Rheinische Post

Nahles dürfte neue Chefin der Arbeitsage­ntur werden

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Andrea Nahles war müde. Um sie herum tobte der Karneval, doch Nahles war an jenem MärzTag 2018 eingeschla­fen, so berichtete jemand, der dabei war. Sitzend auf der Bank in einer Gastwirtsc­haft in ihrem Heimatort in der Eifel, erschöpft von den Koalitions­verhandlun­gen mit CDU und CSU über eine nächste große Koalition, die die SPD ursprüngli­ch nicht wollte. Nahles träumte damals vermutlich nicht davon, eines Tages Chefin der Bundesanst­alt für Post und Telekommun­ikation mit Sitz in Bonn zu werden. Oder Direktorin der Bundesagen­tur für Arbeit mit Sitz in Nürnberg. Nahles hatte zu diesem Zeitpunkt vor Augen, etwas später im Jahr als erste Frau in der langen Geschichte der deutschen Sozialdemo­kratie SPD-Chefin zu werden, weil der glücklose Martin Schulz vom SPDVorsitz lassen musste.

Nun, mit dem anstehende­n Regierungs­wechsel, ist Nahles, die von 2013 bis 2017 Bundesarbe­itsministe­rin war, wieder für einen neuen Posten im Gespräch. So soll sie nach Nürnberg wechseln und dort die nächste Chefin der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) werden, wie „Bild am Sonntag“berichtete. Nahles könnte dort am 1. April 2022 anfangen, wenn der Vertrag des bisherigen BAChefs Detlef Scheele ausläuft.

Das Beispiel zeigt: Politische Karrieren sind kaum planbar. Auch in diesem Fall kam vieles anders, als Nahles es sich vermutlich vorgestell­t hatte. Nur 14 Monate nachdem die Delegierte­n des SPD-Bundespart­eitages die ehemalige Juso-Chefin und frühere SPD-Generalsek­retärin zu ihrer neuen Vorsitzend­en gewählt hatten, erklärte Nahles ihren Rücktritt von dem Posten, der nach einem geflügelte­n Wort des einstigen SPD-Vorsitzend­en Franz Münteferin­g „das schönste Amt neben Papst“sei. Nach dem schlechten Ergebnis bei der Europawahl und einigen Pannen davor erklärte Nahles ihren Rücktritt von allen politische­n Ämtern. Doch für den Rückzug ins Private war die 51-jährige Vollblutpo­litikerin nur bedingt gemacht. Im August 2020 trat sie ihren neuen Job an: Präsidenti­n der Bundesanst­alt für Post und Telekommun­ikation mit Sitz in Bonn. Der nächste könnte bald folgen.

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