Schick schreibt bei Bayer Geschichte
Der Stürmer schießt beim 7:1-Sieg gegen Greuther Fürth vier Tore in 27 Minuten.
LEVERKUSEN Dass es für den Aufsteiger schwierig werden könnte, war zu erahnen, aber die Deklassierung von Greuther Fürth beim Gastspiel in Leverkusen war in ihrer Deutlichkeit dann doch überraschend. Bayer fertigte das nach wie vor sieglose Schlusslicht mit 7:1 (3:1) ab und spielte sich in der zweiten Halbzeit in einen Rausch – angeführt von Patrik Schick, der binnen 27 Minuten einen Viererpack gegen phasenweise desolate Mittelfranken schnürte.
Für den Torjäger ist es ein besonderes Erlebnis in seiner Karriere. Vier Treffer in einem Ligaspiel gelangen auch Bayers Kultstürmer Ulf Kirsten, der am Samstag seinen 56. Geburtstag feierte, während seiner Hochzeit in den 1990ern nicht. Schick ist gar der erste Spieler der Werkself überhaupt, dem dieses Kunststück gelang. „Ich habe es auch erst vor ein paar Minuten gehört“, kommentierte Schick seine Rekordleistung kurz nach dem Schlusspfiff. In der Laufbahn des Tschechen ist es ebenfalls ein Novum. Vier Tore in einem Spiel seien ihm zuletzt in der Jugend gelungen, sagte er. Genau könne er sich aber nicht mehr daran erinnern.
„Natürlich wollte ich gegen Fürth auch ein Tor erzielen, aber mit so etwas habe ich nicht gerechnet“, sagte Schick. Nach seiner Verletzungspause sei es ihm vor allem darum
gegangen, wieder ein gutes Gefühl zu bekommen und Selbstvertrauen zu tanken. Geht es danach, hat sich der 25-Jährige am Samstag einen großen Schluck von beidem gegönnt. „Ich bin noch nicht in der Verfassung, in der ich vorher war, noch nicht bei 100 Prozent. Aber dieses Spiel hilft mir natürlich sehr.“Für die Ligakonkurrenz dürfte das wie eine Drohung klingen.
Schick zog sich beim 2:2 in Köln Ende Oktober einen Bänderriss im Sprunggelenk zu und feierte nach einem Monat beim 3:1-Sieg in Leipzig sein Comeback, allerdings ohne eigenen Treffer. Gegen Fürth, das sich vor allem in den zweiten 45 Minuten nicht ansatzweise auf Bundesliganiveau präsentierte, erzielte er indes nicht nur vier Tore, sondern bereitete auch das 3:1 von Piero Hincapie
kurz vor der Halbzeit vor. Es war der erste Treffer des Ecuadorianers in der Bundesliga.
Zuvor stellten Amine Adli und Edmond Tapsoba früh auf 2:0, Fürth kam durch Jeremy Dudziak zum Anschluss, der letztlich aber nur ein Ehrentreffer war. Zwischen der 49. und 76. Minute folgte die SchickGala, der die Bälle von Adli, Moussa Diaby und Florian Wirtz serviert bekam. Beim 6:1 staubte er einen Lattentreffer von Karim Bellarabi ab. Der Mittelstürmer schraubt damit seine vorher schon starke Statistik weiter hoch. Die steht jetzt bei zwölf Toren und drei Vorlagen in elf Ligaspielen. „Ich hoffe, dass ich so weitermachen kann“, sagte der 25-Jährige. Der Ball dieses besonderen Spiels erhalte zudem einen Ehrenplatz. „Ich werde ihn vom ganzen Team signieren lassen und dann kommt er mit zu mir nach Hause.“
Doch nicht nur für ihn persönlich, sondern für die Werkself insgesamt ist das 7:1 gegen den chancenlosen Aufsteiger wichtig. Bayer hat durch den Sieg Platz drei in der Bundesliga gefestigt. Das kleine Zwischentief nach dem 1:5 gegen den Rekordmeister im Oktober ist überwunden. Stattdessen richtet sich der Blick längst wieder nach oben. „Wir sind zurück in der Spur“, sagte Schick.
Er klingt dabei nicht nur angriffslustig, er ist es auch. Sein historischer Viererpack belegt das.