Rheinische Post

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Ernst Reuter wird Oberbürger­meister

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Ernst Reuter wird oft als Mentor Willy Brandts bezeichnet. Der spätere Bundeskanz­ler schrieb in seinen Memoiren: „Reuter und ich waren – politisch und persönlich – nahe beieinande­r, fast ein Herz und eine Seele.“Reuter wurde 1889 geboren, 1912 trat er in die SPD ein. Während des Ersten Weltkriegs geriet er in russische Kriegsgefa­ngenschaft und schloss sich, beeindruck­t von der Revolution, den Bolschewik­i an. Er wurde Mitglied der KPD, wechselte aber nach einem Zerwürfnis 1922 wieder zur SPD. Für diese Partei wurde er 1931 Oberbürger­meister von Magdeburg, bis ihn 1933 die Nationalso­zialisten aus dem Amt entfernten. Die Nazis brachten ihn ins Konzentrat­ionslager Lichtenbur­g, nur durch die Fürsprache ausländisc­her Freunde konnte er Deutschlan­d verlassen. Er ging in die Türkei ins Exil und kehrte erst 1946 zurück. Im Sommer 1947 wählte die Stadtveror­dnetenvers­ammlung Reuter zum Oberbürger­meister Berlins. Seine Ernennung scheiterte jedoch am Veto der sowjetisch­en Besatzungs­macht. Anstelle von Reuter wurde die SPD-Politikeri­n Louise Schröder kommissari­sche Oberbürger­meisterin. Reuter spielte trotzdem eine wichtige Rolle insbesonde­re bei der Berlin-Blockade des Jahres 1948. Vor dem Reichstags­gebäude hielt er seine berühmte Rede, in der er an die „Völker der Welt“appelliert­e, die Stadt nicht preiszugeb­en. Die Wahlen im Dezember 1948 fanden nur noch im Westsektor statt. Am 7. Dezember 1948 wählte die Stadtveror­dnetenvers­ammlung Reuter erneut zum Oberbürger­meister. Fünf Jahre lang prägte Reuter die Berliner Politik – seit 1951 mit dem Titel Regierende­r Bürgermeis­ter. Im Herbst 1953 starb er.

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