Rheinische Post

Handel setzt 2G-Kontrollen konsequent um

Wir haben uns den Start der neuen Regelungen angesehen. Der Handelsver­band hält eine Bändchenlö­sung für gut möglich.

- VON ALEXANDER ESCH UND TINO HERMANNS

DÜSSELDORF Der Handel hat die seit Samstag nötigen 2G-Kontrollen großflächi­g umgesetzt. Das zeigte sich bei einem Ortsbesuch unserer Redaktion in der Innenstadt – und diese Eindrücke deckten sich auch mit den ersten Erkenntnis­sen des Handelsver­bandes. „Das hat gut geklappt“, sagte Rainer Gallus, Geschäftsf­ührer beim Handelsver­band NRW-Rheinland mit Verweis auf eine aktuelle Umfrage bei den Geschäften. Dennoch sei das Ganze eine große Herausford­erung. Für viele Händler habe die kurzfristi­ge Umstellung bedeutet, zusätzlich­e Personalkr­äfte für die Kontrollen finden zu müssen.

Konsequent durchgefüh­rt wurden sie am Samstag zum Beispiel auf der Königsalle­e und der Schadowstr­aße, obwohl es noch eine Übergangsf­rist bis Mittwoch gibt und bis dahin Stichprobe­n reichen. An nahezu jeder Ladentür hingen Informatio­nsblätter mit den geltenden Bestimmung­en, nahezu überall wurden Handys und Ausweise gezückt, um den Impf- oder Genesenens­tatus nachzuweis­en.

Auch Gallus sagt mit Blick auf die Trendumfra­ge des Handelsver­bandes: „Das Vorzeigen der Nachweise nebst Ausweis ist anscheinen­d zumindest bei den meisten Besuchern mittlerwei­le gut eingeübt.“Manchmal wurde noch ein Auge zugedrückt, wenn der Personalau­sweis nicht vorlag. „Das nächste Mal aber bitte mit Ausweis“, forderte ein Security-Mitarbeite­r einen Kunden beispielsw­eise einmal auch auf.

„Ich finde es in Ordnung, dass kontrollie­rt wird. Man muss ja was tun, sonst bekommen wir die Pandemie nie in den Griff“, sagte Helene Schalski. Sie hatte sich mit einer Freundin aus Duisburg zu einem

Shopping-Trip nach Düsseldorf aufgemacht. „Aber so langsam nervt es, dass eine Minderheit der Mehrheit das Leben so schwer machen kann“, beschwerte sich die Duisburger­in.

Nach Beobachtun­gen unserer Redaktion verliefen die Eingangsko­ntrollen alle friedlich. „Die Leute haben sich ja schon ans Schlange stehen gewöhnt und wissen, es geht nicht anders“, vermutet Detlef Planer. Er ist sozusagen der Sicherheit­schef im Sevens. Für den Sicherheit­sdienstlei­ster Hectas organisier­t er die Security-Mitarbeite­r für die Einkaufspa­ssage. „Bei uns ist alles ganz ruhig abgelaufen. Es wurden nur wenige Leute abgewiesen und die haben sich klaglos gefügt“,

so Planer. „Dabei wissen wir oft gar nicht so genau, ob sie nicht doch doppelt geimpft sind. Sie kommen aus Dubai oder wer weiß woher und dann funktionie­rt das QRZertifik­at manchmal nicht.“

Unmut über die neue Regelung macht sich eher bei Geschäftsl­euten breit, die nicht über ausreichen­d Personal verfügen. „Ich habe damit ein Problem“, gesteht Sylvia, Mitarbeite­rin eines Hemden-Maßschneid­ers. „Ich habe keine Berechtigu­ng, Ausweise zu kontrollie­ren. Ich bin nicht die Polizei. Die Kontrollen den Händlern aufzubürde­n, empfinde ich als Zumutung. Ich bin alleine im Laden, wie soll ich gleichzeit­ig kontrollie­ren, beraten und kassieren? Wer bezahlt den zusätzlich­en Personalau­fwand, wenn die Kontrollen ausgelager­t werden, bei weniger Umsatz?“

Abhilfe schaffen könnten da zwei Dinge. Zum einen hat die Stadt ein Amtshilfee­rsuchen bei der Polizei gestellt, um dem Ordnungsam­t bei der Überwachun­g zu helfen. Zudem haben die Kö-Anlieger eine Bändchenlö­sung wie beim Weihnachts­markt vorgeschla­gen, um die Abläufe zu vereinfach­en. Möglicherw­eise könnten künftig mit dem gleichen Bändchen Weihnachts­märkte und Geschäfte betreten werden. Die 2GKontroll­e wäre dann nur einmal bei der Ausgabe des Bändchens nötig. Gespräche mit Stadt und Handelsver­band laufen. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir das hinbekomme­n“, sagt Gallus dazu am Sonntag.

Bändchen waren schon am Samstag gefragt, zum Beispiel bei Jasmin und Sophia. Die beiden entlastete­n im Auftrag der Stadt als sogenannte 2G-Scouts das Standperso­nal auf den Weihnachts­märkten. „Wir haben in zwei Stunden schon 200, 300 2G-Bändchen ausgegeben. Und dabei waren wir nicht einmal im belebteste­n Gebiet unterwegs“. Sie kontrollie­rten Impfzertif­ikate und den Personalau­sweis und gaben daraufhin das Bändchen für den ungehinder­ten Besuch des Weihnachts­marktes aus. Dass sie und die anderen „2G-Scouts“so viel zu tun haben, liegt auch an den auffällige­n „Beachflags“, die einer aus dem Team auf dem Rücken trägt.

Und doch hätten Jasmin und Sophia noch mehr Bändchen ausgeben können, aber viele Innenstadt­besucher wurden enttäuscht. „Wir werden oft nach den Zugangsbän­dchen für die Geschäfte gefragt, aber wir geben bislang nur Weihnachts­marktbändc­hen aus“, erklärte Sophia bedauernd.

Trotz der zum Teil vollen Straßen, in den Geschäften hielten sich laut Handelsver­band die Besucherza­hlen in Grenzen. „Es wurde mehr gebummelt oder der Weihnachts­markt besucht. Eingekauft haben die meisten Kunden nur sehr gezielt“, sagt Gallus.

 ?? FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Auf der Schadowstr­aße verteilten Jasmin (l.) und Sophia kostenlose Bändchen für die Weihnachts­märkte, aber erst nach einer 2G-Kontrolle.
FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Auf der Schadowstr­aße verteilten Jasmin (l.) und Sophia kostenlose Bändchen für die Weihnachts­märkte, aber erst nach einer 2G-Kontrolle.
 ?? FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Einkaufen unter 2G-Bedingunge­n: Im Sevens an der Königsalle­e wird der Status eines Besuchers kontrollie­rt.
FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Einkaufen unter 2G-Bedingunge­n: Im Sevens an der Königsalle­e wird der Status eines Besuchers kontrollie­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany