Steag prüft die Abspaltung der Kohlesparte
Die Stadtwerke hoffen, den Versorger so gut verkaufen zu können. Die Ampel lockt mit einer Bad Bank.
DÜSSELDORF Seit Langem kämpft der Energiekonzern Steag mit dem Niedergang. Zum Jahresende geht der Mann, der ihn nicht aufhalten konnte: Joachim Rumstadt „möchte nach rund 25 Jahren in Diensten des Essener Energieunternehmens eine Auszeit nehmen und sich dann neuen Aufgaben zuwenden“, hatte die Steag unlängst mitgeteilt. Das Steuer übernimmt Ex-Eon-Manager Andreas Reichel. Aber auch die Steag selbst soll sich ändern: Das Unternehmern prüft eine Aufspaltung in einen schwarzen und einen grünen Bereich, wie unsere Redaktion erfuhr. Hierüber werde auch im Eigentümerkreis
gesprochen. Entschieden sei aber noch nichts.
Danach könnten die Kohlekraftwerke in einen Bereich gehen; alle anderen Aktivitäten wie erste Grünstrom-Ansätze in einen anderen. Ein Steag-Sprecher erklärte dazu: „Wir prüfen immer wieder die Veränderung und Optimierung unseres Portfolios, zu Spekulationen äußern wir uns jedoch nicht.“
Hintergrund ist auch, dass klimabewusste Banken, Fonds und Versicherungen sich zunehmend von Unternehmen abwenden, die etwas mit Kohle zu tun haben. Die Steag hat aktuell 4000 Megawatt installierte Kohlekraftwerksleistung in Deutschland, davon dürfte bald nur noch das Kraftwerk Walsum 10 mit 725 Megawatt übrig bleiben.
Die Steag gehört den Stadtwerken Duisburg, Dortmund, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken. Ihnen könnte es durch die Aufspaltung leichter fallen, bis 2023 einen Käufer zu finden. „Wir prüfen natürlich, wie wir noch schneller zu einer attraktiven Steag kommen können, etwa durch eine Umorganisation. Das könnte bedeuten, bestimmte Assets in eine Extra-Gesellschaft zu überführen“, sagte Guntram Pehlke, Chef des Steag-Aufsichtsrates, dem Branchendienst Energate. Pehlke räumte ein: „Vor Abschluss der Restrukturierung wird die Steag nicht besonders sexy sein.“Restrukturierung
heiße Neuausrichtung auf erneuerbare Energien und der Abschied von der Kohle.
Dass die Stadtwerke die stolzen 1,2 Milliarden Euro wieder hereinholen, die sie einst an Evonik für den Steag-Kauf zahlten, gilt als unwahrscheinlich. Hilfe könnte vom Staat kommen. Im Koalitionsvertrag stellt die Ampel die Gründung einer Bad Bank in Aussicht: „Geprüft wird die Errichtung einer Stiftung oder Gesellschaft, die den Rückbau der Kohleverstromung und die Renaturierung organisiert.“So ging der Staat auch beim Ausstieg aus der Steinkohleförderung und der Atomkraft vor. Für Steag und RWE womöglich eine verlockende Hilfe.