Mehr Sicherheit für Fahranfänger
Neulinge am Steuer tragen das höchste Unfallrisiko. Die Verkehrsminister wollen Maßnahmen dagegen ergreifen. Im Gespräch sind eine längere Probezeit und Fahrsicherheitstrainings.
Auf die Fahranfänger in Deutschland kommen deutliche Verschärfungen zu. Nach Informationen unserer Redaktion planen die Verkehrsminister der Länder eine – so der Wortlaut –„umfassende Reform“mit neuen Maßnahmen, um junge Autofahrer zu bremsen und ihre Unfallquote signifikant zu senken. Das geht aus einem Beschlussvorschlag für die in dieser Woche tagende Verkehrsministerkonferenz von Bund und Ländern hervor.
Trotz des erfolgreich eingeführten Projekts „Begleitetes Fahren ab 17“, der Fahrerlaubnis auf Probe und des seit 2007 geltenden Alkoholverbots für Fahranfänger gibt es offenbar in puncto Sicherheit noch viel Luft nach oben. Zwar sei die Zahl der verunglückten Verkehrsteilnehmer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren seit 1991 um mehr als die Hälfte von 134.764 auf heute 59.747 zurückgegangen, heißt es in dem unserer Redaktion vorliegenden Papier für die Konferenz. Auch sank die Anzahl der Getöteten in dieser Alterklasse seit Beginn der 90er-Jahre von 2749 auf nunmehr 363. „Ungeachtet dieser positiven Entwicklung bleibt zu konstatieren, dass 18- bis 24-jährige Verkehrsteilnehmer immer noch das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr haben.“
Vorschläge, um dies zu ändern, liegen seitens der Bundesanstalt für Straßenwesen bereits auf dem Tisch: Demnach könnte die Probezeit für Fahranfänger von zwei auf drei Jahre verlängert werden. Eine Reduzierung um ein Jahr soll wiederum
dann möglich sein, wenn man etwa vier Monate nach dem Führerschein freiwillig zwei „Feedbackfahrten“à 90 Minuten mit geschulten Kursleitern absolviert, die nicht unbedingt aus der Fahrschule kommen müssen. Auch spezielle Fahrsicherheitstrainings
und Vorschläge zur Optimierung des begleiteten Fahrens sind weitere Optionen, über die auf dem Treffen beraten werden soll.
Besonders notwendig dürfte die Reform auch deshalb werden, weil
die Ampelkoalition jetzt das begleitete Fahren mit 16 Jahren ermöglichen will. Im Koalitionsvertrag heißt es, man wolle Jugendliche „schon frühzeitig für die Gefahren im Straßenverkehr“schulen. Die für die Koalitionsarbeitsgruppe „Mobilität“zuständige SPD-Verhandlungsführerin, Anke Rehlinger, sagte unserer Redaktion, die Pläne der Verkehrsminister passten gut zum Projekt der neuen Regierung. „Denn längere assistierte Fahrpraxis führt zu mehr Erfahrung, wenn man dann alleine am Steuer sitzt.“Die saarländische Verkehrsministerin ergänzte, zur Verbesserung der Fahrsicherheit von Anfängern sei zudem „eine umfassende Reform des Maßnahmensystems“notwendig. Laut Beschlussvorschlag soll eine BundLänder-Arbeitsgruppe bis Frühjahr 2022 die Umsetzung vorantreiben.
Auch mit den Folgen von Corona für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV ) wollen sich die Ressortchefs beschäftigen. Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen rechnet in diesem Jahr mit rund 3,6 Milliarden Euro an pandemiebedingten Einnahmeverlusten, 3,3 Milliarden waren es demnach im vergangenen Jahr. 2020 stellte der Bund bereits 2,5 Milliarden Euro für den ÖPNV-Rettungsschirm zur Verfügung, 2021 dürfte es eine Milliarde sein. Im Beschlussvorschlag für die Verkehrsministerkonferenz heißt es, aufgrund der aktuellen Entwicklung der Pandemie würden die Fahrgastzahlen auch im Jahr 2022 erheblich unterhalb des Niveaus von 2019 liegen. Daher müsse der Rettungsschirm fortgeführt werden. Das wiederum hat die Ampelregierung bereits zugesichert.
„18- bis 24-Jährige haben immer noch das höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr“Aus der Beschlussvorlage der Verkehrsministerkonferenz