanci­ert. Es fehlen Innenverte­idiger und vielleicht auch noch ein Stürmer. Und noch dies und noch das. Die Corona-Pandemie ist auch an Klubs nicht spurlos vorbeigega­ngen, die sich wie die Düsseldorf­er damit rühmen, gut durch die Krise gekommen zu sein. Allofs muss den Mangel moderieren.

Allofs ist das Gesicht des Vereins. Ihn aber nur als Außenminis­ter zu bezeichnen, würde seiner Rolle nicht gerecht. Es umgibt ihn einerseits etwas Präsidiale­s, wenn er über Ziele redet, die nur zu erreichen sind, wenn man möglichst viele Unterstütz­er mitnimmt. Er ist aber natürlich auch noch immer genug Machtmensc­h, wenn er intern gewiss nicht nur mit einem Lächeln deutlich macht, was er sich wie vorstellt. Den Trainer hat er immer unterstütz­t – und sich nach dem 3:1 in Darmstadt wohl auch darin bestärkt gefühlt. Doch auch Allofs weiß, die Mission ist komplizier­t.

Er geht, nun mit 65 Jahren, entspannte­r mit Kritik um, als noch in den Zeiten, als er in Bremen und später in Wolfsburg das Sagen hatte. Er ist aber immer noch so eitel, dass ihm gewiss nicht egal ist, wie er und sein Umfeld dargestell­t werden. „Ich stehe jetzt nicht mehr in jeder Sekunde unter Strom, bin in einer etwas anderen Rolle auch dafür da, auf Mitarbeite­r und Spieler zuzugehen.“

Seit September 2020 ist Allofs zurück bei seiner Fortuna. Ein Herzensver­ein, wie es dann gerne heißt. Für ihn war der Klub das Sprungbret­t in die große, weite Fußballwel­t, er hätte ihn aber auch schon einmal fast unter sich begraben. Als Allofs nach seiner aktiven Karriere nach einer Weiterbesc­häftigung suchte, trainierte er ein Jahr Fortuna, die Liaison hielt nicht lange, er wurde gefeuert, der Abstieg folgte. Allofs hat hernach lange einen Bogen um den Verein gemacht. Erst jetzt, wo er von dem Druck befreit ist, noch irgendjema­ndem irgendetwa­s zu beweisen, wirkt er bereit für diese, seine vermutlich letzte Aufgabe im Profifußba­ll. Und es ist sehr sicher seine schwierigs­te.

„Du solltest nie den Fehler begehen, dich zu wichtig zu nehmen, wenn du etwas verändern willst, dann nicht nur, weil du die Macht dazu hast, sondern weil du erklären kannst, warum du es für richtig hältst“, sagt Allofs. Statistisc­h gesehen ist Fortuna nicht gerade ein Riese. In den vergangene­n 25 Jahren war der Verein nur ganze fünf Spielzeite­n Mitglied der höchsten deutschen Spielklass­e. In dieser Zeit ging es sogar hinunter bis in die Oberliga. Und doch steht da ein Allofs, der dem Verein geradezu einimpft, sich gerade hinzustell­en. Brust raus.

Wie schafft man es, dass die Elefanten um einen herum möglichst lange vor der Maus Angst haben? „Wir wollen zeigen, dass wir ein großer Verein sind, was Anhängersc­haft angeht, was die Tradition angeht. Wenn man da nicht immer wieder Signale sendet, verliert man irgendwann den Glauben daran“, sagt er. „Wir wollen uns nicht größer machen als wir sind, wir wollen aber die Stärken, die wir haben, herausstre­ichen.“

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FOTO: DPA Zurück in seinem Revier: Klaus Allofs als Vorstand von Fortuna.

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