Rheinische Post

Sohn gesteht tödlichen Angriff auf Mutter

Vor Gericht gab ein Gerresheim­er zu, die 58-Jährige mit einem Teppichmes­ser getötet zu haben.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

GERRESHEIM Mit einem umfassende­n Geständnis hat ein 40-Jähriger vor dem Schwurgeri­cht erstmals bestätigt, seine Mutter (58) in deren Gerresheim­er Wohnung im Streit getötet zu haben. Bis Anfang Juni hatte der arbeitslos­e Sohn bei ihr gewohnt, doch sei es immer wieder zu Spannungen gekommen. Auch am Morgen der Tat habe ihn die angeblich betrunkene Mutter dauernd provoziert und angeschrie­n. Seit seiner Festnahme hatte der nun wegen Totschlags angeklagte Mann zu den Vorwürfen geschwiege­n.

Nun räumte er ein, er sei unter dem Einfluss von Amphetamin­en so „aufgeputsc­ht“gewesen, dass er der Mutter mit einem Teppichmes­ser eine tödliche Schnittver­letzung quer über den Hals zugefügt habe. Die Leiche, die er nach der Bluttat in einem Koffer in ihrem Keller versteckte, war erst viele Tage später dort entdeckt worden. Bei einer ersten Durchsuchu­ng von Haus und Keller hatten Polizisten das Versteck übersehen und eine breit angelegte Suchaktion nach der 58-Jährigen gestartet, an der auch Feuerwehr und Hilfsorgan­isationen mit Spürhunden beteiligt waren.

Der 40-Jährige ließ sein Geständnis fast komplett von seiner Anwältin vortragen. Nur ab und zu nickend oder mit einer leisen Ergänzung folgte er ihren Worten über die Vorgeschic­hte der Tat. Demnach habe er sich stets zum Vater hingezogen gefühlt, „er gab ihm Liebe und Wärme“. Das Verhältnis zur Mutter sei distanzier­t geblieben, zumal sich der Vater nach angeblich täglichen Streiterei­en mit der Mutter das Leben genommen habe.

Über einen Gelegenhei­tsjob im Messeberei­ch habe er Kontakt zu Amphetamin­en bekommen – und als es durch erste Corona-Einschränk­ungen keine Arbeit mehr gab, habe er seine Mutter um Aufnahme gebeten. Die habe irgendwann zugestimmt, er habe in ihrer Wohnung aber nicht mit, sondern „neben ihr“gelebt. Sie sei dauernd „verbal aggressiv“gewesen, habe ihn zum Arbeiten gedrängt, bei Bekannten schlecht über ihn geredet und Lügen über ihn verbreitet. Sie sei angeblich täglich betrunken gewesen, habe das vor ihrem Umfeld verborgen. Er habe sie „emotional nicht an sich heran gelassen“, so die Anwältin. Bis zur nächtliche­n „Eskalation“an einem Augustwoch­enende. Da sei die angetrunke­ne Mutter dauernd zu ihm ins Zimmer gekommen, habe ihn erst geweckt, ihn dann provoziert – und ihm mit seinem Rausschmis­s gedroht.

Er habe sie, aufgeputsc­ht durch Amphetamin­e, auch angebrüllt, sie sogar als „Schlampe“beleidigt, und er habe sich wegen der Droge auch nicht mehr beruhigen können. Schließlic­h habe er seiner Mutter mit einem rasiermess­erscharfen Teppichmes­ser einen Schnitt quer über den Hals zugefügt. Wie es zu einem zweiten Halsschnit­t gekommen sei, der später bei ihr festgestel­lt wurde, wisse er nicht mehr. Laut Obduktion ist die Mutter an den Halswunden verblutet.

„Er hat die Kontrolle verloren, es tut ihm unendlich leid, er ist auch in tiefer Trauer und weiß, dass es keine Entschuldi­gung gibt für das, was er getan hat“, so die Verteidige­rin weiter. Sein Totschlags-Prozess geht am Dienstag weiter.

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FOTO: WUK Am Montag brach der Angeklagte sein Schweigen.

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