In der Gastronomie drohen erneut Schließungen
DÜSSELDORF Die Gastronomie in der Region hat in den vergangenen Wochen wieder beträchtlich an Geschäft eingebüßt. „Im November und Oktober näherten wir uns wieder dem Niveau von 2019 an, aber im November, vor allem in der zweiten Hälfte, haben wir wieder deutlich verloren“, sagte ein Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) NRW am Montag auf Anfrage unserer Redaktion. In Zahlen heißt das: Die 1200 Unternehmen, die der Verband bei einer Umfrage interviewt hat, meldeten Umsatzverluste von etwa 25 Prozent im vorletzten Monat des Jahres gegenüber dem gleichen Zeitraum vor zwei Jahren.
Aber mit dem Auftauchen der Omikron-Variante sind die Menschen
offensichtlich noch vorsichtiger geworden, was ihre Freizeitaktivitäten angeht. Wer beispielsweise nicht auf den Weihnachtsmarkt geht, weil er trotz Impfung oder Genesenen-Status das Infektionsrisiko scheut, verzichtet auch auf den Gaststättenaufenthalt danach. So mancher geplante Restaurantbesuch wird in diesen Zeiten sogar noch am Tag selbst abgesagt. „Seriöse Planungen in den Betrieben sind fast nicht mehr möglich. Von 20 Reservierungen, für die man Personal eingeplant und Ware eingekauft hat, bleiben am nächsten Abend noch vier übrig“, erklärt Dehoga-NRWPräsident Haakon Herbst. Gebuchte Weihnachtsfeiern seien in den vergangenen Wochen schon reihenweise storniert worden.
„Durch die Entwicklung wird natürlich auch das Personal wieder verunsichert“, sagt der NRW-Verbandssprecher. Viele Mitarbeiter im Gastgewerbe hatten während der beiden Lockdowns im vergangenen und in diesem Jahr ihren Job aufgegeben, weil ihnen die Perspektive in der Branche zu unsicher geworden war.
Aus Sicht des Gastgewerbes kommt die Tatsache, dass erneute Schließungen in der Branche möglich werden könnten, zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Für Nordrhein-Westfalen ist sie (noch) nicht von solcher Brisanz wie für Gastronomen und Hoteliers in anderen Ländern, die die Debatte angeschoben haben. Namentlich waren das vor allem Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg. Was diese Länder erreichen wollen, ist eben die Möglichkeit, auch Restaurants schließen zu können. Im Paragrafen 28a des neuen Infektionsschutzgesetzes ist laut Entwurf bislang vorgesehen, „dass die Schließung von Betrieben, Gewerben, Einzel- oder Großhandel untersagt sein soll, sofern es sich nicht um gastronomische Einrichtungen, Freizeit- oder Kultureinrichtungen oder um Messen oder Kongresse handelt“. Vom Begriff „Restaurants“war da noch nicht explizit die Rede, doch diese kommen jetzt voraussichtlich dazu.
Die Branche ist natürlich wieder einmal schwer enttäuscht. Dehoga-Bundesgeschäftsführerin Ingrid Hartges sagte bei Bild TV: „Alle haben sie gesagt, es gibt keinen Lockdown mehr, es gibt zumindest keinen Lockdown mehr für Geimpfte – und jetzt haben wir den Salat.“2G-plus-Regeln, bei denen sich also auch Geimpfte und Genesene vor einem Gaststättenbesuch noch testen lassen müssten, sind aus ihrer Sicht keine Lösung. Das sieht auch die Branche in Nordrhein-Westfalen so: „Jede weitere Verschärfung lehnen wir ab“, so der Dehoga-Sprecher, „auch 2G plus. Das wäre ein Quasi-Lockdown.“
In Nordrhein-Westfalen gilt aktuell auch für die Gastronomie die 2G-Regel; die Betriebe gehen nicht davon aus, dass sie geschlossen werden. Man sei weiterhin kein Infektionstreiber. „Insofern wäre eine Schließung aus unserer Sicht in der jetzigen Situation nicht verhältnismäßig und damit rechtswidrig“so der Dehoga-Sprecher. Zuletzt hatte die Branche nach den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz in der vergangenen Woche viel Unmut über die flächendeckende Schließung von Clubs und Diskotheken geäußert.