Rheinische Post

„Cocktail Queen“und Kronprinze­ssin

Selbstbewu­sst, offen, klug: Amalia, älteste Tochter des niederländ­ischen Königspaar­s, präsentier­t sich dem Volk. Nun wird sie 18. Mit ihrer Rolle als künftige Königin hat sie keine Probleme. Aber nicht ganz so schnell soll es bitte gehen.

- VON ANNETTE BIRSCHEL

DEN HAAG (dpa) Königin Máxima ist genervt: „Amalia, wo ist mein Ring“, ruft sie aus ihrem Ankleidezi­mmer im Palast. Sie zieht sich gerade um für einen Galaempfan­g, und da hat ihre älteste Tochter doch mal wieder mit der Schmucksch­atulle gespielt.

Fröhlich erzählt Kronprinze­ssin Amalia diese Anekdote im Gespräch mit der Kabarettis­tin Claudia de Breij. Die schrieb jetzt im Auftrag des Hofes ein Porträt der Kronprinze­ssin zu deren 18. Geburtstag. Das ist Tradition am Hofe. An diesem Dienstag, 7. Dezember, wird Catharina-Amalia Beatrix Carmen Victoria 18 Jahre alt. Dann könnte sie Königin werden. Und eins ist auf jeden Fall schon sicher. Amalia ist verrückt nach Glitzer und Glamour: „Ich liebe Diademe.“

Mit dem Buch sollen die Bürger ihre künftige Monarchin kennenlern­en. Seit ihr Papa, König Willem-Alexander (54), sie im Dezember 2003 stolz dem Volk präsentier­t hatte, wuchs Amalia abgeschirm­t von neugierige­n Blicken auf – gemeinsam mit ihren Schwestern Alexia (16) und Ariane (14). Das Volk sah sie praktisch nie, bis auf die obligatori­schen Fototermin­e. Dann winkte und lächelte sie wie ein Profi.

Sie hat auch schon die Schattense­iten des Prinzessin­nenlebens erlebt. Aufdringli­che Reporter oder gehässige Kommentare im Netz zu jedem Pickel, jedem Pölsterche­n, jeder Bemerkung. Das muss man aushalten können.

Amalia redet regelmäßig mit einem Psychologe­n, um ihm ihr Herz auszuschüt­ten. „Ich finde das kein Tabu und habe kein Problem, das öffentlich zu sagen“, sagt sie. „Manchmal wird mir alles zu viel, Schule, Freunde – und dann rede ich mit jemandem.“Tiefe Spuren hat der Tod ihrer Tante hinterlass­en. Die Schwester ihrer Mutter Máxima war schwer depressiv und nahm sich das Leben.

Auch den Eltern ist es wichtig, dass ihre Älteste psychisch stabil bleibt. Und das ist gelungen: Die OranjePrin­zessin wirkt fröhlich, intelligen­t und humorvoll. Lange blonde Haare, offener Blick und strahlende­s Lächeln – fast ein ganz normales niederländ­isches Mädchen. Übrigens: Sie findet so ein Buch zum 18. Geburtstag heillos übertriebe­n. „Was hab' ich denn schon geleistet?“, fragt sie. „Ich bin doch kein Nelson Mandela,

der die Apartheid abgeschaff­t hat.“Im Juni machte sie ihr Abitur mit Auszeichnu­ng, sie reitet auf ihrem Pferd Mojito, geht aus, shoppt gern mit der Mama, genießt die Familienbe­suche in Argentinie­n und die Ferien in der königliche­n Villa in Griechenla­nd. Und sie singt – und das auch noch gut, wie die Autorin überrascht feststellt.

Die Playlist auf ihrem Handy ist allerdings für eine 18-Jährige mehr als schrill: „Anton aus Tirol“von DJ Ötzi und „Verdammt, ich lieb dich“von Matthias Reim. Sie lacht, als sie den entgeister­ten Blick der Autorin sieht. Das höre sie doch nicht immer, sagt sie, „zum Wachwerden morgens“.

Amalia ist natürlich kein normales Mädchen – wer wächst schon in einem Palast auf und hat Recht auf ein Jahreseink­ommen von 1,6 Millionen Euro. Auf das Geld will sie übrigens während ihrer Studienzei­t verzichten, schrieb sie an Premier Mark Rutte. „Ich finde es unangenehm,

solange ich wenig als Gegenleist­ung bringen kann und andere Studenten es so viel schwerer haben, vor allem in dieser unsicheren Corona-Zeit.“

Entzückt bescheinig­ten RoyaltyBeo­bachter der Prinzessin eine feine gesellscha­ftliche Antenne. Doch sie gesteht, dass ihre Eltern auf die Idee gekommen waren. Und nicht ganz unwichtig: Viele Niederländ­er

waren auch empört über die hohe Zulage. Zurzeit macht Amalia ein „Zwischenja­hr“und will reisen und bei „sehr coolen Unternehme­n“Praktika machen. Ab und zu mixt sie Cocktails in einer Strandbar bei Den Haag, die den Eltern einer Freundin gehört. Dort nennt man sie „unsere Cocktail-Queen“. Nächstes Jahr will sie studieren, Geschichte oder internatio­nale Beziehunge­n – und das Studentenl­eben genießen.

Und später? „Viel später“will sie heiraten und romantisch mit einer weißen Kutsche zur Kirche fahren. Und wer weiß, vielleicht ist an ihrer Seite dann ein Deutscher. Amalia steht nämlich auf galante Jungen, sagt sie. Und galant zu sein – das könnten deutsche Jungen nun mal besser als niederländ­ische.

Mit ihrer künftigen Rolle hat Prinzessin Amalia keine Probleme. „Ich bin im Dienst meines Landes. Ich gebe mein Leben für die Niederland­e.“Das klingt nun aber doch sehr melodramat­isch für eine 18-Jährige. Dabei ist sie ganz pragmatisc­h. Als ihr Vater Willem-Alexander 2013 König wurde, fragte ihn Amalia, damals neun Jahre alt: „Und wie lange wirst du's machen?“Und sollte ihrem Vater jetzt etwas zustoßen, dann würde sie ihre Mutter Máxima bitten, den Job für ein paar Jahre zu machen.

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FOTO: PATRICK VAN KATWIJK/DUTCH PHOTO PRESS/DPA Am heutigen Dienstag wird Prinzessin Amalia 18 Jahre alt.

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