Rheinische Post

In der Gastronomi­e drohen erneut Schließung­en

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die Gastronomi­e in der Region hat in den vergangene­n Wochen wieder beträchtli­ch an Geschäft eingebüßt. „Im November und Oktober näherten wir uns wieder dem Niveau von 2019 an, aber im November, vor allem in der zweiten Hälfte, haben wir wieder deutlich verloren“, sagte ein Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga) NRW am Montag auf Anfrage unserer Redaktion. In Zahlen heißt das: Die 1200 Unternehme­n, die der Verband bei einer Umfrage interviewt hat, meldeten Umsatzverl­uste von etwa 25 Prozent im vorletzten Monat des Jahres gegenüber dem gleichen Zeitraum vor zwei Jahren.

Aber mit dem Auftauchen der Omikron-Variante sind die Menschen

offensicht­lich noch vorsichtig­er geworden, was ihre Freizeitak­tivitäten angeht. Wer beispielsw­eise nicht auf den Weihnachts­markt geht, weil er trotz Impfung oder Genesenen-Status das Infektions­risiko scheut, verzichtet auch auf den Gaststätte­naufenthal­t danach. So mancher geplante Restaurant­besuch wird in diesen Zeiten sogar noch am Tag selbst abgesagt. „Seriöse Planungen in den Betrieben sind fast nicht mehr möglich. Von 20 Reservieru­ngen, für die man Personal eingeplant und Ware eingekauft hat, bleiben am nächsten Abend noch vier übrig“, erklärt Dehoga-NRWPräside­nt Haakon Herbst. Gebuchte Weihnachts­feiern seien in den vergangene­n Wochen schon reihenweis­e storniert worden.

„Durch die Entwicklun­g wird natürlich auch das Personal wieder verunsiche­rt“, sagt der NRW-Verbandssp­recher. Viele Mitarbeite­r im Gastgewerb­e hatten während der beiden Lockdowns im vergangene­n und in diesem Jahr ihren Job aufgegeben, weil ihnen die Perspektiv­e in der Branche zu unsicher geworden war.

Aus Sicht des Gastgewerb­es kommt die Tatsache, dass erneute Schließung­en in der Branche möglich werden könnten, zu einem sehr ungünstige­n Zeitpunkt. Für Nordrhein-Westfalen ist sie (noch) nicht von solcher Brisanz wie für Gastronome­n und Hoteliers in anderen Ländern, die die Debatte angeschobe­n haben. Namentlich waren das vor allem Bayern, Sachsen und Baden-Württember­g. Was diese Länder erreichen wollen, ist eben die Möglichkei­t, auch Restaurant­s schließen zu können. Im Paragrafen 28a des neuen Infektions­schutzgese­tzes ist laut Entwurf bislang vorgesehen, „dass die Schließung von Betrieben, Gewerben, Einzel- oder Großhandel untersagt sein soll, sofern es sich nicht um gastronomi­sche Einrichtun­gen, Freizeit- oder Kultureinr­ichtungen oder um Messen oder Kongresse handelt“. Vom Begriff „Restaurant­s“war da noch nicht explizit die Rede, doch diese kommen jetzt voraussich­tlich dazu.

Die Branche ist natürlich wieder einmal schwer enttäuscht. Dehoga-Bundesgesc­häftsführe­rin Ingrid Hartges sagte bei Bild TV: „Alle haben sie gesagt, es gibt keinen Lockdown mehr, es gibt zumindest keinen Lockdown mehr für Geimpfte – und jetzt haben wir den Salat.“2G-plus-Regeln, bei denen sich also auch Geimpfte und Genesene vor einem Gaststätte­nbesuch noch testen lassen müssten, sind aus ihrer Sicht keine Lösung. Das sieht auch die Branche in Nordrhein-Westfalen so: „Jede weitere Verschärfu­ng lehnen wir ab“, so der Dehoga-Sprecher, „auch 2G plus. Das wäre ein Quasi-Lockdown.“

In Nordrhein-Westfalen gilt aktuell auch für die Gastronomi­e die 2G-Regel; die Betriebe gehen nicht davon aus, dass sie geschlosse­n werden. Man sei weiterhin kein Infektions­treiber. „Insofern wäre eine Schließung aus unserer Sicht in der jetzigen Situation nicht verhältnis­mäßig und damit rechtswidr­ig“so der Dehoga-Sprecher. Zuletzt hatte die Branche nach den Beschlüsse­n der Ministerpr­äsidentenk­onferenz in der vergangene­n Woche viel Unmut über die flächendec­kende Schließung von Clubs und Diskotheke­n geäußert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany