Handel setzt 2G-Kontrollen konsequent um
Wir haben uns den Start der neuen Regelungen angesehen. Der Handelsverband hält eine Bändchenlösung für gut möglich.
DÜSSELDORF Der Handel hat die seit Samstag nötigen 2G-Kontrollen großflächig umgesetzt. Das zeigte sich bei einem Ortsbesuch unserer Redaktion in der Innenstadt – und diese Eindrücke deckten sich auch mit den ersten Erkenntnissen des Handelsverbandes. „Das hat gut geklappt“, sagte Rainer Gallus, Geschäftsführer beim Handelsverband NRW-Rheinland mit Verweis auf eine aktuelle Umfrage bei den Geschäften. Dennoch sei das Ganze eine große Herausforderung. Für viele Händler habe die kurzfristige Umstellung bedeutet, zusätzliche Personalkräfte für die Kontrollen finden zu müssen.
Konsequent durchgeführt wurden sie am Samstag zum Beispiel auf der Königsallee und der Schadowstraße, obwohl es noch eine Übergangsfrist bis Mittwoch gibt und bis dahin Stichproben reichen. An nahezu jeder Ladentür hingen Informationsblätter mit den geltenden Bestimmungen, nahezu überall wurden Handys und Ausweise gezückt, um den Impf- oder Genesenenstatus nachzuweisen.
Auch Gallus sagt mit Blick auf die Trendumfrage des Handelsverbandes: „Das Vorzeigen der Nachweise nebst Ausweis ist anscheinend zumindest bei den meisten Besuchern mittlerweile gut eingeübt.“Manchmal wurde noch ein Auge zugedrückt, wenn der Personalausweis nicht vorlag. „Das nächste Mal aber bitte mit Ausweis“, forderte ein Security-Mitarbeiter einen Kunden beispielsweise einmal auch auf.
„Ich finde es in Ordnung, dass kontrolliert wird. Man muss ja was tun, sonst bekommen wir die Pandemie nie in den Griff“, sagte Helene Schalski. Sie hatte sich mit einer Freundin aus Duisburg zu einem
Shopping-Trip nach Düsseldorf aufgemacht. „Aber so langsam nervt es, dass eine Minderheit der Mehrheit das Leben so schwer machen kann“, beschwerte sich die Duisburgerin.
Nach Beobachtungen unserer Redaktion verliefen die Eingangskontrollen alle friedlich. „Die Leute haben sich ja schon ans Schlange stehen gewöhnt und wissen, es geht nicht anders“, vermutet Detlef Planer. Er ist sozusagen der Sicherheitschef im Sevens. Für den Sicherheitsdienstleister Hectas organisiert er die Security-Mitarbeiter für die Einkaufspassage. „Bei uns ist alles ganz ruhig abgelaufen. Es wurden nur wenige Leute abgewiesen und die haben sich klaglos gefügt“,
so Planer. „Dabei wissen wir oft gar nicht so genau, ob sie nicht doch doppelt geimpft sind. Sie kommen aus Dubai oder wer weiß woher und dann funktioniert das QRZertifikat manchmal nicht.“
Unmut über die neue Regelung macht sich eher bei Geschäftsleuten breit, die nicht über ausreichend Personal verfügen. „Ich habe damit ein Problem“, gesteht Sylvia, Mitarbeiterin eines Hemden-Maßschneiders. „Ich habe keine Berechtigung, Ausweise zu kontrollieren. Ich bin nicht die Polizei. Die Kontrollen den Händlern aufzubürden, empfinde ich als Zumutung. Ich bin alleine im Laden, wie soll ich gleichzeitig kontrollieren, beraten und kassieren? Wer bezahlt den zusätzlichen Personalaufwand, wenn die Kontrollen ausgelagert werden, bei weniger Umsatz?“
Abhilfe schaffen könnten da zwei Dinge. Zum einen hat die Stadt ein Amtshilfeersuchen bei der Polizei gestellt, um dem Ordnungsamt bei der Überwachung zu helfen. Zudem haben die Kö-Anlieger eine Bändchenlösung wie beim Weihnachtsmarkt vorgeschlagen, um die Abläufe zu vereinfachen. Möglicherweise könnten künftig mit dem gleichen Bändchen Weihnachtsmärkte und Geschäfte betreten werden. Die 2GKontrolle wäre dann nur einmal bei der Ausgabe des Bändchens nötig. Gespräche mit Stadt und Handelsverband laufen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen“, sagt Gallus dazu am Sonntag.
Bändchen waren schon am Samstag gefragt, zum Beispiel bei Jasmin und Sophia. Die beiden entlasteten im Auftrag der Stadt als sogenannte 2G-Scouts das Standpersonal auf den Weihnachtsmärkten. „Wir haben in zwei Stunden schon 200, 300 2G-Bändchen ausgegeben. Und dabei waren wir nicht einmal im belebtesten Gebiet unterwegs“. Sie kontrollierten Impfzertifikate und den Personalausweis und gaben daraufhin das Bändchen für den ungehinderten Besuch des Weihnachtsmarktes aus. Dass sie und die anderen „2G-Scouts“so viel zu tun haben, liegt auch an den auffälligen „Beachflags“, die einer aus dem Team auf dem Rücken trägt.
Und doch hätten Jasmin und Sophia noch mehr Bändchen ausgeben können, aber viele Innenstadtbesucher wurden enttäuscht. „Wir werden oft nach den Zugangsbändchen für die Geschäfte gefragt, aber wir geben bislang nur Weihnachtsmarktbändchen aus“, erklärte Sophia bedauernd.
Trotz der zum Teil vollen Straßen, in den Geschäften hielten sich laut Handelsverband die Besucherzahlen in Grenzen. „Es wurde mehr gebummelt oder der Weihnachtsmarkt besucht. Eingekauft haben die meisten Kunden nur sehr gezielt“, sagt Gallus.