Geflüchtete in Lkw am Niederrhein
Vier Jugendliche, die nach England wollten, wären fast in einem Kühllaster erfroren.
Die dramatischen Bilder von Geflüchteten, die versuchen, von Frankreich nach Großbritannien zu kommen, gehen um die Welt. Doch nicht nur die Reise im Schlauchboot über den Ärmelkanal kann lebensgefährlich sein, wie jetzt der Fall von vier jungen Menschen aus Afghanistan zeigt. Sie wären fast in einem Kühltransporter erfroren.
Die 13, 16, 17 und 19 Jahre alten Flüchtlinge hatten in Calais einen Lastwagen aufgebrochen und sich im Laderaum hinter Kisten mit Lachs versteckt. Was die Männer nicht wussten: Bei dem Lkw handelte es sich um einen Kühltransporter, der nicht auf dem Weg nach England, sondern an den Niederrhein war. Der Wagen kam aus Straelen im Kreis Kleve, wo der Fahrer am frühen Sonntagmorgen sein Fahrzeug gegen 3.25 Uhr abstellte. Da hörte er plötzlich Klopfgeräusche aus dem Laderaum und verständigte die Polizei. Die Beamten öffneten die Tür und fanden hinter den Kisten die vier jungen Männer.
Das rettete ihnen vermutlich das Leben. Denn in dem Wagen herrschten Minusgrade, die Jugendlichen waren völlig unterkühlt. „Die Fahrt an den Niederrhein hat mehrere Stunden gedauert, viel länger hätten es die Menschen in dem Laderaum kaum ausgehalten“, berichtete Uwe Eßelborn, Sprecher der zuständigen Bundespolizei aus Kleve.
Die Geflüchteten hatten offenbar schon unterwegs um ihr Leben gefürchtet. Sie hatten dreimal Notrufe aus dem Lastwagen abgesetzt und um Hilfe gerufen. Tatsächlich hatten sie auch Polizeibeamte in Belgien am Telefon erreicht. Die konnten den jungen Männern aber nicht helfen, weil sie nicht wussten, wo sich die Geflüchteten gerade aufhalten. Versuche der belgischen Polizei, das Handysignal zu orten, scheiterten.
So war es das Glück der Geflüchteten, dass der Fahrer ihr Klopfen hörte. Er habe den Jugendlichen vermutlich das Leben gerettet, sagte der Polizeisprecher.
Nach England werden die vier jungen Männer erst einmal nicht kommen. Der Älteste wurde in Abschiebehaft genommen, um die drei minderjährigen Flüchtlinge soll sich jetzt das Jugendamt kümmern.