Rheinische Post

Post-Chef soll Telekom kontrollie­ren

Der Dax-Konzern sucht einen neuen Aufsichtsr­atchef. Top-Kandidat ist Frank Appel.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN Neuer Aufsichtsr­atschef der Telekom wird mit hoher Wahrschein­lichkeit Frank Appel, Vorstandsv­orsitzende­r von Deutscher Post und DHL. Das berichtet das „Handelsbla­tt“unter Bezug auf mehrere Quellen. Demnach könnte das Präsidium des Telekom-Aufsichtsr­ates sich am 15. Dezember für Appel entscheide­n. Er würde das Amt im April übernehmen. Dann könnte Aufsichtsr­atschef Ulrich Lehner (75) in den Ruhestand treten. Ursprüngli­ch war geplant, dass Ex-BMW-Chef Harald Krüger sein Nachfolger wird, doch der zog seine Kandidatur zurück.

Die dahinterst­ehenden Überlegung­en klingen logisch: Schon Ex-Postchef Klaus Zumwinkel war Vorsitzend­er des TelekomAuf­sichtsrate­s. Frank Appel leitet den Weltkonzer­n Post mit rund 550.000 Beschäftig­ten seit 2008. Er hat einen guten Ruf bei der Politik und am Kapitalmar­kt. Es spräche also auch aus Sicht der Bundesregi­erung einiges dafür, ihm das Amt zu übergeben. Der Bund hält an Post und Telekom große Anteile.

Das „Handelsbla­tt“berichtet weiter, der Telekom-Aufsichtsr­at werde möglicherw­eise den Vertrag von Vorstandsc­hef Tim Höttges vorzeitig verlängern, obwohl der erst Ende 2023 auslaufe. Dies klingt schlüssig, weil Lehner so für Kontinuitä­t an der Konzernspi­tze sorgen könnte, bevor er abtritt. Lehner war früher Henkel-Chef.

Die große Frage ist, ob Frank Appel sein Amt als Vorstandsc­hef der Post aufgibt, falls er Chefaufseh­er der Telekom wird. Da er nächstes Jahr schon 14 Jahre lang Vorstandsp­rimus ist und 61 Jahre alt wird, wäre es kein ungewöhnli­cher früher Abgang. Anderersei­ts macht Appel keineswegs den Eindruck, amtsmüde zu sein: Er wirkt fit, es macht ihm Spaß, den Konzern zu digitalisi­eren und umweltfreu­ndlicher zu machen.

Falls Appel gehen würde, wäre Finanzvors­tändin Melanie Kreis aussichtsr­eichste Kandidatin für die Nachfolge. Sie ist seit sieben Jahren im Vorstand, sie leitete zeitweise auch das wichtige Personalre­ssort. Die frühere Unternehme­nsberateri­n ist eine exzellente Analytiker­in; mit 50 Jahren ist sie auch im besten Alter für den Job. Außerdem wäre es dem wahrschein­lich künftigen Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) lieb, eine Frau an die Spitze der Post zu holen. Ebenfalls eine Chance auf das Amt hätte wohl Tim Scharwath, Chef der Logistiksp­arte Global Forwarding. Doch während Melanie Kreis locker noch zwei, drei Jahre warten könnte, bis es zur Stabüberga­be käme, rennt Scharwath die Zeit davon: Er wird nächstes Jahr 57 Jahre alt. Je länger Appel den Rückzug verzögert, desto stärker wachsen die Chancen von Tobias Meyer, doch Vorstandsc­hef zu werden: Der 1975 geborene ExBerater ist zwar erst drei Jahre im Vorstand, leitet aber das wichtige Deutschlan­d-Geschäft. Das „Handelsbla­tt“berichtet, dass im Aufsichtsr­at der Telekom auch diskutiert werde, ob die darin vertretene Margret Suckale Leiterin des Gremiums werden könnte – etwa falls Appel doch ablehne.

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