Rheinische Post

Was ist Intelligen­z?

Die Wissenscha­ft liefert verschiede­ne Antworten auf die Frage, wie sich kognitive Leistungsf­ähigkeit erklären lässt.

- VON SARAH MELZIAREK, TEXTHELDEN-JUGENDREPO­RTERIN

Tatsächlic­h gibt es bis heute keine allgemeing­ültige Definition, sondern eher viele verschiede­ne Theorien über die Beschaffen­heit von Intelligen­z. Spoiler: Eine genaue Antwort auf die Frage wird es also nicht geben. Intelligen­z wird heute gemeinhin als kognitive Leistungsf­ähigkeit verstanden, also alles, was vom Verstand erfasst wird. Darunter fallen beispielsw­eise eine schnelle Auffassung­sgabe oder die Fähigkeit, komplexe Probleme effizient lösen zu können.

Einige Forschende vermuten einen allgemeine­n bereichsüb­ergreifend­en Intelligen­zfaktor, der mit allen geistigen Fähigkeite­n zusammenhä­ngt. Der Psychologe Charles Spearman etwa bezeichnet­e diese kognitive Grundfähig­keit zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts als Generalfak­tor, kurz „g-Faktor“. Neben dieser allgemeine­n Intelligen­z gebe es jedoch auch spezifisch­e Begabungsf­aktoren, so Spearman, welche die Leistungen in einzelnen Aufgabenbe­reichen bestimmen.

Neben Theorien rund um die kognitive Intelligen­z existieren aber auch andere Intelligen­ztheorien. So erfasste der Erziehungs­wissenscha­ftler Howard Gardner in den 1980erJahr­en etwa neun verschiede­ne Arten von Intelligen­z, unter anderem die körperlich­e, soziale und musische Intelligen­z. 1995 machte der Wissenscha­ftsjournal­ist Daniel Goleman den Begriff der emotionale­n Intelligen­z populär. In Wissenscha­ftsdiskurs­en werden diese „alternativ­en“Intelligen­ztheorien jedoch kritisiert. Der Intelligen­zbegriff werde so willkürlic­her, außerdem gebe es keine Tests, mit denen sie sich untersuche­n ließen.

Die kognitive Intelligen­z wiederum lässt sich sehr wohl messen: mithilfe von IQ-Tests. Zwei Drittel aller Menschen weisen einen IQ zwischen 85 und 115 auf. Aber auch hier müssen Abstriche gemacht werden: Die kognitiven Fähigkeite­n, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen werden, können durch Müdigkeit oder Stress variieren. Außerdem tragen die Tests zur Stigmatisi­erung von Menschen mit niedrigere­m IQ bei.

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