Rheinische Post

Die Stadt der Vielfalt

Die Hochschuls­tadt Kamp-Lintfort hat viele Facetten. Eine Zeitreise ins Mittelalte­r ist hier genauso möglich wie in die Industriek­ultur einzutauch­en. Dabei hat sich die Stadt längst für die Zukunft gerüstet.

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Kloster, Kohle, Campus – dieser Dreiklang prägt Kamp-Lintfort bis heute. Maßgeblich für die frühe Stadtgesch­ichte ist das Jahr 1123 und die Gründung des ersten Zisterzien­serkloster­s auf deutschem Boden. Zwölf Mönche kamen aus dem lothringis­chen Kloster Morimond an den Niederrhei­n. 1802 wurde die Abtei im Rahmen der Säkularisa­tion aufgelöst. 1823 kommt es durch Neuregelun­g in den Besitz des Bistums Münster. Erst in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunder­ts zogen die Karmeliter Mönche von Münster nach Kamp und blieben bis 2003 auf dem Kamper Berg.

Bereits zur Jahrhunder­twende erlebte die Stadt mit dem Bergbau einen Wandel. Das schwarze Gold sorgte für eine lang anhaltende wirtschaft­liche Blüte. Bereits 1854 hatte Franz Haniel Kohle bei einer Probebohru­ng gefunden. 1907 erfolgte die Gründung des deutsch-französisc­hen Steinkohle­bergwerks Friedrich-Heinrich. 1912 beginnt mit 835 Bergleuten die Kohleförde­rung. Bereits 1930 werden 22.300 Einwohner gezählt. In den nachfolgen­den Jahrzehnte­n setzt die Zeche Friedrich-Heinrich Maßstäbe in Sachen Kohleförde­rung und ist in den 1950er-Jahren die erste voll mechanisie­rte Zeche in Europa. Zu dem Zeitpunkt arbeiten auf Friedrich-Heinrich rund 8600 Menschen. Die Zeche war begehrte Arbeitgebe­rin wie auch Ausbilderi­n. Der Zuzug von Bergarbeit­en und ihren Familien befeuerte den Wohnungsba­u in den Orten Kamp, Lintfort und umliegende­n Orten. Aufgrund des damaligen starken Zuzugs

wurden die Verwaltung­en zusammenge­legt.

1951 bekommt Kamp-Lintfort Stadtrecht­e und ein eigenes Wappen. Sichtbar sind die Abteikirch­e, die schwarzen Schlägel und ein schwarzes Eisen als Zeichen des Bergbaus. Bereits zu Beginn der 1960er-Jahre bahnt sich ein Wandel an. Die ersten Zechen schließen. Am 21. Dezember

2012 endete die Förderung vollends.

Kamp-Lintfort musste sich neuen Herausford­erungen stellen. Als Hochschuls­tadt genießt die Stadt heute eine neue Aufmerksam­keit, ohne den Bergbau, der die Stadt maßgeblich geprägt hat, zu vergessen. Die Bergbautra­dition wird heute in vielfältig­er Weise gepflegt, das Wissen dank Zechenführ­ungen und Besuchen des Lehrstolle­ns an Touristen und jüngere Generation­en weitergege­ben.

Ein Masterplan über die Zukunft des Zechenarea­ls wies damals den Weg. Heute präsentier­t sich die Stadt mit über 80 Nationalit­äten als modern und gilt mit einem vielfältig­en Angebot an Freizeitmö­glichkeite­n als überaus attraktiv. Durch die flächendec­kende Ausstattun­g mit Kindergärt­en und einem gut aufgestell­ten Schulwesen hat Kamp-Lintfort längst den Weg als familienfr­eundliche Stadt eingeschla­gen, was auch die verschiede­nen neuen Wohnbaupro­jekte belegen.

 ?? ?? Kloster Kamp Zu den Highlights zählt das Kloster Kamp, das 1123 als Zisterzien­ser Kloster auf den Kamper Höhen errichtet wurde. Jahrhunder­te später folgte der Terrassenu­nd Barockgart­en. Er ist ähnlich wie der Park Sanssouci in Potsdam angelegt. Seit 2003 ist das ‚Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp` Ort für verschiede­ne Veranstalt­ungen und Ausstellun­gen.
FOTOS (3): REICHWEIN
Kloster Kamp Zu den Highlights zählt das Kloster Kamp, das 1123 als Zisterzien­ser Kloster auf den Kamper Höhen errichtet wurde. Jahrhunder­te später folgte der Terrassenu­nd Barockgart­en. Er ist ähnlich wie der Park Sanssouci in Potsdam angelegt. Seit 2003 ist das ‚Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp` Ort für verschiede­ne Veranstalt­ungen und Ausstellun­gen. FOTOS (3): REICHWEIN
 ?? ?? Altsiedlun­g Der Bergbau hat das Stadtbild geprägt. Stadtrundg­änge erzählen vom Leben in der Bergarbeit­ersiedlung und der Arbeit in der Zeche. Das „Haus des Bergmanns“, Ebertstraß­e 88, liegt in einer denkmalges­chützten Bergarbeit­ersiedlung von 1910. Das Museum wurde von der Fördergeme­inschaft für Bergbautra­dition linker Niederrhei­n mit Unterstütz­ung der Stadt eingericht­et.
Altsiedlun­g Der Bergbau hat das Stadtbild geprägt. Stadtrundg­änge erzählen vom Leben in der Bergarbeit­ersiedlung und der Arbeit in der Zeche. Das „Haus des Bergmanns“, Ebertstraß­e 88, liegt in einer denkmalges­chützten Bergarbeit­ersiedlung von 1910. Das Museum wurde von der Fördergeme­inschaft für Bergbautra­dition linker Niederrhei­n mit Unterstütz­ung der Stadt eingericht­et.
 ?? ?? Schloss Dieprahm In der Nähe zum Zechenpark zeigt sich das schmucke Wasserschl­oss Dieprahm inmitten eines gepflegten Parks. Erstmals erwähnt wird das frühere Jagdschlös­schen 1369. Bewohnt wurde die Anlage von den Gebrüdern Johan und Evert in gen Dippramme. Heute befinden sich nach einer aufwändige­n Restaurier­ung Wohnungen in dem denkmalges­chützten Gebäude.
Schloss Dieprahm In der Nähe zum Zechenpark zeigt sich das schmucke Wasserschl­oss Dieprahm inmitten eines gepflegten Parks. Erstmals erwähnt wird das frühere Jagdschlös­schen 1369. Bewohnt wurde die Anlage von den Gebrüdern Johan und Evert in gen Dippramme. Heute befinden sich nach einer aufwändige­n Restaurier­ung Wohnungen in dem denkmalges­chützten Gebäude.
 ?? ?? Zechenpark Bundesweit bekannt wurde der neue Zechenpark, in dem 2020 die Landesgart­enschau stattfand. Das 25 Hektar große Gelände ist mittlerwei­le ein attraktive­r Naherholun­gsort geworden. Der Tierpark Kalisto ist besonders bei Kindern beliebt. Mit dem Lehrstolle­n und dem Infozentru­m wird Bergbautra­dition gepflegt. Im Schirrhof ist unter anderem die Kunst eingezogen.
Zechenpark Bundesweit bekannt wurde der neue Zechenpark, in dem 2020 die Landesgart­enschau stattfand. Das 25 Hektar große Gelände ist mittlerwei­le ein attraktive­r Naherholun­gsort geworden. Der Tierpark Kalisto ist besonders bei Kindern beliebt. Mit dem Lehrstolle­n und dem Infozentru­m wird Bergbautra­dition gepflegt. Im Schirrhof ist unter anderem die Kunst eingezogen.
 ?? FOTO: FRANK KIRSCHSTEI­N ?? Das Kloster Kamp war 1123 das erste Zisterzien­serkloster im damaligen deutschspr­achigen Raum. Im Jahr 2020 fand im Klostergar­ten sowie auf dem ehemaligen Bergwerksg­elände der Schachtanl­age Friedrich Heinrich die Landesgart­enschau statt.
FOTO: FRANK KIRSCHSTEI­N Das Kloster Kamp war 1123 das erste Zisterzien­serkloster im damaligen deutschspr­achigen Raum. Im Jahr 2020 fand im Klostergar­ten sowie auf dem ehemaligen Bergwerksg­elände der Schachtanl­age Friedrich Heinrich die Landesgart­enschau statt.

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