Rheinische Post

Die IHK fordert eine konkrete Sparliste von Stadt und Politik

IHK-Präsident Andreas Schmitz ist zum Beispiel gegen die Förderung von Lastenräde­rn und für mehr Einsparung­en beim städtische­n Personal.

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DÜSSELDORF (ale) Die Industrie- und Handelskam­mer hat Stadt und Politik angesichts der angespannt­en Haushaltsl­age zu einem konsequent­eren Sparkurs aufgeforde­rt. Vor den Haushaltsb­eratungen des Stadtrats am 16. Dezember fordert IHK-Präsident Andreas Schmitz eine „konkrete Sparliste“sowie eine Runde aus Rat und Verwaltung „ab dem ersten Quartal 2022“.

Hintergrun­d: Die Ausgaben übersteige­n die Einnahmen geplant um rund 270 Millionen Euro. Es können zwar 200 Millionen Euro herausgere­chnet werden, da eine Sonderrege­l für Coronakost­en gilt. Ab 2025 müssen diese Kosten aber getragen werden. 70 Millionen Euro nimmt die Stadt zudem aus der Ausgleichs­rücklage. Nicht viel besser sieht es für die Folgejahre aus, da weiterhin Rückgriffe auf Bilanzieru­ngshilfe und Rücklagen nötig sein werden.

Insgesamt verliert die Stadt laut IHK zwischen 2020 und 2025 etwas mehr als 600 Millionen Euro Eigenkapit­al.

Für 104 Millionen Euro jährlich müssen die Dezernate derzeit Sparziele erfüllen, wie das genau gehen soll, steht noch nicht fest. „Dieser Weg muss konsequent weiter beschritte­n werden“, so Schmitz.

Positiv sieht er: „Es gelingt der Stadt, für 2022 einen fiktiv ausgeglich­enen Haushaltsp­lanentwurf vorzulegen. Damit erhält sie sich Gestaltung­sspielräum­e und bleibt handlungsf­ähig.“

Und das müsse sie auch. Schmitz verweist auf das Klimaschut­zprogramm, für das bis 2025 jährlich 60 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden sollen. Als Klimapartn­er unterstütz­e die IHK das Programm, sofern „investive Maßnahmen“finanziert werden. „Auf konsumtive Ausgaben, etwa für die

Förderung von Lastenräde­rn, sollte die Stadt eher verzichten, da solche Förderprog­ramme oft lediglich Mitnahmeef­fekte auslösen.“

Mit Sorge sieht der IHK-Präsident die wachsende Verschuldu­ng. „Bis 2025 wird die Stadt den aktuellen Planungen zufolge Verbindlic­hkeiten von mehr als 1,5 Milliarden Euro aufgebaut haben, von denen knapp 1,3 Milliarden Euro Liquidität­skredite sind. Gerade letztere sind anfällig für eine mögliche Zinswende.“

Kritisch blickt Schmitz auch auf den mit rund 802 Millionen Euro zweitgrößt­en Aufwandspo­sten, den Personalet­at. Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) hatte angekündig­t, dort nicht sparen und 1500 offene Stellen besetzen zu wollen. Schmitz sagt: „Wir empfehlen eine Personalpo­litik mit Augenmaß. Also zuerst Stellen in den wirklich neuralgisc­hen Bereichen zu besetzen.“

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