Besinnlicher zweiter Advent für Geschäfte
Die verkaufsoffenen Sonntage in drei Stadtteilen waren keine Publikumsmagnete. Die Händler halten sie dennoch für wichtig.
DÜSSELDORF Die verkaufsoffenen Sonntage in Benrath, Oberkassel und an der Nordstraße waren nicht direkt Kundenmagnete. Auf der Hauptstraße in Benrath, der Luegallee in Oberkassel und auch auf der Nordstraße war die Passantendichte eher überschaubar. „Mit diesem verkaufsoffenen Sonntag reißen wir das Weihnachtsgeschäft nicht heraus“, verrät Claudia Turinsky, Inhaberin des Schuhhaus` Oberkassel. „Erfahrungsgemäß sind die vorweihnachtlichen verkaufsoffenen Sonntage auch ruhig. Und seitdem der Nikolausmarkt von der Kirche St. Antonius hinter den Belsenplatz verlegt wurde, ist es noch ruhiger.“
An der Sinnhaftigkeit solcher Sonntagsaktionen zweifelt aber wohl kein Einzelhändler. „Man steht ja auch im Wettbewerb mit anderen Stadtteilen, anderen Städten und dem Internet. Da muss man den Kunden immer etwas bieten, um interessant zu bleiben“, erläutert Inge Nitschke. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Benrath und Inhaberin von „abitare due – Wohnwelten“. „Der verkaufsoffene Sonntag in der Adventszeit in Benrath ist auch eine Traditionsveranstaltung. Benrather kommen mit Gästen zu den Weihnachtsmärkten und wollen dann auch mal ihr Lieblingsgeschäft zeigen. Es geht auch darum. Präsenz zu zeigen.“
Als Tag für einen gemütlichen Einkaufsbummel in mehreren Stadtteilen, auch in Kaiserswerth war Sonntagsshopping möglich, hatte sich der zweite Advent aber nicht so richtig herum gesprochen. „Wir wollten eigentlich nur zum Weihnachtsmarkt vor dem Schloss. Dort herrscht immer
eine so schöne Atmosphäre“, meint Michaela. Die 29-jährige Hildenerin war mit Freunden nach Benrath gekommen und überrascht, dass viele Geschäfte ihre Pforten geöffnet hatten. Zu einem kleinen Einkauf konnte das Angebot aber nicht verführen.
Verführen wollten auf der Luegallee einige Geschäftsinhaber mit besonderen Rabatten. So prangten in einigen Schaufenster Poster mit der Aufschrift „Nur heute 20 %“. Aber irgendwie fruchtete das auch nicht richtig, die meisten Sonntagsbummler gingen achtlos vorbei.
„Für mich ist die Öffnung am Sonntag ein Service für meine Kunden. Ich biete die Gelegenheit, mal in Ruhe zu stöbern, sich beraten zu lassen und einzukaufen“, so Turinsky. „Ich habe viele Stammkunden, die müssen nicht am Sonntag kommen. Sie wissen, dass ich auch
am Montag wieder für sie da bin.“
Auch Almudena Simón Sánchez wäre gerne für mehr Kunden da gewesen, aber die meiste Zeit der genehmigten fünf Ladenöffnungsstunden war die Goldschmiedin alleine in ihrem Geschäft an der Nordstraße. Dass ihr Geschäft etwas
versteckt in einem Hinterhof liegt, ist aber nicht der Grund. „Die Frequenz ist schon da. Das Café, das Punsch anbietet, zieht schon einige Menschen in den Hof“, so Simón Sánchez. „Ich finde es schade, dass die Hemmschwelle, einen Laden zu betreten noch so groß ist.“Sie lässt sich die Sonntagsstimmung aber dennoch nicht vermiesen. „Ich mache mit, weil ich hoffe, dass mich in paar Leute neu entdecken und, dass das in Zukunft fruchtet.“
So schwankt die Bilanz des stadtteilorientierten verkaufsoffenen Sonntags zwischen Zufriedenheit und Enttäuschung. „In Benrath war es ganz ordentlich, es war in Ordnung“, so Nitschke. Sie hatte kurz vor Ladenschließung eine Umfrage bei den Inhabern gestartet. „Es war nicht so gut wie der Samstag, aber ich bin zufrieden, andere auch“, sagte das Vorstandsmitglied der Aktionsgemeinschaft Benrath. „Man muss ja bedenken, dass wir uns mitten in der Pandemie befinden und wir die Kunden nicht so empfangen konnten, wie sonst.“
Im Gegenteil, denn die meisten der Geschäftsleute hielten sich schon an die neue Corona-Schutzverordnung ohne die Übergangsfrist bis Mittwoch auszunutzen und kontrollierten beim Eintritt ins Geschäft den Impfstatus der Kunden. „Das ist Aufwand, aber ein notwendiger Aufwand“, so Turinsky. „Wir haben schon Listen geführt, jetzt kontrollieren wir eben Impfzertifikate. Die Kunden machen gerne mit. Und es ist ja nicht so, dass während Corona plötzlich acht Kunden gleichzeitig den Laden stürmen.“So war es für einige Händler trotz geöffneter Ladentür ein eher besinnlicher zweiter Advent.